Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
Vom Netzwerk:
nun ein kariertes A5-Blatt heraus, das jemand aus einem Notizbuch gerissen und drei- oder viermal gefaltet hatte. »Hier.« Er beugte sich mit dem Blatt in der Hand in meine Richtung, aber ich zeigte auf den Tisch.
    »Legen Sie’s einfach so hin, dass ich’s lesen kann.«

    Er legte es auf den Nice Matin vom Vortag und drehte es zu mir um. Dies war nicht seine Schrift, außer er hatte seit heute Morgen Schönschreibunterricht genommen.
    Diese Schrift war senkrecht und sehr gleichmäßig; sie erinnerte mich an einige Mädchen in meiner
    Gesamtschule, die stundenlang ihre Übungshefte voll geschrieben hatten. Und sie gehörte einem Briten oder Amerikaner. Zur ersten Adresse gehörte die Zahl 617: die Eins sah nicht wie eine Sieben aus, und die Sieben hatte keinen Querstrich.
    Hinter Monaco war Fri vermerkt. Bei Nizza stand Sat .
    Und zu Cannes gehörte Sun . »Von wem haben Sie das hier?«
    Er zuckte mit den Schultern, ärgerte sich sichtlich über sich selbst und war bestimmt aus dem Gleichgewicht gebracht, weil er wusste, dass er Mist gemacht hatte, als er anfangs vor lauter Nervosität versucht hatte, mir die Adressen aufzudrängen, damit ich möglichst schnell verschwand. »Niemand, das ist meine –«
    »Das ist nicht Ihre Handschrift. Wer hat Ihnen das aufgeschrieben?«
    »Das darf ich nicht … Ich wäre –«
    »Schon gut, schon gut, ich will’s gar nicht wissen.
    Wen kümmert das schon?« Tatsächlich mich, aber es gab wichtigere Dinge, die mir Sorgen machten, und
    außerdem glaubte ich zu wissen, von wem dieser Zettel stammte. »Kennen Sie die Namen der Geldeinsammler –
    oder der Hawallada ?«
    Fettkloß schüttelte den Kopf und schnaufte dabei
    wieder, was vermutlich an seiner unmäßigen Qualmerei lag. Er konnte nicht älter als vierzig sein, aber wenn er so weitermachte, würde er vor seinem Sechzigsten an
    Lungenkrebs sterben.
    »Um welche Tageszeit soll kassiert werden?«
    »Dies ist alles, was ich herausbekommen konnte.«
    »Woher weiß ich, dass diese Angaben zutreffen?«
    »Dafür kann ich garantieren. Dies sind sehr
    zuverlässige Informationen.«
    Ich ging zu finsteren Drohungen über. »Das will ich hoffen, denn Sie wissen, was Ihnen sonst blüht, nicht wahr?«
    Fettkloß lehnte sich auf dem Sofa zurück und studierte meinen Gesichtsausdruck. Dabei wirkte er nicht nervös, was mich überraschte. Er lächelte sogar. »Aber dazu kommt’s nicht wirklich, stimmt’s? Mit solchen Dingen kenne ich mich aus. Wie hätte ich sonst so lange
    überlebt?«
    Er hatte völlig Recht. Ich konnte ihm nicht das
    Geringste anhaben. Solche Kerle können mit einem
    anstellen, was sie wollen. Liefern sie hochwertiges Material, kann ihnen nichts passieren, außer Leute wie George beschließen, sie liquidieren zu lassen. Aber was Quellen oft nicht begreifen, ist die Tatsache, dass sie nur nützlich sind, solange sie Informationen liefern können.
    Danach interessiert sich niemand mehr für sie. Von Lofti und Hubba-Hubba abgesehen, meine ich; die beiden
    würden sich auch später sehr für ihn interessieren.
    Er betrachtete mich nachdenklich, während er sich eine neue Zigarette anzündete. Rauch quoll ihm aus Mund und Nasenlöchern, als er weitersprach. »Wissen Sie, was ›Slim‹ bedeutet?«
    Ich nickte. Dieses Wort kannte ich aus Afrika.
    »Das habe ich – Slim. HIV-positiv, bisher noch kein Vollbild-Aids. Ich pumpe mich mit Antiretroviren voll und versuche, das Unvermeidbare hinauszuzögern, aber es wird kommen, außer ich … Nun, was kümmert mich, was Sie mir antun könnten? Aber ich habe mich oft gefragt, was mit Zeralda war. Ich habe mich gefragt, ob er ebenfalls Slim hatte …« Er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, konnte aber nicht verhindern, dass seine Mundwinkel leicht nach oben gingen. »Wer weiß?
    Vielleicht hatte er’s, vielleicht nicht. Slim ist eine heimtückische Krankheit. Sie schleicht sich kaum
    merklich ein.« Er schnippte ärgerlich etwas
    Zigarettenasche auf den Teller. »Vielleicht sollten auch Sie einen Aids-Test machen lassen. Bei Ihrem
    Unternehmen ist eine Menge Blut geflossen, nicht
    wahr?«
    Er füllte seine Lunge wieder mit Nikotin, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Diese Sache amüsierte ihn sichtlich.
    Ich dachte nicht daran, ihn wissen zu lassen, dass Zeraldas vergossenes Blut mir keine allzu großen Sorgen machte. Ich wusste, dass das Risiko, mich bei ihm angesteckt zu haben, ungefähr so groß war, wie am selben Tag, an dem ich das große Los

Weitere Kostenlose Bücher