Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
Dior und Van Cleef und weiteren mit einer Schutzschicht überzogenen Gummibäumen. Jenseits der Kreuzung vor mir lag die Place du Beaumarchais, ein großer Rasenplatz mit Wegen und Bäumen. Rechts davon stand das Palais de la Scala, ein eindrucksvoller fünfstöckiger Bau im alten französischen Stil mit makellos cremeweißem Anstrich und geschlossenen
Fensterläden.
Ich fuhr den Rand des Platzes entlang und in die
Tiefgarage gleich neben dem Palaiseingang. Unten
quetschte ich mich neben einen in New Jersey
zugelassenen eleganten, blitzend neuen Acura. Wie dieser Sportwagen hierher kam, war mir ein Rätsel; vielleicht war er an Bord einer Jacht über den Atlantik gebracht worden.
Oben auf der Straße ging ich zu der Einkaufspassage hinüber. Die Sonne kam eben über die Hausdächer, und ich setzte meine Sonnenbrille auf, die meine
Baseballmütze für den kurzen Spaziergang unter den Überwachungskameras ergänzte.
Als ich die Tür zur Einkaufspassage mit der Schulter aufstieß, stieg mir sofort der betäubende Geruch von Geld und Politur in die Nase. Ich nahm meine
Sonnenbrille ab. Kleine Shops, die Kaviar und
Champagner verkauften, säumten einen Marmorkorridor.
Eine Glastür links neben dem Eingang führte ins
Hauptpostamt, dessen Schalterhalle so prächtig wie die einer Privatbank war. Der Korridor führte ungefähr vierzig Meter weiter, bevor er links abknickend
verschwand. Kurz davor standen die Tische und Stühle eines Cafés. Große koffeinfreie Kaffees und das Wall Street Journal schienen dort Standard zu sein. Zwischen den Tischen bewegten sich smart gekleidete Leute mit auf dem Marmorboden klickenden Absätzen.
Auf halbem Weg sah ich rechts eine römische
Marmorsäule und eine zweiflüglige Glastür. Ein Schild verkündete, hier befinde sich der Empfangsbereich für die Bürosuiten, die alle fünf Stockwerke des Gebäudes einnahmen.
Ich schlenderte in Richtung Café und sah im
Vorbeigehen auf die große Plexiglastafel mit Angaben darüber, welche Firma in welcher Bürosuite zu finden war. Ein Blick genügte, um mir zu zeigen, dass ihre Namen alle mit Monaco anfingen: die Monaco Financial Services Company, Monaco dies, Monaco jenes. Die
Firmen waren nach Stockwerken verteilt angeordnet, aber ich ging zu schnell und mein Verstand arbeitete zu langsam, als dass ich hätte erkennen können, welche in der Bürosuite 617 residierte.
Ich ging an der verwirrenden Vielzahl von
Messingschildern vorbei weiter. Hinter der zweiflügligen Glastür lag der Empfangsbereich, in dem eine elegant gekleidete Schwarzhaarige an der Rezeption saß. Hinter ihr schwenkte eine an der Wand montierte
Überwachungskamera hin und her, während sie
telefonierte.
Im Café setzte ich mich so an einen freien Tisch, dass ich den Empfangsbereich im Auge behalten konnte. Bei dem Kellner, der sofort neben mir auftauchte, bestellte ich einen Café crème . Mein Versuch, Französisch zu sprechen, beeindruckte ihn nicht allzu sehr. »Klein oder groß?«, fragte er auf Englisch.
»Groß und dazu zwei Croissants, bitte.«
Er musterte mich mit einem Blick, als hätte ich mich mit dieser Bestellung als Fresssack enttarnt, und verschwand wieder im Café.
Ich sah nach rechts, um zu begutachten, was hinter der Ecke lag. Ein sehr elegant wirkendes Lederwarengeschäft verkaufte glänzende Gürtel und andere Artikel aus Leder, und eine chemische Reinigung hatte mehrere Ballkleider in ihrem Schaufenster. Gegenüber der Reinigung hatte sich ein Porzellanladen etabliert. Dieser Teil des Korridors war nur etwa fünfzehn Meter lang und wurde von einer weiteren Glastür abgeschlossen. Ich konnte sehen, wie Sonnenlicht sich draußen in einer
Windschutzscheibe spiegelte.
Meine Bestellung kam, während gut angezogene Leute an den anderen Tischen ihren Kaffee austranken und ihre süßen Brötchen aufaßen, bevor sie ins Büro gingen. Die lauteste Stimme, die ich hören konnte, stammte jedoch aus den englischen Home Counties. Eine Frau Anfang vierzig mit wallender Mähne unterhielt sich mit einer älteren Freundin. Gemeinsam trugen die beiden genug Make-up, um einen Granattrichter damit aufzufüllen.
»Oh, Darling, ist das nicht schrecklich? Ich kann in London keine Strumpfhosen finden, die lang genug für meine Beine sind. Die bekommt man heutzutage
anscheinend nur in Schweden. Ich meine, ist das nicht absolut lächerlich?«
Andere Gäste sprachen auf Französisch, Italienisch, Englisch oder Amerikanisch leise, fast verstohlen in ihre
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