Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz
Teller trat. Dann setzte ich den Fuß ganz auf und verlagerte allmählich mein Gewicht, bis ich das linke Bein nachholen konnte. Dabei ließ ich mir Zeit,
konzentrierte mich auf diese Aufgabe und machte mir keine Sorgen, ob ich etwa durch die Kabinentür gesehen werden konnte. War das der Fall, würde ich’s sehr bald erfahren. Es war besser, Zeit und Kraft für die jeweilige Aufgabe einzusetzen, als sich darüber Sorgen zu machen, was alles schief gehen könnte. Nervös konnte ich immer noch werden, wenn tatsächlich etwas schief ging.
Ich wandte mich nach rechts, wo ein schmaler
Deckstreifen an der Kajüte vorbei aufs Vordeck führte –
und zu der Leiter, über die ich aufs Oberdeck über der Kabine gelangen würde. Ich konzentrierte mich so sehr, dass das kaum wahrnehmbare Rascheln meiner
Plastikhandschuhe mir fast ohrenbetäubend laut erschien.
Dann erreichte ich die Leiter, setzte den rechten Fuß auf die unterste der fünf Sprossen und belastete das
Aluminium sehr langsam. Das Kabinenfenster lag nur etwa fünfzehn Zentimeter rechts neben mir. Den
Handlauf wollte ich lieber nicht benutzen, um die Nieten nicht unnötig zu belasten.
Als ich den linken Fuß auf die nächste Sprosse stellte, ertönte ein metallisches Knarren. Mein Mund stand offen, damit ich die Atemgeräusche unter Kontrolle hatte; meine Augen waren krampfhaft aufgerissen, damit ich im Dunkel nicht gegen irgendein Hindernis prallte. Ich stieg langsam und vorsichtig weiter und überzeugte mich immer wieder davon, dass Sprengsatz, Pistole und
Bauchtasche sich bestimmt nicht lösen und aufs Deck knallen konnten.
Ich verlagerte mein Gewicht auf die letzte Sprosse, ergriff mit einer Hand die Reling des Oberdecks und zog mich langsam daran hoch.
Ich kauerte auf allen vieren auf dem Oberdeck,
während die Scheinwerfer zweier aus Monaco
kommender Autos den Hauptmast anstrahlten, bis sie in Richtung Stadt vorbei waren. Dann kam ich langsam auf die Beine, damit ich das Deck über den Schlafenden nur an zwei Punkten berührte. Ich musste sechs langsame, vorsichtige Schritte machen, um die Sitzbänke zu
erreichen. Dort ließ ich mich auf die Knie nieder und versuchte festzustellen, wie die Überzüge verzurrt waren.
Wie sich zeigte, ließen sie sich seitlich mit breiten Klettbändern schließen. Diese Verschlüsse durfte ich in unmittelbarer Nähe des Feindes unter keinen Umständen einfach aufreißen.
Ich hörte das Geräusch einer sich öffnenden
Schiebetür, lautes Lachen und dazwischen deutsche Stimmen.
Lofti meldete sich über Funk. »Foxtrotter! Wir haben Foxtrotter!«
Ich konnte nicht mehr tun, als auf dem Oberdeck zu Boden zu gehen und dann auf dem Bauch in den Schutz der Sitzbank vor dem Steuerstand zu robben. Dort lag ich auf einer Art Sonnendach, einer dicken Plexiglasscheibe, durch die ich in die Kajüte hätte sehen können, wenn sie nicht von innen mit einer Jalousie abgedeckt gewesen wäre.
Ich ließ meine Stirn auf dem Plexiglas ruhen und
bemühte mich, nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn die Jalousie zufällig geöffnet wurde. Ich hörte das Geräusch, mit dem die Schiebetür geschlossen wurde, und Schritte auf dem Pier hinter mir. Dann kam das Winseln eines Hundes, der jedoch von seinem Herrn auf Deutsch scharf zurechtgewiesen wurde.
Mir blieb nichts anderes übrig, als hier zu warten, bis Lofti wieder Entwarnung gab. Ich legte mein Ohr aufs Plexiglas, um auf Geräusche aus der Kajüte zu horchen.
Unter mir war alles still, und hinter der Jalousie blieb es zum Glück dunkel.
Ich lag mit offenem Mund regungslos da und sah, wie meine Atemfeuchtigkeit sich auf dem Plexiglas
niederschlug. Auf dem Parkplatz wurden Autotüren
zugeknallt, dann sprangen Motoren an.
Ich blieb, wo ich war, wagte kaum zu schlucken und bewegte nur die Augen, während ich beobachtete, wie die Autos in Richtung Nizza davonfuhren.
Dann meldete Lofti sich flüsternd. »Alles klar.«
Ich sparte es mir, seine Meldung mit einem
Doppelklick zu bestätigen, denn das hätte Bewegung und Geräusche bedeutet. Unter mir war es weiterhin still, aber ich wollte von diesem Sonnendach wegkommen. Nur
durch eine Plexiglasscheibe und eine geschlossene Jalousie von einem Trio aus Al-Qaida-Leuten getrennt zu sein entsprach nicht gerade meiner Vorstellung von Spaß.
Ich fing an, mich auf Handballen und Zehenspitzen in Bewegung zu setzen.
»Weitere Foxtrotter, weitere Foxtrotter!«
Ich konnte nicht erkennen, wen er damit meinte, aber das
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