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Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone - 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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spielte keine Rolle. Ich streckte mich wieder flach aus. Im nächsten Augenblick hörte ich irgendwo entlang des Piers leise Stimmen. Auch sie schienen Deutsch zu sprechen.
    »Zwei Männer an Deck, rauchend.«
    Ich tastete langsam nach meinem Sony.
    Klick, klick.
    Diese Sache würden wir abwarten müssen. Ich konnte jetzt nur hoffen, dass mich niemand sehen würde.
    Ich blieb unbeweglich liegen, wo ich war: mit
    gespitzten Ohren, verstopfter Nase und feuchter linker Gesichtshälfte. Die murmelnden Stimmen sprachen
    eindeutig Deutsch. Ich konnte sogar Pfeifenrauch
    riechen, als Hubba-Hubba sich jetzt meldete. »Achtung, vier Foxtrotter zu dir unterwegs, Lima.«
    Ich hörte das Doppelklicken, mit dem Lofti diese
    Warnung bestätigte. »Sie sind an dem ersten Pier, gehen geradeaus weiter. Sie müssen zu Pier 9 unterwegs sein.
    November, bestätigen.«
    Ich drückte vorsichtig zweimal die Sprechtaste. Er hatte natürlich Recht: Diese vier Leute mussten zu Pier 9
    wollen.
    Lofti meldete sich erneut. »November, soll ich sie stoppen?«
    Wie zum Teufel wollte er das anstellen? Sie

erschießen?
    Waren sie zu einem der benachbarten Boote
    unterwegs, würden sie mich sehen. Ich konnte bereits Schritte und das Murmeln von Stimmen hören, die sich in einer vorläufig noch undefinierbaren Sprache
    unterhielten. Sie waren eindeutig in meine Richtung unterwegs.
    Als ich zweimal die Sprechtaste des Sony drückte, meldete Hubba-Hubba sich sofort.
    »Hotel stoppt sie.«
    Von der Ladenzeile klang das laute Klirren
    zersplitternden Glases herüber. Eine Mikrosekunde später schrillte das an- und abschwellende Heulen einer
    Alarmanlage los.

    28
    Ich erstarrte.
    Die orangerote Drehleuchte über einem Ladeneingang begann ihr grelles Licht über die Marina zu werfen. Ich konnte mich nur auf dem Plexiglas liegend so flach wie möglich machen, während mein Puls jagte. Die vier neuen Leute, deren Stimmen überrascht klangen, redeten Französisch durcheinander, während die Deutschen sich etwas zuriefen.
    Aus der Kajüte unter mir drangen laute arabische
    Stimmen. Jemand prallte gegen ein Möbelstück. Ein Glas zersplitterte. Licht flammte auf. Durch den schmalen Spalt am Rand der Jalousie konnte ich senkrecht auf glänzend poliertes Holz unter dem vorderen Fenster hinunterblicken. Eine Hand grapschte nach Dingen, die ich nicht sehen konnte, und verschwand wieder. Ein Rücken in einem blauen Hemd kam in Sicht. Die Kerle dort unten waren bereits angezogen. Sie hatten
    wahrscheinlich so geschlafen, um jederzeit flüchten zu können. Ich hörte sie aufgeregt miteinander schwatzen.
    Sie befanden sich in wilder Panik, weil sie glaubten, das Sirenengeheul dort draußen gelte ihnen.
    Dann hörte ich eine englische Stimme, männlich und gebildet, sehr ruhig, sehr beherrscht. »Wartet, lasst mich erst nachsehen. Lasst mich nachsehen! «
    Ich sah einen lockigen schwarzen Haarschopf und ein verwaschenes, ehemals weißes T-Shirt. Das Haar war auf einer Seite flach gedrückt, wahrscheinlich hatte sein Besitzer auf dieser Seite geschlafen. Jetzt spähte er hinter der Jalousie zu der Ladenzeile hinüber.
    Auch auf anderen Jachten gab es Bewegung. Licht
    flammte auf, und einige Leute wagten sich an Deck, um nachzusehen, was das Sirenengeheul bedeutete. Die Blinkleuchte erhellte noch immer das ganze
    Hafenbecken, und ich blieb steif liegen, nahm das Auge nicht von dem schmalen Spalt und versuchte, durch den feuchten Niederschlag auf dem Plexiglas zu erkennen, was unter mir vorging.
    Als der Mann unter mir sich umdrehte, konnte ich sein Gesicht erkennen. Es war Lockenkopf, das stand fest: der Kerl aus Juan-les-Pins und auf den Polaroidfotos. Jetzt wusste ich sicher, von wem Fettkloß seine Informationen bekam. Das war etwas, das George erfahren musste.
    Er war auffällig hager. Seine Schulterblätter ragten aus dem T-Shirt, als trage er darunter einen Kleiderbügel. Die Lockenmähne ließ seinen Kopf im Verhältnis zum
    Körper unnatürlich groß erscheinen. Er hatte sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert und sah mit seiner leichten Hakennase und den tief in den Höhlen liegenden Augen wie jemand aus einem Roman von Charles
    Dickens aus. Er wäre der Kerl gewesen, der Oliver Twist das Leben zur Hölle machte.
    »Alles okay«, sagte er gelassen. »Bloß eine
    Alarmanlage. Kein Grund zur Aufregung …«
    Wieder erregtes arabisches Gebrabbel. Er vertrat
    eindeutig die Stimme der Vernunft. »Nein, eine
    Alarmanlage – ein Mittel gegen Einbrecher. Ihr wisst

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