Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
kippte.
Es wurde Zeit zu handeln.
Seine Augen starrten noch immer in meine. Meine Hände lagen weiter so auf meinem Kopf, dass mein Ellbogen sich auf einer Höhe mit der Waffe der Schwarzhaarigen befand. Ich atmete langsam tief durch, zählte bis drei und spreizte dann ruckartig die Arme, um die Pistolenmündung von mir wegzudrücken. Sie rief eine Warnung, als sähe Pferdeschwanz nicht selbst, was hier passierte. Ich warf mich nach links, rammte sie und beförderte sie mit einem Bodycheck ins Wasser.
Pferdeschwanz stürzte sich auf mich. Ich zog den Kopf ein und traf sein Gesicht mit der Stirn. Knochen knirschte auf Knochen, und er ging zu Boden. Während ich ihm folgte, sah ich Sterne vor den Augen. Ich hatte das Gefühl, einer Mauer einen Kopfstoß versetzt zu haben.
Während Leather Girl unter uns herumplanschte, machte er ein Hohlkreuz und versuchte, an seine Pistole heranzukommen, die er in einem Halfter hinter der rechten Niere trug. Als dabei seine Jacke aufging, sah ich, dass er in einer Gürtelhalterung ein Handy trug, das ich leichter erreichen konnte als meine Browning oder seine Pistolenhand. Ich riss das Gerät heraus, kniete mich auf ihn und benutzte die kurze Antenne wie einen Dolch, den ich ihn in Brust und Schultern stieß. Ich wollte ihn nicht umbringen, aber ich musste ihn so lange außer Gefecht setzen, dass ich flüchten konnte. Er schrie vor Schmerzen, und ich spürte sein Blut warm auf meiner Hand, während mir das eigene aus einer Platzwunde in die Augen lief. Meine Kopfschmerzen waren ein Alptraum. Ich stieß immer wieder zu, vielleicht noch sieben- bis achtmal, ich zählte nicht mit. Zum Teufel mit ihm und seiner Waffe, ich wollte nur etwas Entfernung zwischen die beiden und mich bringen. Ich rappelte mich auf und rannte stolpernd auf die Betontreppe zu.
Pferdeschwanz schrie weiter vor Schmerzen, während er sich hinter mir am Boden wälzte, und ich konnte die in allen Weltsprachen erklingenden aufgeregten Rufe von Leuten auf den Booten hören. Die Schwarzhaarige machte mir keine allzu großen Sorgen. Sobald sie wieder aus dem Wasser war, würde sie sich um ihren Partner kümmern, ihn versorgen. Eigentlich konnte er noch von Glück sagen. Ich hätte mich auf sein Gesicht konzentrieren oder ihn bis zur Bewusstlosigkeit würgen können.
Ich nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal, als plötzlich Loftis Stimme aus meinem Ohrhörer drang. »Hallo, November ... November, Sprechprobe.« Praktisch gleichzeitig sah ich die Scheinwerfer eines Autos, das sich aus BSM kommend der Zufahrt zum Jachthafen näherte. Ich setzte mit einem Sprung über die »I fuck girls!«-Bank und drückte die Sprechtaste des Sony, während ich in die Büsche stolperte. »Weiterfahren, hier gibt’s ein Drama, nicht anhalten. Fahr zu Hotels Wagen. Dort siehst du meinen stehen, warte dort, warte dort. Verstanden?«
Klick, klick.
Schmutz bedeckte meine blutige rechte Hand und das Handy, das sie noch immer umklammert hielt. Die Scheinwerfer von Loftis Wagen glitten an der Hafenzufahrt und wenig später auch an mir vorbei, als ich das Badetuch mit meiner Ausrüstung zusammenraffte und die Hecke entlang davonrannte. Die Schreie und die auf den Booten aufflammenden Lichter blieben hinter mir zurück.
Sobald ich die Hauptstraße erreichte, spurtete ich bergauf, so schnell ich konnte, und war darauf gefasst, jederzeit wieder über die Hecke verschwinden zu müssen, wenn mir ein Auto entgegenkam. Meine Kehle war wie ausgedörrt, und meine Lunge schmerzte, als ich keuchend Sauerstoff einsog, während ich mit dem freien Arm pumpte, um rascher den Hügel hinauf und um die erste Kurve zu kommen. Oben traf ich Hubba-Hubba und Lofti an, die ohne Licht und mit laufendem Motor in dem Focus warteten. Als Lofti mich kommen sah, entriegelte er sofort die Türen.
Ich warf mich auf dem Rücksitz. »Los, fahr zu! In Richtung Monaco und schnellstens von der Hauptstraße runter - los, los, Tempo, fahr schon!«
Der Motor des Ford heulte auf, als wir auf die Straße hinausschossen und davonrasten, während ich wieder zu Atem zu kommen versuchte.
Ich steckte das Handy zu meiner Ausrüstung in das Badetuch und rieb mir gleichzeitig Blut und Schmutz von den Händen.
»Die Neunter Mai ... sie ist fort. Das glaube ich zumindest. Ich konnte nur zwei Piers absuchen. In dem Campingbus war tatsächlich Polizei. Sie hat mich angehalten.«
Die beiden machten unglückliche Gesichter.
»Das ist in Ordnung, ich glaube, sie wollte lediglich die
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