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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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zu begleiten. Seit den Anschlägen vom 11. September war der Nahosttourismus praktisch zum Erliegen gekommen, und die wenigen Touristen, die noch den Mut hatten, dorthin zu reisen, wollten jemanden, der auf sie aufpasste. Carrie stimmte mir zu, es sei eine gute Idee, etwas Geld zu verdienen, bevor ich mich auf das langwierige Verfahren zur Erlangung der US-Staatsbürgerschaft einließ. Bis ich sie erhielt, konnte ich nur einfache Arbeit annehmen, sodass ich damit rechnen musste, ständig in Geldnöten zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr erklären sollte, dass mein Einbürgerungsantrag so schnell bewilligt worden war, aber dieses Problem würde ich lösen, wenn es so weit war. Jetzt saß ich da und sah in den trüben grauen Tag hinaus, während draußen dick bereifte Bäume vorbeiflitzten und die wenigen Autos weißliche Auspuffschwaden ausstießen. Alles nicht gerade ein verheißungsvoller Anfang für unsere gemeinsame Zukunft, aber das ließ sich nicht mehr ändern. Ich musste einfach nach vorn blicken.
    Nach zweitägiger Schleichfahrt neunzig Meter unter dem Spiegel des Mittelmeers waren wir der Küste Nordafrikas folgend endlich wieder in Alexandria eingelaufen. Wie vorhergesagt, war das Wetter ungefähr zehn Stunden nach unserem Anbordgehen umgeschlagen, aber davon hatten wir so tief unter dem Meeresspiegel natürlich nichts mitbekommen. Am Pier wartete ein Chrysler Voyager auf uns; irgendjemand schnappte sich meinen Rucksack, und ich bekam ihn nie wieder zu sehen. In der folgenden Woche brauchte ich nur in einem Hotelzimmer in Kairo abzuwarten, bis die Bestätigung kam, dass es sich bei dem Kopf, den ich mitgebracht hatte, tatsächlich um Zeraldas Schädel handelte. Sonst wären wir vermutlich zurückgeschickt worden, um den
    richtigen Kopf zu holen.
    Ich wusste noch immer nicht, weshalb ich den Auftrag gehabt hatte, Zeraldas Schädel mitzubringen, und das war mir weiterhin egal. Wichtig war nur, dass George in ein paar Tagen nach Boston kommen und mir Nick Stones druckfrischen US-Reisepass, Sozialversicherungsausweis und in Massachusetts ausgestellten Führerschein aushändigen würde. Ich war kurz davor, ein real existierender Mensch zu werden.
    Ich sah mich in dem Zug um. Den meisten meiner Mitreisenden war es inzwischen zu langweilig geworden, den Idioten anzustarren, der sich ohne Wasser die Zähne putzte und den Schaum hinunterschluckte, und sie waren wieder in ihre Zeitungen vertieft. Afghanistan beherrschte die Schlagzeilen, die übereinstimmend berichteten, der Krieg komme gut und mit minimalen Verlusten voran. Kämpfer der Nordallianz waren als Silhouetten vor der untergehenden Sonne abgebildet, wie sie Soldaten der U.S. Special Forces beobachteten, deren mitgeschleppte Ausrüstung einen Lastesel überfordert hätte.
    Ich kaute auf meiner Zahnbürste herum und sah dabei aus dem Fenster. Rechts neben mir verlief parallel zu den Gleisen die ebenfalls durchs gefrorene Marschland führende Küstenstraße. Wir überholten ein Taxi, dessen Seitenfenster mit patriotischen Aufklebern geschmückt waren; an der Antenne hing sogar ein kleines Sternenbanner. Ich konnte den Fahrer nicht sehen, wusste aber, dass er Inder oder Pakistaner sein musste. Diese Leute wollten in den jetzigen unruhigen Zeiten nichts dem Zufall überlassen.
    Das Marschland blieb zurück, und auf beiden Seiten der Strecke tauchten weiß gestrichene Holzhäuschen auf, dann kamen Supermärkte und die Verkaufsplätze von Gebrauchtwagenhändlern, auch sie patriotisch mit Sternenbannern geschmückt. Ich fühlte mein Herz vor Vorfreude rascher schlagen. Ich würde nicht mehr für die Firma arbeiten, keine weiteren Aufträge mehr für George übernehmen müssen. Ich hatte wirklich das Gefühl, vor mir läge endlich ein Neuanfang. Ich war frei.

 
6
    Als der Zug hielt und die Leute aufstanden, ihre Mäntel anzogen und ihre Mützen aufsetzten, steckte ich die Zahnbürste in meine braune Nylontasche. Die automatischen Türen öffneten sich und gaben den Blick auf Schilder mit der Aufschrift Wonderland Station frei. Ich stieg aus und nahm dabei meine Reisetasche auf die Schulter. Das Wetter erinnerte mich sofort und drastisch daran, dass ich nicht mehr in Nordafrika war. Die Temperatur betrug schätzungsweise zehn Grad unter null. Während ich mich der zur Bahnsteigsperre hastenden Menge anschloss, zog ich den Reißverschluss meiner Vliesjacke hoch, die kaum Schutz gegen den eisigen Wind bot.
    Carrie stand an einem der Fahrkartenschalter, trug

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