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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Bewegung. Ich redete mir ein, ihr etwas Freiraum lassen zu müssen. In Wirklichkeit hatte ich einfach nicht den Mut, ihr nachzulaufen.
    Dann wurde mir die Entscheidung abgenommen. Der Motor des Plymouth sprang an, und der Wagen schoss die Einfahrt hinunter.

 
7
    Ein Schwarm Seemöwen flog kreischend über mich hinweg und ging keine fünfzig Meter von mir entfernt aufs Meer nieder, als ich zum Eingang des Haupthauses rannte.
    Die See war bewegt; aufkommender Wind ließ die Jachten in der Bai an ihren Bojen tanzen und ihre Takelagen wie die Gitterstäbe von hundert Käfigen rattern.
    Ich riss die Fliegengittertür auf, und als ich die schwere Holztür öffnete, schlug mir Brutofenhitze entgegen. Carries Mom ließ die Haustemperatur bei Tag und Nacht nie unter dreißig Grad sinken.
    »Ich bin in der Küche!«, rief George aus einem der rückwärtigen Räume.
    Meine Timberlands polterten über den dunklen Hartholzboden der Diele, als ich an der laut tickenden Standuhr vorbeiging.
    George saß aufrecht an dem rechteckigen alten Küchentisch mit blank gescheuerter Ahornplatte. An der Pinnwand hinter ihm war mit Nadeln etwa ein Dutzend Aufnahmen von Booten befestigt, und er sah auf einen Fotorahmen herab, den er in den Händen hielt. Zierdeckchen und Duftkerzen nahmen jeden Quadratzentimeter freien Platz ein.
    »Sie wissen, was man über Neuengländer und Kälte sagt, Nick?«
    Ich schüttelte den Kopf.
     »Bei fünfundzwanzig Grad minus erfriert ganz Miami. Aber Neuengländer, die machen nur ihre Fenster zu. Sieht meiner Exfrau ähnlich, dass sie so ganz anders ist.«
    Streckte er mir freundschaftlich die Hand hin, konnte er heute nicht erwarten, dass ich sie ergriff.
    Genau wie auf diesem alten Foto, das ihn muskulös und mit kantigem Gesicht gezeigt hatte, sah George noch immer wie der Kerl auf einem Werbeplakat der U.S. Army aus. Der einzige Unterschied war, dass sein Bürstenschnitt jetzt zu ergrauen begann. Sein Gesichtsausdruck war kalt und hart. Die familiäre Atmosphäre dieser altmodisch eingerichteten Küche passte überhaupt nicht zu ihm.
    »Scheiße, was machen Sie hier, George? Wir wollten uns am Mittwoch in Boston treffen, haben Sie das vergessen?«
    »Unsere Planung hat sich geändert, Nick. Wir reden hier nicht von einer Reisebuchung.«
    Er schob die Unterlippe vor und nahm ein gerahmtes Foto vom Sideboard. Ich konnte sehen, dass es die drei zeigte. Carrie, die ungefähr zehn zu sein schien, trug das blau karierte Sommerkleid eines Schulmädchens. Er hatte seine mit Aufnähern und Orden geschmückte Uniform an und hielt irgendeine Urkunde in der Hand, während seine Frau stolz lächelnd neben ihm stand. Ich hatte Carrie gegenüber bemerkt, auf dem Foto sähen sie wie eine Musterfamilie aus. Sie hatte nur gelacht. »Bilder lügen nicht, meinst du? Dieses ist der Gegenbeweis!«
    »Sie hätten jemanden herschicken können. Sie hätten nicht selbst zu kommen brauchen. Sie wissen, dass ich sie aus dieser Sache raushalten wollte.«
    George antwortete nicht gleich, während ich auf ihn herabsah. Er war ein Mann, der nie Wert darauf gelegt hatte, dass Macht und Erfolg sich in seiner Kleidung widerspiegelten. Auch heute trug er seine »Ziviluniform«
    - eine braune Cordsamtjacke mit braunen Lederbesätzen auf den Ellbogen, ein weißes Hemd mit Buttondownkragen und dazu eine braune Krawatte. Seit dem 11. September war nur eine Kleinigkeit dazugekommen: Am rechten Revers trug er jetzt einen Button mit dem Sternenbanner. Aber wer trug heutzutage keinen?
    Schließlich sah er auf. »Sie hat Ihnen nicht mal Zeit gelassen, sich die Haare zu fönen.« Während er das gerahmte Foto vorsichtig auf die Tischplatte legte, erschien auf seinem Gesicht die Andeutung eines Lächelns, als er daran dachte, wie seine Tochter mich fertig gemacht hatte. »Ich habe Ihnen sogar einen Gefallen getan, mein Junge. Irgendwann hätte sie’s doch erfahren müssen. Und ich bin zufällig der Meinung, dass sie ein Anrecht darauf hat.« Er bückte sich nach der Ledermappe, die neben seinen Füßen stand. »Vielleicht hilft Ihnen das hier weiter. Mit den besten Empfehlungen der US-Regierung.«
    Er stand auf, trat an die Kaffeemaschine und goss einen Becher voll, während ich mich ihm gegenüber an den Tisch setzte und den Reißverschluss der Ledermappe aufzog. »Jedenfalls haben Sie nichts Schlechtes getan und absolut keinen Grund, sich wegen irgendwas zu schämen.« Er drehte sich um und deutete auf den
    Kaffeebecher in seiner Hand. Ich nickte

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