Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
widerstrebend. Da Carries Mutter ausflippen würde, wenn das Holz Flecken bekam, nahm ich zwei Untersetzer in Ananasform von dem Stapel in der Tischmitte, während George fortfuhr - jetzt wieder mit dem Rücken zu mir. »Dies ist kein Krieg unserer Wahl wie in Vietnam oder im Kosovo. Dieser Krieg wurde uns aufgezwungen. Wir führen ihn in unserem eigenen Hinterhof, Nick. Carrie sollte stolz auf Sie sein.«
Ich sah in die Mappe und stellte fest, dass sie meinen Reisepass, den Führerschein und weitere Dokumente enthielt. »Das alles hätte warten können, George.«
»Was Sie dort drüben für uns getan haben, musste getan werden, Nick. Dies ist nicht der rechte Zeitpunkt, um der Welt zu beweisen, dass wir nette Kerle sind. Die gegenwärtige Völkerverständigungsmasche, jeder Schüler soll einen muslimischen Brieffreund haben, dieser ganze Kram ist Unsinn. Dies ist keine Zeit für Umarmungen, dies ist eine Zeit, in der wir gefürchtet werden müssen.«
Ich blätterte in dem Pass und stellte fest, dass hier etwas faul war, sogar oberfaul. Dies waren nicht Nick Stones Papiere; sie gehörten jemandem, der Nick Scott hieß und mein Gesicht hatte. Ich hob ruckartig den Kopf. George war noch damit beschäftigt, Sahne in den Kaffee zu gießen. »Ich wollte keinen neuen Namen, ich wollte meinen alten wiederhaben.«
Er kam an den Tisch zurück, setzte sich, schob mir einen Kaffeebecher hin und wischte dann mit der Rechten meinen Einwand beiseite. Den anderen Becher behielt er in seiner riesigen Linken, an deren Ringfinger sein Veteranenring mit einem in Onyx geschnittenen Siegel glänzte. Er kostete einen Schluck - noch zu heiß, also kam der Becher auf den Untersetzer. »Wissen Sie, dass es in Algerien letzte Woche bei Überschwemmungen über sechshundert Tote gegeben hat? Sie können von Glück sagen, dass Sie noch vor den Unwettern im Land waren.«
Ich legte meine Hände um den Kaffeebecher und spürte die Wärme. »Ja, davon habe ich gehört«, murmelte ich.
»Wissen Sie auch, weshalb? Weil die Straßenentwässerung blockiert war, um zu verhindern, dass Terroristen unter der Straße Bomben anbringen und damit Leute in die Luft sprengen. Eigentlich eine Ironie des Schicksals, finden Sie nicht auch?«
Ich wusste nicht, worauf dieses Gespräch abzielte, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Ich wollte nur hier raus und mich auf die Suche nach Carrie machen.
»Wissen Sie, welchen Auftrag ich heute habe, Nick? Ich soll dafür sorgen, dass wir unsere Kanalisation nicht blockieren müssen. Sie haben mir geholfen, das zu erreichen, und ich möchte Ihnen heute als Erstes dafür danken.«
Allmählich machte ich mir wirklich Sorgen. Ich hob den Becher mit der trüben Brühe, die nicht genug Sahne enthielt, an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck.
»Diesen Krieg haben wir jahrelang mit gefesselten Händen führen müssen. Jetzt suchen die Leute Sündenböcke, weil Amerika sich nicht mehr sicher fühlt.
Amerika sagt: >Die Regierung hätte es wissen müssen, die CIA hätte es wissen müssen, das Militär hätte es wissen müssen. Dreißig Milliarden unserer Steuerdollars für die Geheimdienste - wieso hat’s dann niemand gewusst?<« Er machte eine Pause, um einen Schluck zu trinken. »Okay, jetzt die Antwort. Am 11. September hatte Amerika genauso viel Schutz, wie es zu bezahlen bereit war. Wir haben der Regierung seit Jahren gesagt, dass wir für den Kampf gegen den Terrorismus mehr Geld brauchen. Wir haben vor solchen Anschlägen gewarnt, aber der Kongress wollte uns nicht mehr Geld bewilligen. Sieht sich denn kein Mensch mehr C-Span an, um zu erfahren, was die eigene Regierung macht? Vielleicht sind die Leute zu sehr damit beschäftigt, sich Jerry Springer anzusehen. Was glauben Sie?«
Ich zuckte mit den Schultern; ich verstand nicht recht, worauf er hinauswollte, aber das war nicht weiter wichtig. Ich hatte das Gefühl, praktisch schon zu einem Ort unterwegs zu sein, der mir bestimmt nicht gefallen würde.
»Haben die Leute, die sich jetzt beschweren, überhaupt mitbekommen, wie die Geheimdienstchefs im Fernsehen über den neuen Terrorismus gesprochen haben? Wir haben dem Kongress immer wieder vor laufenden Kameras gesagt, dass unser Geld nicht für den Aufbau von Netzwerken in den Gebieten reicht, in denen dieses Gesindel operiert - und dass er uns die Hände losbinden muss, damit wir dieser Bedrohung begegnen können. Wir haben jahrelang gepredigt, dass dies eine eindeutige Gefahr im eigenen Land ist, die
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