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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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heute Morgen rasiert, aber schon wieder einen deutlichen Bartschatten.
    »Ist in Ihrer Wohnung jemand?«
    »Non.«
    »Gut, dann komme ich mit. Also los!«
    »Aber ...«
    Ich stieß ihn durch die Tür in die düstere Eingangshalle im Erdgeschoss. Die Gummisohlen meiner Timberlands quietschten auf dem grauen Fußboden aus Pseudomarmor. In einer der Erdgeschosswohnungen greinte ein Baby, und ich nahm Kochgerüche wahr, als wir zum Aufzug gingen. Fettkloß blieb weiter verdammt nervös. Er schnaufte schwer, während er mit seinem krampfhaft an sich gedrückten Kaschmirpullover vor mir herging. Ich wollte ihn beruhigen, was meine Absichten betraf, aber dann dachte ich: Scheiß drauf, wozu die Mühe? Für mich war’s ohnehin besser, wenn er sein Gleichgewicht nicht so rasch wiederfand.
    Der kleine, kastenförmige Aufzug kam, und wir stiegen ein. Der Geruch änderte sich. Jetzt roch ich seine Zigaretten. Er drückte auf den Knopf für den vierten Stock, und das Ding setzte sich ruckelnd in Bewegung. Da ich hinter Fettkloß stand, konnte ich sehen, wie ihm der Schweiß hinten in den Hemdkragen lief, als ich ihm auf die Schulter tippte. »Zeigen Sie mal her, was Sie in Ihrer Handtasche haben.« Er reichte sie bereitwillig über die Schulter nach hinten, damit ich den Inhalt kontrollieren konnte. Die Tasche enthielt nichts, was ich nicht schon gesehen hatte: eine Packung Camel Lights, ein goldenes Feuerzeug und eine kleine Ledergeldbörse.
    Seine Schlüssel hielt er noch in der Hand.
    Der Aufzug fuhr so langsam, dass kaum festzustellen war, ob er sich überhaupt bewegte. Als ich Fettkloß von hinten betrachtete, konnte ich sehen, dass seine Jeans um die Taille herum etwas zu eng waren. Speckpolster quollen auf beiden Seiten heraus, spannten das Hemd und legten sich über den Gürtel. An seinem linken Handgelenk baumelten über der perfekt manikürten Hand eine goldene Rolex und zwei dünne Goldkettchen. Am rechten Handgelenk trug er ein identisches Armbandpaar, und am kleinen Finger hatte er einen Siegelring. Insgesamt sah er aus wie ein alternder Gigolo, der noch immer glaubt, einundzwanzig zu sein.
    Er zog den Reißverschluss seiner Handtasche zu und wischte sich den Schweiß vom Nacken. »Bei mir ist niemand«, beteuerte er. »Das verspreche ich Ihnen.«
    Die Aufzugtür öffnete sich, und ich stieß ihn vor mir her in den halbdunklen Flur hinaus. »Gut. Welche Nummer?«
    »Dort drüben. Neunundvierzig.«
    Ich blieb dicht hinter ihm und hielt mich bereit, meine 9mm-Pistole zu ziehen, während er seinen Schlüssel ins Zylinderschloss der dunkelbraun lackierten Wohnungstür steckte. Sie führte in einen kleinen Raum, den ich auf ungefähr vier mal vier Meter schätzte. Die Sonne gab sich große Mühe, die Netzvorhänge vor der Glasschiebetür zum Balkon zu durchdringen, schaffte es aber nicht ganz. Fettkloß betrat die Wohnung, während ich mit der rechten Hand am Pistolengriff auf der Schwelle zurückblieb. Er drehte sich nach mir um, und seine Handbewegung umfasste den gesamten Raum. »Sehen Sie, hier ist alles okay.«
    Das glaubte nur er. Draußen auf den Boulevards mochte er Mr. Gucci sein, aber seine Wohnung verriet, was er in Wirklichkeit war. Links von mir führte eine Tür in die Küche. Sie war mit verblichenen weißblauen Furniermöbeln aus den siebziger Jahren eingerichtet, die an manchen Stellen so abgewetzt waren, dass die Spanplatten sichtbar waren. Neben einem überquellenden Aschenbecher lag ein angeschnittenes halbes Baguette. Im Ausguss bildete schmutziges Geschirr einen hohen Stapel.
    Ich schloss die Tür mit dem Absatz hinter mir, betrat das kleine Wohnzimmer und nickte ihm zu. »Absperren.«
    Ich trat zur Seite, während er schwer atmend gehorchte.
    Rechts befand sich eine weitere Tür. »Wohin führt die?«
    »Schlafzimmer und Bad.« In seinem Eifer, mir gefällig zu sein, wollte er darauf zustürzen. »Ich mache nur ein bisschen -«
    »Halt, wir bleiben beisammen. Ich will alles sehen, was Sie machen. Kapiert?«
    Ich blieb wenige Schritte hinter ihm, als seine Slipper über den grauen PVC-Boden quietschten. Die beiden anderen Räume befanden sich in ähnlichem Zustand. Das Schlafzimmer bot eben Platz genug für ein großes französisches Bett, und der restliche Fußboden war mit Zeitungen, mehreren Tennisshorts der Marke Slazenger, die noch in der Tragetasche des Sportgeschäfts Decathlon steckten, und schmutziger Unterwäsche zugemüllt. Fettkloß sah eigentlich nicht wie ein Typ aus, der Tennis

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