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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Polizei mit Spuren anfangen konnte, die wir vielleicht jetzt hinterließen; uns machte Sorgen, was sie ihr später verraten konnten, denn dieses Zeug bleibt ewig in den Fahndungscomputern gespeichert.
    Aus meiner Dienstzeit beim Regiment erinnerte ich mich an einen Einsatz in Nordirland, als wir versucht hatten, ein paar Fingerabdrücke zu beschaffen, um einem Verdächtigen die Beteiligung an einer Serie von Bombenanschlägen nachweisen zu können. Dieser Kerl war so gut, dass er die meiste Zeit Handschuhe trug, und wenn er einmal keine anhatte, achtete er sorgfältig darauf, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Zuletzt riskierten wir alles, um ihn zu beschatten und darauf zu warten, dass er einen Fehler machte. Er ging mehrmals einen Kaffee trinken, wischte aber Tasse und Löffel jedes Mal sorgfältig ab, bevor er das Café verließ. Hatte er ihn aus einem Pappbecher getrunken, nahm er den Becher mit nach Hause. Und er warf solches Zeug nicht einfach in den Hausmüll, sondern verbrannte es in seinem Garten.
    Die Observation dauerte Wochen, aber zuletzt erwischten wir ihn doch. Eines Tages benutzte er einen Löffel, um seinen Kaffee umzurühren, legte ihn weg und vergaß ihn abzuwischen. Sobald er das Café verlassen hatte, stürmte das Team hinein und stellte den Löffel sicher.
    Dieser Fehler würde mir jedenfalls nicht passieren. Ich wischte alles ab, was ich anfasste, und wenn die Fingerabdrücke sich nicht abwischen ließen, nahm ich es mit, um es später zu vernichten. Sogar die Benutzung eines Geldautomaten war lästig und umständlich. Dabei mussten wir alle drei häufig Geld abheben, weil wir überall bar zahlten. Die Abhebungen erfolgten immer in derselben Stadt - in meinem Fall war es Cannes -, damit sich kein Bewegungsprofil erstellen ließ. Außerdem benutzte ich jeden Geldautomaten nur einmal; ich würde niemandem Gelegenheit geben, mir an einem bekannten Ort aufzulauern und sich mich zu schnappen. Ich hatte es mir zur Regel gemacht, Geld nur nachts, aber zu verschiedenen Zeiten abzuheben, wobei ich Baseballmütze und Sonnenbrille trug und auf Armeslänge seitlich neben dem Geldautomaten stand, damit die Überwachungskamera mich nicht erfassen konnte. Und selbst dann musste ich darauf achten, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. Ähnliche Vorsichtsmaßnahmen waren nötig, wenn ich einkaufte oder einen Kaffee trinken ging - ich durfte kein Geschäft oder Café zweimal betreten. Das alles war verdammt lästig, aber falls es Schwierigkeiten mit der französischen Polizei gab, sollten ihr möglichst wenige Teile des Puzzles in die Hände fallen. Besuche im Gefängnis standen auf der Liste von Georges Prioritäten nicht gerade an erster Stelle, das wusste ich.
    Ich fuhr unter dem Viadukt hindurch und an dem hohen Betonkamin vorbei, aus dem der Rauch der hiesigen Müllverbrennungsanlage quoll. Nun war ich in L’Ariane, nicht mehr weit von dem sicheren Haus entfernt.
    Gebiete wie L’Ariane, hatte Hubba-Hubba mir erklärt, hießen Banlieues, Vorstädte. Mit diesem Wort verband ich normalerweise die Vorstellung von hübschen, familiengerechten Doppelhäusern, die hinter Ligusterhecken und in der Nähe eines Vorortbahnhofs lagen. Hier bezeichnete es jedoch ein Getto mit eng zusammengerückten Wohnmaschinen, in denen les immigrés, hauptsächlich aus Nordafrika, Zuflucht gefunden hatten. L’Ariane genoss den zweifelhaften Ruf, nach den Pariser Banlieues zu den ärmlichsten und gewalttätigsten Vorstädten Frankreichs zu gehören. Hubba-Hubba hatte mir alle möglichen Horrorgeschichten erzählt, die er von seiner hier lebenden Tante gehört hatte: Der Stadtteil war für Organe der Staatsmacht tabu, sogar für Rettungsdienste und Feuerwehr, die sich dort nicht ohne Polizeischutz hinwagten - und der Anblick eines einzigen Polizeibeamten genügte oft schon, damit es zu Ausschreitungen kam. Ich konnte mir keinen besseren Ort für ein sicheres Haus vorstellen.
    Ich kam an einem ausgebrannten Autowrack vorbei, das vor drei Tagen noch nicht dort gestanden hatte. Sonst sah alles unverändert aus - ein freudlos graues, von Ratten befallenes, zugemülltes Labyrinth aus Betonmauern, die unter Graffiti verschwanden, und Satellitenschüsseln.
    Ich bog an der ersten Einfahrt nach links in die Siedlung ein und parkte vor dem Kebablokal, das zugleich eine Reinigung, eine Patisserie und eine Wäscherei war. Ich stieg sofort aus dem Wagen, damit es so aussah, als hätte ich hier etwas zu tun - das hatte ich auch, aber es war

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