Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Türrahmen und -schwelle. Sie zeigten mir, dass Hubba-Hubba und Lofti im Haus waren
- und dass die Haustür seit ihrer Ankunft von keinem Unbefugten geöffnet worden war, der diese Merkzeichen nicht gekannt hätte.
Ich klopfte an die Tür und wartete. Einige Sekunden später verdunkelte sich der Spion. Um zu signalisieren, dass niemand mit einer auf mich gerichteten Waffe an der Hauswand neben der Tür lehnte, senkte ich den
Blick, ließ aber den Kopf erhoben. Augen sind ein gutes Signalmittel; Blicke lassen sich nur schwer kontrollieren, sodass niemand weiß, was gespielt wird.
Die Zündhölzer verschwanden, vier Riegel wurden zurückgezogen, und die Klinke bewegte sich nach unten. Dann öffnete sich die Tür, und drei in einem
Latexhandschuh steckende Finger umfassten ihren Rahmen, als sie nach innen aufgezogen wurde. Ich trat ohne Gruß ein, und die Haustür wurde hinter mir geschlossen. Ich hörte, wie die Riegel wieder
vorgeschoben wurden.
Ich machte zwei Schritte über den Holzfußboden der beengten Diele und gelangte auf einen abgetretenen Orientläufer. Dann folgte ich dem Duft von frisch
aufgebrühtem Kaffee ins düstere Wohnzimmer, vorbei an Möbelstücken, die unter Spitzendeckchen verschwanden, und verblassten Schwarz-Weiß-Fotos von süßlich lächelnden Kindern, die in billigen verchromten Rahmen auf einer Anrichte gruppiert waren. Lofti stand neben einem Sofa mit hölzernen Armlehnen, das zu einer alten, mit geblümtem Stoff bezogenen dreiteiligen Sitzgarnitur gehörte. Die Polster verschwanden unter durchsichtigen Plastikschonern, die das wenige Licht reflektierten, das durch die geschlossenen Fensterläden fiel. Die Kaffeekanne stand auf dem niedrigen Couchtisch.
Lofti trug Jeans und ein billiges Baumwollhemd, dessen Streifenmuster schon nach wenigen Wäschen ausbleicht, aber das war es nicht, was mich beinahe zum Grinsen brachte. Er trug auch Gartenhandschuhe der Marke Marigold und hatte eine Duschhaube in
Delphinform auf seiner Gelfrisur. Hubba-Hubba, der recht gut wusste, dass Lofti seine persönliche Sicherheit sehr ernst nahm, hatte ihn bei unserem letzten Treff dafür unbarmherzig verspottet.
Ich stellte die Reisetasche ab und zog die eigenen Handschuhe aus einer Hüfttasche meiner Jeans: dünne, durchsichtige Plastikhandschuhe, die ich aus einer Tankstelle mitgenommen hatte.
Lofti beobachtete, wie ich sie überstreifte, und murmelte halblaut: »Bonjour.« Ich wusste, dass er nur darauf wartete, dass ich zu grinsen anfangen würde.
Ich zog den Reißverschluss der Reisetasche auf, nahm meine Nike-Baseballmütze ab und setzte die am Hafen gekaufte Baseballmütze mit der Hammerhand auf. Dann nahm ich Haltung an und versuchte krampfhaft, nicht zu grinsen, während ich an der Schnur zog.
Lofti beobachtete ausdruckslos, wie der Hammer sich hob und auf den Mützenschirm schlug, und ich hörte Hubba-Hubba an der Haustür stehend ein Kichern unterdrücken. »Diese Sache ist ernst, Nick.« Lofti wies über meine Schulter. »Bitte versuch, kein Idiot wie er zu sein.«
Ich drehte mich um. Hubba-Hubba trug jetzt eine Groucho-Marx-Maske mit Brille, großer Nase und riesigem Schnauzer. Wir prusteten beide wie Zwölfjährige vor Lachen. Wir konnten einfach nicht anders. Die letzten vier Tage waren wirklich langweilig gewesen, und ich war irgendwie erleichtert, die beiden gesund wiederzusehen.
Hubba-Hubba hob die Hände, damit ich seine lächerlich geblümten Gartenhandschuhe besser sehen konnte, und das machte alles nur noch schlimmer.
Unter ihren Verkleidungen hatten beide weiter sehr korrekte Frisuren und Schnauzer. Hubba-Hubba litt an irgendeinem Hautausschlag und hatte sich deshalb ein paar Tage lang nicht rasiert. Seine Zähne leuchteten im Halbdunkel, als wir unseren unbeschwert ausgelassenen Augenblick genossen, während Lofti so tat, als verstehe er gar nicht, was daran so lustig war.
Einige Sekunden später beschloss ich, nun müsse Schluss sein mit den Kindergartenspielen. Wir hatten Wichtigeres zu tun. »Ist der Fluchtweg frei?«
Hubba-Hubba nickte, wobei die Groucho-Marx-Maske auf seiner Nase nach unten rutschte. Das ließ mich erneut losprusten, und diesmal stimmte sogar Lofti mit ein.
Der Fluchtweg führte aus der Küche in den Keller und von dort aus unterirdisch ins Nachbarhaus hinüber. Die Falltür war mit einem Teppich beklebt, der sie in geschlossenem Zustand tarnte. Dieser Tunnel schien ein Überbleibsel aus der Resistancezeit im Zweiten Weltkrieg zu sein.
Wir setzten
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