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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Arbeit, keine Perspektive, keine Zukunft. Ihre Hautfarbe spielte keine Rolle; in diesem Stadtteil waren alle ausgebrannt - genau wie die Autos.
    Ich wandte mich dem letzten Wohnblock zu. Beim ersten Besuch hatte ich geglaubt, er sei zum Abbruch bestimmt, weil aus allen Fenstern schwarze Brandspuren nach oben leckten. Die Fenster der unteren Stockwerke waren mit Hohlblocksteinen zugemauert. Dies war mein letzter Kontrollpunkt, bevor ich zu dem Treff mit Lofti und Hubba-Hubba weiterging; ich wurde nicht beschattet, ich hatte niemanden hinter mir, und alles sah normal aus - oder zumindest so normal, wie hier irgendetwas aussehen konnte. Über mir trat eine verschleierte Frau auf ihren Balkon und schüttelte eine Steppdecke aus.
    Ich überquerte die mit Abfällen übersäte Straße und ging zu dem sicheren Haus, einem von drei kleinen Bauernhäusern im Schatten der Wohnblöcke. Ich stellte mir vor, wie ihre Besitzer vor fünfzig Jahren hier gelebt, sich um ihren eigenen Kram gekümmert und zugesehen hatten, wie ihre Hühner und Schafe den Fluss als Tränke benutzten. Und dann hatten sie sich eines Tages von einer Wohnsiedlung umgeben wiedergefunden, die einer Müllkippe glich, als die Stadt sie verschlang und mit der tapferen neuen Welt des sozialen Wohnungsbaus bekannt machte. Besitzerin des Hauses ganz rechts war jetzt Hubba-Hubbas alte Tante. Er hatte seinem Onkel und ihr eine achtwöchige Nordafrikareise bezahlt, damit sie ihre Verwandtschaft noch einmal sehen konnten, und während ihrer Abwesenheit gehörte dieses Haus uns.
    Ich kontrollierte, ob meine Pistole griffbereit war. Gern hätte ich auch kontrolliert, ob sie durchgeladen war, aber das konnte ich hier nicht. In dieser Umgebung musste ich damit rechnen, ständig beobachtet zu werden.
    Ich folgte einem Streifen aus getrocknetem Schlamm, der einst eine Rasenfläche gewesen sein mochte. Die ehemaligen Bauernhäuser waren vor vielen Jahren in einem dunklen Beige gestrichen worden. Die verblassten grünen Fensterläden des Häuschens rechts außen waren geschlossen und verdeckten die Fenstergitter dahinter. Vom Wind hergewehte Abfälle hatten sich am Fuß des rostigen, durchhängenden Maschendrahtzauns angesammelt, der die Häuser umgab. Neben dem Haus von Hubba-Hubbas Tante stand ein verfallener Hühnerstall, der in den fünfziger Jahren das letzte Ei gesehen hatte.
    Aus dem Wohnblock hinter mir drang eine auf Arabisch keifende Stimme an mein Ohr. Die Deckenaus- schüttlerin machte jemandem unmissverständlich klar, was sie von einer bestimmten Sache hielt. Ich überzeugte mich davon, dass das erste Merkzeichen in Position war. Es stand wie vorgesehen da: ein halb mit Zeitungen voll gestopfter neuer schwarzer Müllbeutel, der innen neben der Tür im Maschendraht am Zaun lehnte. Das bedeutete, dass Hubba-Hubba im Haus war und uns erwartete. Ein Blick auf die Traser zeigte mir, dass es 15.56 Uhr war. Hatte alles geklappt, würde Lofti ebenfalls schon im Haus sein.
    Hubba-Hubba würde sofort nach seiner Ankunft den Müllbeutel hinausgestellt haben, damit Lofti und ich ihn bei unserer Annäherung sehen konnten. Hubba-Hubba würde gegen 15 Uhr hergekommen sein; Lofti etwa eine halbe Stunde später.
    Hätte der Müllbeutel nicht hier gestanden, wäre ich einfach weitergegangen und vierundzwanzig Stunden später zu einem Ersatztreff im McDonald’s - oder McDo, wie man hierzulande sagte - in Cannes gekommen. Sehr zum Missfallen der französischen Gesundheitsbehörden drängten sich dort stets Schulkinder und Büroangestellte. Tauchte einer von uns dort nicht auf, saßen die beiden anderen echt in der Scheiße, aber der Job würde trotzdem weitergehen. Uns blieb keine andere Wahl; hier stand zu viel auf dem Spiel, als dass wir einfach hätten aufgeben dürfen.
    Ich ging durch die Tür im Zaun, wobei ich meine Reisetasche in der linken Hand trug, um mit der anderen notfalls die Browning ziehen zu können, und folgte dem Betonplattenweg zur Haustür.
    Auf dem Weg dorthin überzeugte ich mich nochmals davon, dass niemand hinter mir war, und nahm erst dann meine Sonnenbrille ab. Ich hielt Ausschau nach zwei Zündholzköpfen, die unter der Haustür herausragen sollten. Sie mussten sich an einer Stelle befinden, die ich bei der Annäherung sehen konnte, ohne meine Kopfhaltung zu verändern; niemand sollte merken, dass ich etwas Bestimmtes suchte.
    Die Zündholzköpfe waren genau dort, wo sie sein sollten: einer rechts unter dem Schloss, der andere links im Winkel zwischen

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