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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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nichts, was andere Leute wissen durften. Ich machte mir etwas Sorgen um den Mégane; hier waren die Straßenränder zugeparkt, aber mein Mietwagen war vier oder fünf Jahre jünger als die anderen Wagen und hatte noch alle vier Radkappen.
    Ich war erst zweimal hier gewesen: als wir uns am 20.
    November getroffen hatten, um die Erkundung abzusprechen und die Sektoren zu verteilen, und dann wieder heute Morgen, um die Ausrüstung abzuliefern, die ich vom Übergabepunkt mitgebracht hatte.

 
16
    Ich steckte die Pistole wieder vorn in meine Jeans. Dass ich nur ein Magazin mitgenommen hatte, beunruhigte mich, aber wenn ich andererseits mehr als dreizehn Schuss brauchte, um mich zu verteidigen, war mir nicht zu helfen; dann hätte ich wahrscheinlich doch lieber Bier im Yacht Club zapfen sollen.
    Als ich die Autotür schloss, kam eine junge Muslimin vorbei - mit tief in den Schatten ihres Kopftuchs liegenden Augen, ihre Schultern unter der Last zweier Tragetaschen mit Konservenbüchsen und Getreideflocken gebeugt. Sie passte jedenfalls viel besser hierher als ich.
    Ich öffnete den Kofferraum, holte meine Reisetasche heraus, sperrte ab und hielt geradewegs auf den Eingang des nächsten Wohnblocks auf meiner Straßenseite zu. Das Kachelmosaik um die Haustür herum war längst abgefallen. Der darunter zum Vorschein gekommene Beton war mit einer Mischung aus französischen und arabischen Graffiti verziert, die ich nicht deuten konnte.
    Das Sicherheitsschloss und die Sprechanlage waren schon vor Jahren demoliert worden. In der Eingangshalle stank es nach Pisse, der Boden war mit Zigarettenkippen übersät. Irgendwo aus dem Stockwerk über mir kamen Stimmen, die sich zu streiten schienen, und dröhnend lauter französischer Rap. Zumindest war ich hier von der Straße aus nicht mehr zu sehen. Hatte jemand mich beim Aussteigen beobachtet, würde er annehmen, ich wollte jemanden in diesem Block besuchen, und da ich ein weißer Unbekannter war, wollte ich wahrscheinlich Drogen kaufen. Da ich allein und ohne bewaffnete Verstärkung kam, konnte ich kein Polizeibeamter sein.
    Ich verließ das Gebäude sofort wieder durch den Hinterausgang und betrat einen Platz, der von vier identischen Wohnblocks eingerahmt wurde. Er hatte sicher wundervoll ausgesehen, als er im Architekturmodell voller Matchbox-Autos gestanden hatte. Ich konnte noch die Umrisse eines Parkplatzes erkennen, der aber jetzt nicht mehr wie der Vorplatz eines Citroen-Händlers, sondern wie der Lagerplatz einer Müllverbrennungsanlage aussah. Er war mit ausgebrannten Autos und verfaulenden Essensresten übersät, die Leute anscheinend aus den oberen Stockwerken geworfen hatten. Vom Wind dorthin getriebener Müll häufte sich an den Grundmauern aller Wohnblocks, und aus irgendeinem Grund, den ich nicht enträtseln konnte, lagen überall tote Tauben herum. Vielleicht schoss jemand sie von seinem Fenster aus mit einem Luftgewehr ab; vielleicht hatten sie von den Essensresten gefressen und waren daran verendet. Einige stämmige Ratten huschten von einem Vogelkadaver zum anderen.
    Während ich zielstrebig über den Platz marschierte, überzeugte ich mich davon, dass ich nicht beschattet wurde.
    Ich betrat den nächsten Wohnblock und wurde von dröhnender Musik und Kindergeschrei in den oberen Stockwerken begrüßt. Starker Kochdunst verschlug mir fast den Atem. In der Eingangshalle vor mir standen zwei Kerle, die aussahen, als wären sie gerade mit dem Bus aus dem Kosovo angekommen. Sie waren von Jugendlichen umringt, die gestrickte Wollmützen, Sweatshirts und sackartige Jeans trugen. Die Jugendlichen waren dabei, für etwas zu bezahlen, das diese Kerle verkauften. Die Männer erstarrten mit kleinen Plastikbeuteln in den Händen, beobachteten mich scharf und warteten meine Reaktion ab. Die Jugendlichen ignorierten mich; sie hatten nur Augen für die Plastikbeutel.
    Kehrtmachen konnte ich nicht. Ich benahm mich einfach so, als gehörte ich hierher, als sei mir scheißegal, was hier ablief, und ging weiter. Sobald sie merkten, dass ich mich nicht für sie interessierte, ging der Deal weiter. Ich stieß die Tür des Hinterausgangs auf und trat wieder ins Freie.
    Mein Weg führte durch ein Labyrinth aus kleinen Gässchen weiter. An allen Straßenecken lungerten hohlwangige Männer in Jogginganzügen herum, rauchten und kickten gelegentlich einen vor ihre Füße rollenden Ball zu ihren Söhnen zurück, die wie verkleinerte Versionen ihrer Väter aussahen. Diese Leute hatten keine

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