Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Brise.
Ich sah zu dem Gärtner hinauf und zur Gendarmerie hinunter, aber beide waren außer Sicht. Also kletterte ich über die Bank auf den steinigen Boden dahinter.
Einem möglichen Beobachtungspunkt nähert man sich normalerweise nie frontal an, weil das genau an der Stelle Spuren hinterlässt, auf die man niemanden aufmerksam machen möchte. Hier spielte das jedoch keine Rolle, denn hier gab es schon genügend Fußspuren und Hundefährten.
Ich kletterte einige Meter höher und ging hinter einem Palmgebüsch, das genau in Kopfhöhe eine V-förmige Lücke aufwies, in die Hocke. Das Blickfeld war nicht schlecht: Ich konnte das gesamte Hafenbecken übersehen und hatte alle drei Ausgänge im Blick.
Die Fahrzeuge auf der Wendefläche waren jetzt verlassen, und die Overalls hatten sich in zwei Gruppen aufgeteilt, zu denen jeweils ein angeleinter hyperaktiver Spaniel gehörte. Ich beobachtete, wie die Hunde hierhin und dorthin liefen, wie verrückt über den Pier wetzten und zwischendurch abrupt Halt machten, um die Witterung von Bootshecks aufzunehmen. Die Overalls mussten Drogenfahnder sein, die zu einer Razzia ausgerückt waren oder auf einen Tipp hin nach Schmuggelware fahndeten. Ich saß da und dachte an die drei Millionen Dollar, die an Bord der Neunter Mai gebracht werden sollten - Unmengen von Scheinen, an denen wie an den meisten Dollarscheinen Drogenspuren haften würden.
Bündel mit Zehntausenden solcher Scheine würden selbst den phlegmatischsten Drogenspürhund ausflippen lassen.
Hatten sie es jetzt darauf abgesehen? Waren sie auf der Suche nach den Millionen? Nein, das konnte nicht sein. In diesem Fall wären sie viel aktiver gewesen, hätten weit mehr Leute aufgeboten. Diese Sache sah ganz nach einem Routineunternehmen aus.
Ich ließ sie weitermachen und stand auf, um einen
Blick über die eineinviertel Meter hohe Hecke zu werfen. Hinter ihr verlief ein geteerter Fußweg, und dann kam ein schmaler Grünstreifen, in den zehn bis zwölf Parkbuchten eingelassen waren. Etwa hundert Meter weiter lag die Haupteinfahrt des Jachthafens.
Ich nahm meine Sonnenbrille ab, setzte mich bequemer hin und machte ein paar Aufnahmen des Zielgebiets, bevor ich auf die Traser sah. Bevor wir uns in dem sicheren Haus treffen wollten, blieb mir reichlich Zeit, mich hier umzusehen und die Atmosphäre meiner Umgebung aufzunehmen. Konnte ich beispielsweise von jemandem gesehen werden, der auf dem parallel zur Hecke verlaufenden Fußweg unterwegs war?
Ich horchte auf den Verkehr, der stetig, aber nicht allzu stark war, und begann mir vorzustellen, was Lofti und Hubba-Hubba tun sollten, sobald ich ihnen signalisierte, dass die Geldabholer ihre Jacht verließen.
Ich beobachtete, wie die Overalls und Spürhunde sich über die Piers vorarbeiteten, und fragte mich, ob der hiesige Geheimdienst etwa auch von den Geldeinsammlern wusste. Mitte der achtziger Jahre hatte der französische Auslandsgeheimdienst DGSE nicht lange gefackelt, als das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior bei seiner Protestkampagne gegen französische Atomversuche im Pazifik den neuseeländischen Hafen Auckland angelaufen hatte. Die DSGE- Operationsabteilung hatte Kampfschwimmer eingesetzt, die das Schiff in die Luft gejagt hatten. Ich war froh, dass diese Leute nicht auf französischem Boden operieren durften - andererseits durften wir das auch nicht, und dies waren seltsame Zeiten.
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Ich spielte weiter mit Ideen, wie wir den Geldeinsammlern zu ihren Treffs mit den Hawalladas folgen konnten, sobald sie von Bord der Neunter Mai gingen. Ich brauchte einen halbwegs vernünftigen Plan, den ich den beiden anderen in dem sicheren Haus vorlegen konnte. Wir brauchten eine Struktur, einen Aktionsplan, der sich an den Zielen dieses Unternehmens ausrichten musste. Er würde sich ändern, sobald wir mehr Informationen erhielten oder die Geldabholer unerwartet reagierten, aber dann hatten wir wenigstens einen roten Faden, dem wir folgen konnten.
Hinter mir gingen mehrere alte Damen, die mit hohen Stimmen französische Wortsalven aufeinander abfeuerten, mit ihren Hunden vorbei. Als sie vorbeiliefen, konnte ich ihre Krallen auf dem geteerten Fußweg hören.
Ich blieb fast eine Stunde lang in meinem Versteck, während die Polizeihunde unten auf den Piers schwanzwedelnd und wie verrückt schnüffelten. Der alte Gärtner buddelte sich langsam weiter den Hügel hinunter, ohne auf die hektische Aktivität im Hafen zu achten. Er machte mir keine Sorgen; er würde mich
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