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Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Motorroller rasten mit Vollgas an mir vorbei. Ihre Fahrer, die keine Helme trugen, schienen ungefähr vierzehn zu sein.
    Die Straßenlampen und Weihnachtsdekorationen warfen zufällige Schatten, sodass es leicht war, im Eingang eines Wäschegeschäfts eine Ecke zu finden, in der ich mich herumdrücken konnte. In diesem Land war das wahrscheinlich der beste Ort, um keinen Verdacht zu erregen; kam Fettkloß damit durch, dass er einen knallroten Kaschmirpullover trug, hätte ich vermutlich dieses Zeug tragen können, ohne dass jemand mit der Wimper gezuckt hätte.
    Dinnergäste beendeten ihre Mahlzeit. Gruppen und Paare küssten sich zum Abschied auf die Wangen, lachten und gingen ihrer Wege. Nur Fettkloß ließ sich noch immer nicht blicken.
    Nach zwei Stunden war ich ein ziemlicher Experte für Korsetts und Strapse. Auf der Straße waren jetzt nur noch alte Leute unterwegs, die ihre Hunde vor dem Schlafengehen ein letztes Mal spazieren führten. In beiden Richtungen fuhren nur noch selten Autos vorbei.
    Ein Lexus glitt von links kommend an mir vorbei und hielt vor dem Restaurant. Karosserie und Alufelgen waren derart auf Hochglanz poliert, dass die Weihnachtsdekorationen sich in ihnen spiegelten. Der Fahrer blieb mit laufendem Motor stehen, während sein Passagier ein Telefongespräch beendete. Als er dann endlich ausstieg, bemerkte ich, dass er mit Spitzbart und kurzen, flach anliegenden Haaren wie eine dunkelhäutige Version von George Michael aussah. Während er im Restaurant verschwand, glitt der Wagen bis zum nächsten freien Parkplatz weiter. Der Fahrer hatte einen kahl rasierten Schädel, der so eindrucksvoll glänzte wie der Lexus. Ich glaubte ihm anzusehen, dass die Warterei ihn schon jetzt langweilte.
    Eine Viertelstunde später öffnete sich die Tür, und Fettkloß trat in den Lichtschein der Weihnachtsdekorationen hinaus. Als er in meine Richtung davonging, wich ich in die Schatten zurück. Kam er auf meine Höhe, würde ich mich hinhocken, das Gesicht verbergen und den Betrunkenen mimen müssen. Aber von der anderen Straßenseite aus würde er mich wegen der vielen parkenden Autos ohnehin kaum sehen können.
    Als er an mir vorbei war, kam ich aus meinem Versteck und folgte ihm. Der Lexus stand weiter da und wartete darauf, dass George Michael sein spätes Dinner beendete. Der Fahrer hatte die Innenbeleuchtung eingeschaltet und versuchte, eine Zeitung zu lesen; dies war vermutlich nicht seine Idee von einem perfekten Abend außer Haus. Fettkloß wandte sich nach links,
    wollte anscheinend zum Taxistand vor dem Bahnhof.
    Ich beobachtete, wie er hinten in ein Taxi einstieg, das mit ihm in Richtung Cannes davonfuhr. Ich sah auf die Traser: 21.37 Uhr, keine eineinhalb Stunden mehr bis zu unserem nächsten Treff. Also war er vermutlich nach Hause unterwegs. Es hatte keinen Zweck, zu meinem Mégane zurückzulaufen, denn ich wusste ziemlich genau, wo Fettkloß um 23 Uhr sein würde. Außerdem wollte ich nicht hinter dem Taxi herrasen und von der Polizei gestoppt werden, weil ich ein Rotlicht überfahren hatte.
    Ich ging ohne Eile zur »Fiancée du desert« und zu meinem Wagen zurück.
    Um 22.30 Uhr, nachdem ich endlich eine Kleinigkeit gegessen hatte, fuhr ich mit dem Mégane den Boulevard Carnot entlang und an der Querstraße vorbei, in der Fettkloß wohnte.
    Ich bog mehrmals ab und kontrollierte die Umgebung systematisch auf Leute, die in Autos saßen oder sich in dunklen Winkeln herumtrieben, bevor ich vor einem Eddie-Leclerc-Supermarkt parkte.
    Dann wartete ich auf der hinter dem Supermarkt vorbeiführenden Gasse ab, ob mir jemand folgte. Ich stand einfach da, als wollte ich mich zwischen zwei von leeren Kartons überquellenden Papiercontainern erleichtern, und ließ fünf Minuten verstreichen.
    Die auf dem Boulevard vorbeifahrenden Autos waren noch zu hören, als ich den Hügel hinaufging, aber um diese Zeit verschmolzen ihre Geräusche nicht mehr zu einem dumpfen Brausen. Ansonsten waren nur Sprachfetzen aus laufenden Fernsehern und ab und zu
    Hundegebell zu hören.
    In einigen Wohnungen auf Fettkloß’ Stockwerk brannte noch Licht. Ich sah auf die Traser. Ich war ein paar Minuten zu früh dran, aber das spielte keine Rolle. Ich zog den Ärmel meines Sweatshirts über den Daumen und drückte auf den Klingelknopf. Ich hörte ein Knacken, dann meldete sich eine ziemlich atemlose Stimme: »Hallo, hallo?«
    Ich brachte mein Gesicht näher an das kleine Gitter heran und sagte: »Ich bin’s, es ist elf

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