Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Kundengelder im Wert von fünfundzwanzig Milliarden Dollar, was für nur dreißigtausend Monegassen nicht schlecht war. Ganz Monaco hätte in den New Yorker Central Park gepasst und sogar noch Rasenflächen übrig gelassen. Das viele Geld machte sich sogar auf den Straßen bemerkbar, auf denen Rolltreppen die steilen Felsklippen überwanden, die keine hundert Meter vom Meer entfernt aufragten. An reichen Leuten, die hier leben wollten, war kein Mangel, und untergebracht werden konnten sie nur, indem man immer höher hinaufbaute. Bei meiner ersten Erkundung vor einigen Tagen war ich an einer Grundschule im Erdgeschoss eines Apartmentgebäudes vorbeigekommen. Um ein Spielfeld zu schaffen, war ihre Terrasse vergrößert und mit Kunstrasen ausgelegt worden.
Hier gab es ebenfalls viele Whippets in Mäntelchen und Pudel mit Baseballmützen, aber den Cannes Shuffle brauchte niemand aufzuführen. Sogar die Gehsteige waren hier märchenhaft sauber.
Der Hafen blieb unter mir zurück, als ich in Richtung Kasino den Hügel hinauffuhr. Auf der anderen Straßenseite erkannte ich den Palast, in dem der Fürst mit seiner gesamten Sippe residierte. Von allen Türmen und Türmchen wehten Fahnen. Der Architekt musste Walt Disney gewesen sein.
Ich erreichte die makellos gepflegten Rasenflächen des Spielkasinos. Sogar die riesigen Gummibäume, die es umgaben, waren geschützt, für den Fall eines Frosteinbruchs mit einer Art Wachsschicht überzogen. Ein Polizeibeamter wie aus dem Märchen ließ mich anhalten, um einen Parkwächter mit einem Ferrari rückwärts aus einer Parklücke stoßen zu lassen, damit irgendein Multimillionär die ungefähr fünfhundert Meter zu seiner Jacht zurückfahren konnte, nachdem er die Nacht am Spieltisch verbracht hatte.
Ich bog links ab, vorbei an den Juweliergeschäften von Christian Dior und Van Cleef und weiteren mit einer Schutzschicht überzogenen Gummibäumen. Jenseits der Kreuzung vor mir lag die Place du Beaumarchais, ein großer Rasenplatz mit Wegen und Bäumen. Rechts davon stand das Palais de la Scala, ein eindrucksvoller fünfstöckiger Bau im alten französischen Stil mit makellos cremeweißem Anstrich und geschlossenen Fensterläden.
Ich fuhr den Rand des Platzes entlang und in die Tiefgarage gleich neben dem Palaiseingang. Unten quetschte ich mich neben einen in New Jersey zugelassenen eleganten, blitzend neuen Acura. Wie dieser Sportwagen hierher kam, war mir ein Rätsel; vielleicht war er an Bord einer Jacht über den Atlantik gebracht worden.
Oben auf der Straße ging ich zu der Einkaufspassage hinüber. Die Sonne kam eben über die Hausdächer, und ich setzte meine Sonnenbrille auf, die meine Baseballmütze für den kurzen Spaziergang unter den Überwachungskameras ergänzte.
Als ich die Tür zur Einkaufspassage mit der Schulter aufstieß, stieg mir sofort der betäubende Geruch von Geld und Politur in die Nase. Ich nahm meine Sonnenbrille ab. Kleine Shops, die Kaviar und Champagner verkauften, säumten einen Marmorkorridor.
Eine Glastür links neben dem Eingang führte ins Hauptpostamt, dessen Schalterhalle so prächtig wie die einer Privatbank war. Der Korridor führte ungefähr vierzig Meter weiter, bevor er links abknickend verschwand. Kurz davor standen die Tische und Stühle eines Cafés. Große koffeinfreie Kaffees und das Wall Street Journal schienen dort Standard zu sein. Zwischen den Tischen bewegten sich smart gekleidete Leute mit auf dem Marmorboden klickenden Absätzen.
Auf halbem Weg sah ich rechts eine römische Marmorsäule und eine zweiflüglige Glastür. Ein Schild verkündete, hier befinde sich der Empfangsbereich für die Bürosuiten, die alle fünf Stockwerke des Gebäudes einnahmen.
Ich schlenderte in Richtung Café und sah im Vorbeigehen auf die große Plexiglastafel mit Angaben darüber, welche Firma in welcher Bürosuite zu finden war. Ein Blick genügte, um mir zu zeigen, dass ihre Namen alle mit Monaco anfingen: die Monaco Financial Services Company, Monaco dies, Monaco jenes. Die Firmen waren nach Stockwerken verteilt angeordnet, aber ich ging zu schnell und mein Verstand arbeitete zu langsam, als dass ich hätte erkennen können, welche in der Bürosuite 617 residierte.
Ich ging an der verwirrenden Vielzahl von Messingschildern vorbei weiter. Hinter der zweiflügligen Glastür lag der Empfangsbereich, in dem eine elegant gekleidete Schwarzhaarige an der Rezeption saß. Hinter ihr schwenkte eine an der Wand montierte Überwachungskamera hin und
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