Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
Monaco. Von meiner Erkundung erinnerte ich mich an dieses Gebäude. Es stand ganz in der Nähe der Spielbank und des Bankenviertels, was jedoch nicht viel besagte, weil ganz Monaco voller Banken war. Das Palais de la Scala war Monacos Antwort auf Einkaufszentren - mit Säulen aus echtem Marmor und Jahrgangschampagnern, von denen eine Flasche so viel wie ein Kleinwagen kostete. Es stand auch neben dem Hotel Hermitage, das von Rockstars und Großindustriellen frequentiert wurde.
Die Adresse in Nizza lag am Boulevard Jean XIII. Ein rascher Blick in den Straßenatlas zeigte mir, dass dieser Boulevard im Stadtviertel La Roque in der Nähe des Güterbahnhofs lag, an dem ich auf der Fahrt zu dem sicheren Haus vorbeigekommen war, und keinen Dreiviertelkilometer von einem Bahnhof - dem Gare Riquier - entfernt war. Die letzte Adresse kannte ich sehr gut. Das Gebäude stand in Cannes an der Croisette, gleich neben dem PMU, einem Wettbüro mit Café und Weinbar mit Meerblick und Seite an Seite mit Chanel und Gucci. Dort saßen »Damen« in Nerzen mit alten Italienern, deren Hände wieselflink unter den Pelzen umherwanderten, während sie auf Pferde wetteten, Champagner tranken und sich allgemein amüsierten, bis es Zeit wurde, sich ins Hotel begleiten zu lassen. Der einzige Unterschied zwischen den Frauen in Nerzen und den anderen, die auf der Straße in Flughafennähe standen, war die Höhe ihres Honorars.
Die Versuchung war groß, aber es war schon viel zu spät, um nach Monaco zu fahren und das Palais de la Scala zu erkunden. Zunächst einmal würde er geschlossen haben, aber das war nicht der Hauptgrund. Monaco hat das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt, und die Sicherheitsmaßnahmen sind entsprechend. Auf je sechzig Einwohner kommt ein Polizeibeamter, und Straßenkriminalität und Einbruchsdiebstähle sind nicht existent. Fuhr ich nachts um diese Zeit nach Monaco, um mir das Zielobjekt anzusehen, würde ich von Überwachungskameras erfasst werden und vielleicht sogar an einer Straßensperre kontrolliert werden. Fährt man dreimal am Tag nach Monaco hinein und wieder hinaus, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man von der Polizei angehalten und nach dem Grund dafür gefragt wird. Alle diese Maßnahmen sollten den Einwohnern das Gefühl vermitteln, in einem geschützten Kokon zu leben
- und das galt nicht nur für Rennfahrer, Tennisstars und andere Steuerflüchtlinge. In Monaco lebten auch Leute, die ihre Millionen mit den großen drei verdient hatten: Betrug, Korruption und Mord.
Ich beschloss, die Erkundung bis zum Morgen zurückzustellen und mir auf der Rückfahrt nach BSM, wo ich den Rest der Nacht verbringen wollte, die Adresse in Nizza anzusehen. Das bedeutete, dass ich irgendwo im Auto übernachten und mit dem morgendlichen Berufsverkehr ins Fürstentum einfahren würde, aber diese Methode war weit weniger riskant. Ich faltete den Zettel zusammen, steckte ihn in einen weiteren Plastikhandschuh und verbarg ihn unter dem Sitz, indem ich ihn zwischen die Sprungfedern hinaufschob.
Dann fuhr ich auf der Küstenstraße weiter. Um diese Zeit war der Verkehr viel schwächer, aber ich wurde mehrmals von röhrenden Harleys überholt, deren Fahrer die nahezu leeren Straßen nutzten.
Als ich Nizza näher kam, schien die ganze Küste in grelles Neonlicht getaucht zu sein. Das erinnerte mich an Las Vegas: ein endloser Strom von grellem Pink und elektrisierendem Blau.
Auf der Promenade des Anglais war der Verkehr in beiden Richtungen stärker, und in Flughafennähe machten die Nutten gute Geschäfte mit Autofahrern, die langsam an ihnen vorbeifuhren. Für standfeste Trinker hatten noch überraschend viele Bars geöffnet.
Ich bog landeinwärts auf dieselbe Straße ab, auf der ich zu dem sicheren Haus gefahren war, und fuhr nach La Roque am Ostrand von Nizza. Das Viertel erwies sich als Ansammlung von großen Wohnblocks, die Ähnlichkeit mit denen in der Umgebung des sicheren Hauses hatten, aber sauberer und sicherer waren. Hier gab es keine Brandspuren über Fenstern, keine zugemauerten Gebäude, keine ausgebrannten Autos. Es gab sogar Supermärkte und einen Straßenmarkt, wie ich aus den an der Hauptstraße aufgestapelten Kisten mit Obst- und Gemüseresten schloss. Ein Müllwagen mit orangeroten Blinkleuchten kroch den Randstein entlang, und Müllmänner in reflektierenden Jacken bewegten sich zwischen Obdachlosen, die auf der Marktfläche auf der Suche nach etwas Essbarem waren.
Ich hielt am Straßenrand, um einen Blick
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