Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz
noch immer zweiundsechzig Francs betrug. Als ich nach meinem Kaffee griff, schwappte etwas davon auf das Gerät, und ich wich hastig zurück, um nichts auf meine Kleidung zu bekommen. Scheinbar wütend auf mich selbst wischte ich Bildschirm, Tastatur und Maus gründlich mit der Serviette ab, die um das Baguette gewickelt gewesen war, und entfernte dadurch alle Fingerabdrücke. Dann verließ ich Le Cyberpoint mit der nassen Serviette in der Faust und angemessen zerknirschter Miene, ging zu meinem Wagen zurück und machte unterwegs zweimal Halt, um einen Kleinbildfilm und eine rotgelbe Narrenkappe mit Schellen zu kaufen.
Der flüchtige Kontakt sollte in einer Stunde stattfinden, deshalb schaltete ich die Zündung ein, stellte Riviera Radio an und zog wieder die Plastikhandschuhe an. Dann kippte ich den Film aus der Kunststoffdose und ersetzte ihn durch die zusammengefalteten Adressen.
Marvin Gaye wurde von einer amerikanischen Stimme unterbrochen: »Zur vollen Stunde übernehmen wir jetzt die Nachrichten vom BBC World Service.« Ich verglich die Anzeige der Traser mit dem Zeitsignal und stellte fest, dass sie auf die Sekunde genau ging. Eine angemessen ernste Frauenstimme informierte mich über Bombenangriffe auf Kabul und das weitere Vordringen
der Nordallianz. Ich schaltete das Radio wieder aus.
Kurz vor halb eins kontrollierte ich die Filmdose in einer Tasche meiner Jeans, die Pistole, die Baseballmütze und die Bauchtasche, stieg aus und ging ins Cap 3000 zurück. Dort herrschte inzwischen weit mehr Betrieb. Der Gourmet-Supermarkt erlebte einen Kundenansturm, den der Jaguarverkäufer angeführt zu haben schien. Er saß weiter an dem Gartentisch, hatte jetzt aber ein Glas Rotwein vor sich stehen und hielt ein belegtes Baguette von der Größe eines kleinen Torpedos in den Händen. Ich ging nach links und durch die Parfümabteilung der Galeries Lafayette weiter. Zur Herrenabteilung direkt über mir hätte ich mit einer Rolltreppe hinauffahren können, aber durch diesen Umweg konnte ich mich davon überzeugen, dass mich niemand beschattete, der den Wunsch hatte, sich zu uns zu gesellen.
Ich ging in die Buchabteilung rechts neben den wohlduftenden Theken und interessierte mich für englischsprachige Riviera-Reiseführer, fasste sie aber nicht an, sondern legte nur den Kopf schief, um die Rückentitel lesen zu können.
Als ich sicher war, dass niemand sich übermäßig für mich interessierte, ging ich tiefer ins Kaufhaus hinein, fuhr mit einer Rolltreppe in den ersten Stock hinauf und machte mich auf den Rückweg zur Herrenabteilung. Unterwegs kam ich an Ständern mit preisreduzierten Cargohosen und Jeans vorbei und kaufte mir je eine. Dann schlenderte ich zu Winterjacken hinüber und wählte eine dunkelblaue gefütterte Baumwolljacke aus. Sie würde verhindern, dass ich am Beobachtungspunkt erfror, und nicht rascheln, wie es Nylon bei jeder Bewegung getan hätte.
Ich ging von Tisch zu Tisch und verglich die Preise, bevor ich mich für zwei Sweatshirts entschied. Auf Textilien konnte man meines Wissens keine Fingerabdrücke hinterlassen. Der einzige Unterschied zwischen anderen Kunden und mir war, dass ich zwischendurch immer wieder auf die Traser sah. Ich musste pünktlich um 13.12 Uhr an der Startlinie sein. Unser Kontakt sollte nicht um 13 Uhr, sondern zwölf Minuten später stattfinden. Überwachungsteams wissen recht gut, dass Menschen dazu neigen, Dinge um Viertel nach, um halb, um Viertel vor oder zur vollen Stunde zu tun.
Gleichzeitig addierte ich im Kopf meine bisherigen Einkäufe. Ich musste sicherstellen, dass ich genug Geld in der Tasche hatte, um alle Kleidungsstücke bezahlen zu können. Ich wollte keine Szene an der Kasse, an die andere Leute sich später vielleicht erinnern würden.
Um 13.05 Uhr erreichte ich das Regallabyrinth der Unterwäscheabteilung. Calvin Klein hatte seine Kollektion in dieser Saison um Flanellpyjamas und lange Unterhosen erweitert, aber solche Dinger waren nicht wirklich mein Stil. Ich ging weiter und beobachtete dabei die vier oder fünf anderen Kunden in unmittelbarer Nähe. Keiner von ihnen trug Blau. Ich nahm vier Paar Socken mit, nachdem ich die Auswahl begutachtet hatte, und sah auf die Traser. Noch drei Minuten.
Weiterhin niemand in Blau. Ich trug meine Einkäufe über dem linken Arm und blieb scheinbar unschlüssig vor einem Regal voller T-Shirts stehen, während ich die Filmdose aus meinen Jeans angelte. Ein Mann rempelte mich im Vorbeigehen leicht an und
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