Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz

Titel: Nick Stone 05 - Tödlicher Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
Jacken und Skikurse. Er ist dir ein bisschen ähnlich, Nick: Er versucht oft, schmerzliche Wahrheiten mit Humor zu überspielen.«
    Hubba-Hubbas Lächeln verschwand. Er starrte Lofti an, der ihm nur beruhigend zunickte. »Weißt du, Nick, wir haben eine ältere Schwester, Chalisah. Als wir drei noch Kinder waren, wurde sie vor unseren Augen von Fundamentalisten mit Schlägen und Tritten misshandelt.« Seine rechte Hand fuhr durch die Luft. »Ihr Verbrechen gegen den Islam? Sie hat an einer Eiswaffel geleckt. Das war alles, wir haben nur Eis gegessen.« Aus seinem Blick sprach die Mischung aus Hass und Trauer, die sich nur einstellt, wenn man zusehen musste, wie Angehörige leiden.
    Hubba-Hubba stützte die Ellbogen auf seine Knie und sah zu Boden.
    Unter der Duschhaube war Loftis Gesicht maskenhaft starr, als er die damalige Szene nochmals erlebte. »Die Fundamentalisten haben sie angebrüllt, ihr kreischend vorgeworfen, sie betrage sich unanständig. Unsere zwölfjährige Schwester wurde mit Stöcken geschlagen - auf offener Straße, in aller Öffentlichkeit - und mit Tritten misshandelt, bis sie blutete.« Er rieb seinem Bruder den Rücken zwischen den Schulterblättern. »Wir wollten Chalisah natürlich helfen, aber wir waren noch kleine Jungen. Wir wurden wie Fliegen abgewehrt und mussten im Staub liegend mit ansehen, wie unsere schöne Schwester geschlagen wurde. Sie hat noch immer Narben im Gesicht, die sie täglich daran erinnern. Aber die innerlichen Narben sind schlimmer .«
    Hubba-Hubba stöhnte leise und rieb sich mit behandschuhten Händen das Gesicht. Er atmete keuchend durch die Finger, während Lofti ihm erneut den Rücken rieb und ihn mit geflüsterten arabischen Worten beruhigte.
    Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. »Das tut mir Leid .«
    Lofti hob den Kopf, nickte mir zu. »Ich danke dir. Aber ich weiß, dass auch du deinen Kummer hast. Wir alle brauchen einen Grund zum Weitermachen, und dies ist der Grund, weshalb wir hier sind. An jenem Tag haben wir beide einen Pakt geschlossen. Wir haben uns selbst und gegenseitig versprochen, nie mehr einfach nur im Staub zu liegen, wenn einem von uns etwas angetan wird.«
    Hubba-Hubba schüttelte sich, fuhr sich mit den Handrücken über die Augen und setzte sich auf, als Lofti weitersprach. »Er wird mich bald verlassen, um nach Denver überzusiedeln. Ein Neubeginn für seine Familie - und für Chalisah, die mitkommt. Aber ich bleibe in Ägypten, zumindest bis dieses Übel ausgerottet ist. Die Fundamentalisten verüben Schirk . du erinnerst dich, was das ist?«
    Ich nickte.
    »Dann erinnerst du dich also auch, was meine Pflicht
    gegenüber Allah ist?«
    Lofti fixierte mich wieder mit seinem durchdringenden Blick. Ich hatte nicht zum ersten Mal das Gefühl, er könne mich völlig durchschauen, ohne sich von Narrenkappen oder dergleichen beirren zu lassen. Ein Neubeginn. Wo hatte ich das schon einmal gehört?

 
25
FREITAG, 23. NOVEMBER, 0.19 UHR
    Die Warnblinkanlage leuchtete kurz auf, als ich den Mégane mit der Fernbedienung absperrte und dann die Parkbucht hinter der Beobachtungsstelle verließ. Auf dem Weg die Straße entlang zur Hafenzufahrt zog ich den Reißverschluss meiner neuen Jacke hoch und steckte die Hände in die Taschen. Für später steckten in beiden jeweils mehrere Schokoriegel, die ich in Frischhaltefolie gewickelt hatte, damit sie weniger laut raschelten.
    Autoscheinwerfer erhellten die Baumkronen über mir, beleuchteten die andere Seite der Marina, als der Wagen die Stadt verließ, und strahlten dann den Nachthimmel in der Umgebung des Parkplatzes an, auf dem Loftis Ford Focus stehen würde. Der Wagen fuhr ganz in die Senke hinunter, passierte die Hafenzufahrt und kam dann - weiter mit aufgeblendeten Scheinwerfern - den Hügel herauf. Als sein Fahrer kurz abblendete, erkannte ich Hubba-Hubbas silbernen Fiat Scudo. Mit diesem kleinen Van, wie Handwerker ihn als Lieferwagen fuhren, hatte er das schlechteste Los gezogen. Der Wagen hatte eine seitliche Schiebetür und eine zweiflüglige Hecktür; auf meine Anweisung hatte Hubba-Hubba die Scheiben der Hecktür mit Mattschwarz eingesprüht, das er wieder würde abkratzen müssen, bevor wir den Mietwagen zurückgaben. Da wir den Hawallada vielleicht nicht sicher identifizieren konnten, wenn wir auf eine ganze Gruppe von Kerlen mit Geld in den Händen stießen, konnte es passieren, dass wir sie uns alle schnappen, in den Van verfrachten und es den Amerikanern überlassen mussten,

Weitere Kostenlose Bücher