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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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hatten.
    Der Laden rechts hatte in vergangenen Zeiten Döner, Burger und Chips verkauft. Billige, mit Leuchtfarben handgemalte Schilder verkündeten, Jim sei der Junge, der hier die saftigsten Fleischstücke vom rotierenden Spieß säbele, aber das konnte nicht in diesem Jahrhundert gewesen sein. Der stählerne Rollladen war schon lange nicht mehr hochgezogen worden.
    Das Geschäft links hatte früher MTC geheißen. Sein Schaufenster verschwand hinter weiß gestrichenen
    Spanplatten, über denen ein grünes Firmenschild zeigte, dass dies früher ein Reisebüro gewesen war. Es musste ungefähr zur selben Zeit wie Jim’s Burger Shop
    zugemacht haben: Die Nummer, unter der es die
    billigsten Flugtickets der Stadt gab, hatte noch die alte Vorwahl für London.
    Wir gesellten uns zu drei Rucksacktouristen, die im Eingangsbereich von Boots Schutz vor dem Regen
    suchten, sich die Köpfe kratzten, während sie einen Stadtplan studierten, und von Betrunkenen und Dealern belästigt wurden. Gleich links, zwischen uns und dem McD’s auf der anderen Straßenseite, war die
    Überwachungskamera auf den Schiffsbug gerichtet und erfasste bestimmt beide vorbeiführenden Straßen. Ich blickte auf Suzy hinunter und sah sie mit den Schultern zucken. »Er ist nicht hier. Na und? Ich sage: Zum Teufel mit ihm, wir machen allein weiter.«
    »Lass ihm noch ein bisschen Zeit. Vielleicht wartet er irgendwo in der Nähe, um sich davon zu überzeugen, dass wir nicht beschattet werden.«
    Der gemauerte Schiffsbug wurde von einem hohen
    Glockenturm gekrönt, der ein wenig wie eine mit Blei beschlagene Moulin Rouge ohne Windmühlenflügel
    aussah. In seiner besten Zeit war er vermutlich der Stolz von King’s Cross gewesen, aber jetzt sah er genau wie der Rest des Gebäudes aus: mit Schmutz und
    Taubendreck überzogen, völlig verfallen. Je früher dieser ganze Krempel einem Tor nach Europa Platz machte, desto besser.
    Ich konnte geradeaus die Birkenhead Street
    entlangsehen. Die etwa zweihundertfünfzig Meter
    entfernte Überwachungskamera schwenkte eben in eine neue Aufnahmerichtung. Auf der anderen Straßenseite glitzerte Neonlicht aus den Schnellimbissen auf dem nassen Asphalt und beleuchtete die zweifelhaften
    Gestalten, die sich vor der Spielhalle herumtrieben. Nicht strahlend hell beleuchtet schien nur die Polizeistation an der Ecke zu sein. Aber das musste nicht bedeuten, dass sie geschlossen war: Wer wusste schon, was hinter ihren verspiegelten Scheiben vorging?
    Während ich das Nokia aus der Bauchtasche zog,
    spielte Suzy meine Freundin und kuschelte sich an mich.
    Zwei Polizisten in gelben Leuchtwesten kamen an uns vorbei und beschlossen, es sei jetzt Zeit, einen vor der Ladentür liegenden Penner aufzuwecken und
    wegzuschicken.
    Der Jasager war charmant wie immer, und im
    Hintergrund konnte ich weiter zahlreiche Stimmen hören.
    »Was?«
    »Wir sind da. Der Wagen ist auf der Ostseite der
    British Library geparkt, und wir stehen am Bahnhof mit Blick aufs Zielobjekt. Der Informant ist nirgends zu sehen. Sollen wir ihn anschließend mitbringen, damit Sie ihn ausquetschen können?«
    »Negativ. Das ist nicht nötig, er bleibt garantiert in London. Was sehen Sie?«
    »Bisher kein Lebenszeichen. Wir warten noch fünf
    Minuten. Augenblick …« Eine Gruppe von anscheinend bekifften Teenagern wankte grölend an uns vorbei.
    Während die beiden Polizeibeamten sie wissend
    beobachteten, sprach ich weiter. »Kreuzt er nicht bald auf, ziehen wir ohne ihn los. Moment … Ist das Signal noch da?«
    »Natürlich«, knurrte er. »Sonst hätte ich’s Ihnen gesagt. Denken Sie daran, dass ich Zwischenberichte will.«
    Damit beendete er das Gespräch, und ich schaltete das Nokia aus. Der Jasager war darauf angewiesen, dass wir ihn anriefen; er selbst würde nie anrufen, damit er uns nicht verriet, aber es war immer besser, das Ding sicherheitshalber auszuschalten.
    Nun hatten wir schon mehrere Minuten vergeudet.
    »Scheiße, wir ziehen los.«
    Während die Polizisten begannen, den Teenagern zu folgen, nickte Suzy und hängte sich bei mir ein. Wir verließen unsere Deckung, traten in den Regen hinaus und gingen in Richtung Pentonville Road davon. Aber wir wollten sie noch nicht überqueren, sondern auf unserer Seite bleiben, während wir einen Rundgang ums Zielobjekt machten. Wir würden zwei Erkundungen
    vornehmen: die erste, um uns einen Überblick zu
    verschaffen, und die zweite, um uns die Schlösser und weitere Details aus der Nähe anzusehen.
    Wir

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