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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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klang
    hellwach. »Wo bist du? Ich kann dich kaum hören.«
    »In einem Auto. Du bist noch spät auf.«
    »Na ja, ich mache alles Mögliche. So Zeug eben.«
    »Ich muss nach Norden rauffahren, deshalb kann ich nicht kommen und dich zum Flughafen bringen. Aber Josh holt dich ab, okay?« Ich sprach weiter, bevor sie sich dazu äußern konnte. »Tut mir Leid, aber dagegen kann ich nichts machen. Ich werde trotzdem versuchen, rechtzeitig da zu sein, das weißt du …«
    Sie war unheimlich ruhig. »Schon gut, Nick.«
    »Ich möchte dich sehen. Ich möchte dir sagen, dass es mir Leid tut, dass hier alles Scheiße war, dass wir uns kaum gesehen haben, dass du nicht mehr zu Dr. Hughes kannst, aber ich …«
    »Hey, das ist in Ordnung, echt. Josh hat angerufen und gesagt, dass er mich abholt. Am Montag ruft er Dr.
    Hughes an und lässt sich beraten, zu welchem
    Therapeuten ich zu Hause soll. Alles ist cool. Weißt du, ich glaube wirklich, dass diese Englandreise mir geholfen hat.«
    »Er hat schon mit dir gesprochen?«

    »Klar, und wir haben alles auf die Reihe gebracht.«
    »Wirklich? Das ist wunderbar. Pass auf, sobald ich hier fertig bin, komme ich dich besuchen.«
    »Rufst du mich an, wenn ich wieder bei Josh bin?«
    »Versuch doch, mich daran zu hindern!«
    »Gut, bis dann.«
    »Okay, bis zum nächsten Mal.«
    »Nick?«
    »Was?«
    »Ich liebe dich.«
    Das Antibiotikum griff wieder meinen Magen an. »Ich dich auch. Muss jetzt aufhören.« Ich drückte den roten Knopf.

    Der Verkehr wurde dichter, als wir die Innenstadt erreichten. Suzy starrte weiter konzentriert nach vorn, während sie eine rote Ampel überfuhr. Ich war neugierig.
    »Du hast wirklich niemanden, den du anrufen solltest?«
    »Niemanden.«
    Dann klingelte ihr Nokia und wurde sofort ans Ohr gehalten. »Ja?« Auf ihrem Gesicht war keine Reaktion zu erkennen; Suzys Blick blieb auf die Straße gerichtet.
    »Das ist uns scheißegal – Sie bleiben gefälligst dort und passen auf, wir treffen uns bei Boots.«
    Er hatte die Verbindung anscheinend unterbrochen.
    »Verdammtes Schlitzauge!« Sie steckte das Nokia wieder ein. »Er beschwert sich darüber, dass das nicht seine Aufgabe ist. Er sagt, er könnte kompromittiert werden.
    Wen kümmert’s?«
    »Hat er irgendwas gesehen?«

    Sie schüttelte den Kopf.
    Kurz vor King’s Cross kamen wir auf der Euston Road an der British Library vorbei. Die Baustelle erstreckte sich vom Bahnhof aus in unsere Richtung und behinderte den nächtlichen Verkehr. Massive Fahrbahnteiler aus Betonfertigteilen und fluoreszierende rot-weiße
    Absperrbänder leiteten Fahrzeuge und Fußgänger auf Schlängelkursen über die Baustelle. Ich deutete auf ein blaues Parkschild über uns, und Suzy bog nach links ab, wo wir entlang des Bibliotheksgebäudes Parkplätze und einen Parkscheinautomaten fanden. Um diese Zeit
    konnten wir kostenlos parken.
    Nachdem wir das Innere und die Türen des Mondeos
    zweimal kontrolliert hatten, gingen wir zur
    Hauptverkehrsstraße zurück und nach links in Richtung Bahnhof weiter. Er war keine hundert Meter von uns entfernt. Die Schnellimbisse machten weiterhin gute Geschäfte. Wackelige Zwanziger mit nassen Jacken und Haaren versuchten, möglichst gerade zu gehen, während sie nach zu vielen Bacardi Breezers in ihre Döner bissen.
    Ein paar Nutten in einem Ladeneingang versuchten, sie auf sich aufmerksam zu machen, und in jedem zweiten oder dritten Hauseingang lagen schmuddelige Gestalten unter alten Wolldecken oder in schmutzigen
    Schlafsäcken.
    Suzy nickte nach rechts. Die Mädchen hatten einen Breezer-Boy eingekreist, der von einem Styroportablett zu essen versuchte. »Nichts ist mehr so schlimm wie früher«, sagte sie. »Aber andererseits ist auch nichts wirklich besser – sie sind nur in andere Viertel

    abgedrängt worden.«
    Wir waren schon fast bei Boots, aber der Informant war nirgends zu sehen. Ungefähr sechzig Meter vor uns war das Zielobjekt deutlich zu erkennen. Der keilförmige Gebäudeblock erinnerte mehr denn je an einen
    Schiffsbug, der im Regen auf uns zugerauscht kam.
    Vermutlich hatte er einst großartig ausgesehen, als er zur Regierungszeit von Königin Viktoria erbaut worden war, aber jetzt bestand das Erdgeschoss nur aus mit Brettern oder Spanplatten verschalten Schaufenstern, über denen drei Stockwerke mit von Schmutz und Ruß grauen
    Schiebefenstern lagen. Der Bug ragte in die kleine Fußgängerinsel hinein, die der Informant überquert hatte, als wir ihn gestern beschattet

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