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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Anlegestelle – heißt. Ich meine, wir sind hier eine halbe Meile von der Themse entfernt – wo sind die Schiffe?«
    Kelly schwieg hartnäckig weiter, während sie ihren Gurt löste, als laste das Gewicht der Welt auf ihren Schultern. Ich stieg aus und warf ein paar Pfundmünzen in die Parkuhr ein, dann gingen wir gemeinsam die drei Steinstufen zwischen dem geschmackvollen
    schmiedeeisernen Gitter hinauf und traten durch die Glastür ein. Der Empfangsbereich war so luxuriös wie in der Zentrale einer Privatbank, hatte viktorianische Gemälde an den Wänden und roch nach Möbelpolitur.
    Eine elegant gekleidete Empfangsdame kam hinter dem Schreibtisch hervor, wies uns den Weg zum
    Wartezimmer und bot uns Getränke an. Kelly befand sich weiter im »Was auch immer«-Modus, deshalb bat ich um eine Cola und einen Kaffee – mit Milch, aber ohne Zucker. Wir kannten den Weg und ließen uns
    nebeneinander auf dem großen roten Ledersofa nieder.
    Auf dem niedrigen Glastisch vor uns lagen verschiedene Zeitschriften mit Immobilienangeboten aus
    Südfrankreich und der Karibik. Das Therapiegeschäft florierte offenbar.
    Kelly legte die Hände auf ihre in Jeans steckenden Oberschenkel, aber der Rest ihres Körpers schien
    zusammenzusacken. Ihr Zeigefinger war immer noch rot, und unter dem Pflaster löste sich die Haut ab. Ich nickte darauf hinunter. »Tut er weh? Ich denke, er müsste inzwischen verheilt sein.«
    »Er hat sich bloß ein bisschen entzündet. Nicht
    schlimm, okay?«
    Die Empfangsdame brachte unsere Getränke, und
    Kellys Laune schien sich etwas zu bessern. Dann kam Dr. Hughes strahlend und herzlich lächelnd herein.
    »Hallo, Kelly, wir haben uns lange nicht mehr gesehen.«
    Mich ignorierte sie, was verständlich war; schließlich war sie nicht meinetwegen hier. »Du hast dich zu einer bildhübschen jungen Dame entwickelt, muss ich sagen.«
    Kelly errötete leicht, als wir beide aufstanden, aber sie hatte bei Dr. Hughes’ Anblick wenigstens schwach
    gelächelt, sodass ich mich gleich erheblich besser fühlte.
    Hinter ihren halbmondförmigen Brillengläsern sah
    Hughes genauso imponierend aus wie früher. Sie musste inzwischen ungefähr sechzig sein, aber mit ihrer grauen Mähne wirkte sie eher wie eine amerikanische
    Fernsehmoderatorin als wie eine Psychiaterin. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug von der Art, die man nur mit einer Platinkarte von Amex kaufen kann. Während sie miteinander plauderten, nickte Kelly zunächst nur mehrmals, aber dann ließ sie plötzlich ein breites Grinsen sehen, und ich hatte das Gefühl, jeder Penny, den ich hier bezahlte, sei gut angelegt.

    »Sollen wir eine Zeit lang nach oben gehen, Kelly?«
    Sie öffnete die Tür und ließ sie vorausgehen.
    Kelly drehte sich nach mir um. »Du wartest hier, ja?«
    »Ich bleibe hier.«
    Ich ließ mich wieder aufs Sofa fallen, während die Brandschutztür sich mit einem Seufzen schloss.

    12
    Genau fünfundfünfzig Minuten später wurde die Tür wieder geöffnet, dann erschien Hughes. Sie sah sich nach jemandem auf dem Korridor um und sagte: »Ja, er ist da.«
    Als Kelly ins Wartezimmer kam, sah ihr Gesicht nicht viel anders aus als auf der Herfahrt. Aber das war in Ordnung: Ich hatte Vertrauen zu Hughes. Hier ging es nicht um eine Blitzreparatur. Sie konzentrierte sich weiter ausschließlich auf Kelly. »Also bis Samstag zur gleichen Zeit?«
    Kelly nickte, während sie in ihren Mantel schlüpfte, und wir gingen zum Auto hinaus. Von früher wusste ich, dass ich nicht fragen durfte, wie es gelaufen war. Hughes hatte mir erklärt, wenn Kelly mir etwas mitteilen wolle, werde sie es unaufgefordert tun. Sie hatte mir auch gesagt, sie werde über nichts, was Kelly ihr erzählte, mit mir sprechen, außer die Kleine sei durch Schweigen gefährdet. Ich musste einfach die Klappe halten und abwarten.
    Die Blinker leuchteten zweimal auf, als ich die
    Infrarot-Fernbedienung betätigte, und wir stiegen ein.
    »Das alte Mädchen hat sich nicht sehr verändert,
    stimmt’s?«
    Sie schnallte sich an. »Nein.«
    Wir blieben beide stumm, während wir im
    Berufsverkehr in Richtung South London zurückkrochen.
    Ich sah auf meine Traser. Es war 18.10 Uhr. Wir konnten unmöglich bis 19 Uhr wieder in Bromley sein. Kelly beobachtete misstrauisch, wie ich mein Tri-Band-Handy aufklappte. »Ich rufe sie lieber an. Wir schaffen’s nicht rechtzeitig.«
    Wer am anderen Ende abhob, war keine Überraschung.
    Jimmy durfte nie ans Telefon gehen. »Carmen, hier ist Nick. Der

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