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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Hausschlüssel? Wir fahren später zu Safeway’s zum Einkaufen.«
    Ich hielt ihn am Zeigefinger baumelnd hoch, während Kelly, deren Gesichtsausdruck so trüb wie das Wetter war, ihren Sicherheitsgurt anlegte. Dann ließ ich den Motor an, und sie winkten uns zum Abschied nach, als führen wir nicht nur für einen Tag, sondern für immer fort. Carmen war immer unruhig, wenn es um Abschiede ging. Offenbar hatte sie sich nie ganz von dem Schock erholt, dass ihre Schwester, ihre einzige nahe Verwandte, kurz nach Carmens Hochzeit in Australien Urlaub
    gemacht und dort Knall auf Fall einen Kerl aus Sydney geheiratet hatte, der das Geld für ein eigenes großes Haus hatte. Irgendwas in der Art – ich schaltete jedes Mal ab, wenn sie anfing, sich darüber zu beklagen, dass Jimmy nie wirklich genug verdient hatte, um sich ein ganzes Haus in Bromley leisten zu können.
    Carmen und Jimmy hatten sich nicht im Geringsten
    verändert, seit ich sie vor mehreren Jahren zuletzt gesehen hatte, und in ihrem Leben schien sich ebenfalls nichts geändert zu haben. Aber vermutlich waren sie schon damals so gewesen, als sie geheiratet hatten und Jimmy angefangen hatte, wie ein Verrückter zu schuften, damit Carmen mit der australischen Verwandtschaft mithalten konnte. Er fuhr noch immer seinen makellos gepflegten, fünfzehn Jahre alten Rover, und Carmen hielt den Bungalow noch immer wie ein Musterhaus in
    Schuss. Sie machte mich weiter für den Tod ihres Sohnes verantwortlich, obwohl ich nur den Toten aufgefunden hatte. Wir waren in der gleichen Branche tätig, das genügte ihr. Beide waren noch immer sauer, weil Kevin und Marsha in ihrem Testament Josh und mich zu
    gemeinsamen Vormündern ihrer Kinder bestimmt hatten.
    Kelly hockte nur da, sagte kein Wort und starrte auf die verkehrsreiche Straße hinaus. Josh hatte mich zu Recht vor ihren Stimmungsschwankungen gewarnt; im Augenblick war sie so down, dass ich nicht wusste, ob sie sich jemals wieder erholen würde. Ich fragte mich, ob das an irgendetwas lag, das ich geäußert oder in Hörweite zu ihren Großeltern gesagt hatte. Ich bemühte mich immer, Kelly nicht merken zu lassen, was ich wirklich von ihnen hielt.
    Dieser Morgen war besonders schwierig gewesen, weil ich mitbekommen hatte, wie Jimmy Carmen
    beigepflichtet hatte, an Kellys Problemen sei allein ich schuld. Bestimmt nicht dieser nette Mann Josh: Er hatte sie aus der Güte seines Herzens bei sich aufgenommen, sie persönlich mit Gott bekannt gemacht und sich rührend um sie gekümmert. Nein, das musste einmal gesagt
    werden, nichts von alledem wäre passiert, wenn ich zu Beginn nicht darauf bestanden hätte, ihre Betreuung zu übernehmen, und sie stattdessen bei dieser guten
    christlichen Familie gelassen hätte.
    Scheiße, Pech für sie. Es war nun mal passiert, und hol’s der Teufel, sie würden bald tot sein, also sollten sie sich beschweren, solange sie noch konnten. Im
    Rückspiegel sah ich, dass ich bei diesem Gedanken wie ein Idiot grinste. Irgendwie brachten Carmen und Jimmy wirklich nicht meine beste Seite zum Vorschein.
    Wir waren knapp südlich der Themse und fuhren eben an einem großen McDonald’s vorbei. Ich hatte das
    Bedürfnis, Kelly zum Reden zu bringen. In den letzten zehn Minuten hatte ich nur »ja«, »nein«, »vielleicht«
    oder »was auch immer« von ihr gehört. Ich zeigte auf die Poster in den Fenstern des Restaurants und bemühte mich, freundlich zu grinsen. »Hey, sieh mal, den McRib gibt’s wieder. Sollen wir nachher reingehen und einen essen?«
    »Yeah, was auch immer.«
    Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Was zum
    Teufel ging in diesem jungen Kopf vor? Vermutlich nicht viel anderes als in meinem. Ich hatte nur gelernt, es besser zu verbergen.

    »The Moorings« war ein großes Stadthaus an einem mit Bäumen bestandenen Platz; zum Klinikgelände gehörte ein parkartiger Garten, der von einem hohen
    Eisengitterzaun umgeben war, damit nur die Patienten sich an dem gepflegten Rasen erfreuen konnten. Alles an der Umgebung und dem Klinikgebäude verkündete, dass dies eine auf die Erkrankungen von Reichen

    spezialisierte Einrichtung war, was bedauerlich war, weil ich nicht zu dieser Klientel gehörte.
    Ich fand eine Parklücke für den Corsa aus einem
    Billig-Autoverleih, stellte den Motor ab und sah zu Kelly hinüber, während ich mich losschnallte. »Sieht so hübsch aus wie damals, stimmt’s?«
    Keine Antwort.
    »Ich frage mich immer, warum die Klinik ›The
    Moorings‹ –

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