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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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traumatischen Erlebnis konnten diese Gefühle nach Wochen, Monaten oder sogar Jahren erneut auftauchen. Die Symptome der posttraumatischen Belastungsreaktion, wie der klinische Ausdruck lautete, hatten Ähnlichkeit mit denen von Depressionen und Angstgefühlen: emotionale Leere, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, oft Wiedererleben der traumatischen Ereignisse in Alpträumen – genau wie damals bei mir am Hunting Bear Path.
    Hughes’ Diagnose klang so zutreffend, aber wie ich noch entdecken sollte, war ziemlich alles wahr, was sie sagte. Kelly hatte sich noch nicht von den Ereignissen des Jahres 1997 erholt, und ich wusste nicht, ob sie’s jemals tun würde. Hatte man miterlebt, wie Vater, Mutter und Schwester der Schädel eingeschlagen worden war, musste man sich davon erst mal erholen. Aber Kelly, genau wie ihr Vater eine Kämpfernatur, hatte
    dramatische Fortschritte gemacht. Dank Hughes’
    Betreuung hatte sie sich von einem zusammengerollten Bündel Elend zu einem jungen Mädchen entwickelt, das in der großen bösen Welt bestehen konnte. Beschissen war nur, dass diese Welt voller Sex, Prüfungen, Jungs und Drogen war, die sich anscheinend dazu verschworen hatten, sie in das schwarze Loch zurückzuschicken, aus dem sie so mühsam entkommen war.

    26
    Es wurde leise an die Tür geklopft, bevor die
    Empfangsdame sie öffnete und den Kopf hereinsteckte.
    »Kelly ist da.« Wir standen auf, und Hughes setzte wieder ihr spezielles Lächeln auf.
    »Dr. Hughes, ich habe ihr noch nichts gesagt und
    möchte es im Lauf des Tages selbst tun.«
    Kelly kam herein und entschuldigte sich. »Der
    Taxifahrer kannte den Weg nicht. Er musste seinen Stadtplan rausholen.«
    Carmen und Jimmy waren noch draußen im
    Empfangsbereich, und ich konnte hören, wie Jimmy eine Tirade über sich ergehen lassen musste. Carmen schaffte es irgendwie, die Unfähigkeit des Taxifahrers als seine Schuld hinzustellen. Mein Blick streifte das neue Pflaster an Kellys Finger.
    »Gehen wir nach oben, Kelly?« Hughes legte ihr einen Arm um die Schultern, um sie wegzuführen. »Uns bleibt reichlich Zeit.«
    Kelly nickte zufrieden, dann sah sie mit
    hochgezogenen Augenbrauen zu mir herüber. »Bist du später noch da?«
    Ich nickte. »Ich warte hier.«
    Das quittierte Kelly mit leichtem Lächeln, als sie mit Dr. Hughes den Raum verließ. Ich wusste nicht, ob sie sich freute, mich zu sehen, oder nur froh war, den beiden Alten über eine Dreiviertelstunde lang zu entkommen.
    Jimmy wirkte erleichtert, als ich den Empfangsbereich betrat. Fälschlicherweise fühlte er sich immer sicherer, wenn wir zu zweit waren. Ich hielt ihnen die Tür auf.
    »Gehen wir um die Ecke eine Tasse Tee trinken? Ich glaube, hier zu warten wäre sinnlos.«
    Jimmy war gleich dafür, aber er musste abwarten, bis Carmen zustimmte. Schließlich gingen wir in Richtung Hauptverkehrsstraße und fanden einen Tisch in einem pseudofranzösischen Café, dessen Personal
    ausschließlich aus Kroaten bestand.
    »Ist schon Post für mich gekommen?«
    Carmen schüttelte den Kopf, während sie die Karte studierte. »Nein, aber wir sind losgefahren, bevor die Post da war. Die Fahrt ist schrecklich lang, weißt du.
    Dieser dumme Kerl wusste nicht mehr, wo er war.
    Müssen Taxifahrer nicht einen Test ablegen? Seht euch bloß diese Preise an – eins fünfzig für eine Tasse Tee!«
    Jimmy nickte dankend, als die Bedienung unsere
    Bestellung aufnahm und damit zur Theke ging. Danach studierten wir alle wieder die Karte, weil wir schon nicht mehr wussten, worüber wir uns unterhalten sollten.
    Die Bedienung rettete uns ein paar Minuten später, indem sie zurückkam und zwei Tassen Tee und einen Kaffee für mich auf den Tisch knallte. Ich drückte zwei Kapseln Doxycycline aus der Blisterpackung, was
    Carmens scharfem Auge nicht entging. »Bei mir ist eine Erkältung im Anzug«, behauptete ich. »Ich versuche, sie gleich zu vertreiben.«
    »Wenn du sie nur nicht in meine Richtung treibst. Ich hab gerade erst eine hinter mir. Aber das war mehr eine Grippe, nicht wahr, Jimmy?«

    Jimmy meldete sich zu Wort. »Ich glaube, das gilt nur für die Fahrer von schwarzen Taxis, Liebste. Wir hatten ein Minitaxi.«
    »Nun, auch die sollten einen Test bestehen müssen.«
    Carmen wandte sich mir zu und flüsterte theatralisch wie auf der Bühne: »Er wird langsam taub, aber er will’s nicht wahrhaben. Ich wollte ihn zum Arzt schicken, aber glaubst du, dass er geht? O nein …«
    Ich nahm die Kapseln mit einem Schluck

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