Nick Stone 06 - Feind ohne Namen
Autoladegeräte und der Freisprecheinrichtungen zu entwirren, und gab mir dann ein Handy. Wir machten uns beide daran, die bei jedem Einschalten ertönende Erkennungsmelodie stummzuschalten.
Suzy tat ihr Bestes, um den Eindruck zu erwecken, als konzentriere sie sich auf ihr Handy, aber ich konnte sehen, dass ein leichtes Lächeln um ihre Lippen spielte. »Also, Austin Powers, internationaler Man of Mystery, du bist nicht Mutter Teresa, aber auch kein K, stimmt’s?«
Ich war zu sehr damit beschäftigt, nach dem Soundmenü zu fahnden, um aufzublicken. »Komm schon, du weißt, dass ich mich nicht aushorchen lassen darf. Da musst du dir schon mehr Mühe geben .«
»Meinetwegen.« Sie zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich volle fünf Sekunden lang mit den Einstellungen ihres Nokia. »Du bist offensichtlich Engländer und ein ehemaliger Soldat.«
Ich machte einfach mit dem weiter, was ich tat, und hörte nur zu.
»Ich war bei der Navy - von 1984 bis ’93. Ich bin ausgerissen, um zur See zu fahren ... Na ja, so ungefähr. Die letzten sechs Jahre war ich in den Dets.«
Nun sah ich auf.
Sie grinste. »Ich wusste doch, dass dir das bekannt vorkommen würde!«
»Was spielen wir hier? Ich zeige dir meinen, wenn du mir deine zeigst?«
Trotzdem hatte sie natürlich Recht. In den siebziger Jahren war Nordirland ein Alptraum für die Firma und den Sicherheitsdienst, und die dort gewonnenen Informationen waren so wenig brauchbar, dass die Army angefangen hatte, einen eigenen Nachrichtendienst aufzuziehen. Die aus allen drei Teilstreitkräften rekrutierten Nachrichtendienstler arbeiteten in Gebieten, die als Area Detachments oder einfach Dets bezeichnet wurden.
Sie war jetzt groß in Fahrt. »Ich war zwei Dienstzeiten lang im East Det, danach MOE-Ausbilder drunten in Ashford.«
»Bist du so eine K geworden?«
»Richtig. Ich bin angeworben worden, als ich ausgeschieden bin.«
»Warum hast du die Navy verlassen? Bist du dem Mann deiner Träume begegnet oder so was?«
»Hey, kein persönlicher Scheiß, okay?«
»Und dieses ganze Zeug, dass dein Dad vom Militär abgehauen ist ... War das alles Bockmist?«
»Nein, aber er ist tot, und es hat zu meiner Legende gepasst. Los, komm schon, woher weißt du von den Dets?«
Scheiß drauf, ich hatte nicht die Absicht, die kommenden Tage stumm zu verbringen. »Ich war Ende der achtziger Jahre Teamführer im North Det.«
»North Det?« Suzy lachte und machte eine Bewegung, als halte sie Pferdezügel in den Händen. »Einer der Cowboys? Ihr habt euch nie viel um Vorschriften gekümmert, stimmt’s?«
»Komm jetzt, wir müssen zusehen, dass wir die Handys in Gang bringen. Welche Nummer hast du? Null- sieben-acht-null-zwo .«
Sie nannte die restlichen sechs Ziffern, und ich drückte die Tasten, die sich jetzt lautlos betätigen ließen. Das hatte ich immerhin geschafft. Nachdem ich gewählt hatte, drückte ich zweimal die Schlüsseltaste. »Hallo, hallo .« Im Hintergrund war alle drei Sekunden ein leises Piepsen zu hören, das auch sie hören würde. Solange es erklang, war die Verbindung abhörsicher.
»Gut, das funktioniert also.« Ich trennte die Verbindung, dann speicherte ich ihre Nummer als Kurzwahlnummer.
Ihr Gesichtsausdruck wurde plötzlich angespannt. »Nick, macht es dir irgendwie Probleme, mit mir zusammenzuarbeiten?«
Ich runzelte die Stirn.
»Natürlich nicht. Warum sollte die Zusammenarbeit mit einer Frau mir Probleme machen? Ich wünschte, du ließest manchmal etwas Angst erkennen, aber wir waren in Penang ganz erfolgreich, nicht wahr?«
»Davon rede ich nicht, Blödmann.« Ihr Gesichtsausdruck blieb noch einen Augenblick ernst, dann ließ sie plötzlich das breiteste Grinsen der Welt sehen. »Ich rede davon, dass ich so gottverdammt gut bin.« Sie lachte, aber ich wusste nicht recht, wie viel davon scherzhaft gemeint war.
Leute, die sich einbildeten, unverwundbar zu sein, waren mir immer etwas suspekt. Ich fand, dass sie ein bisschen wie Josh redete - aber ohne Gottes Kevlarweste.
»Nachdem du so wundervoll bist, gehörst du wahrscheinlich zum permanenten Kader?«
Angehörige des permanenten Kaders waren Ks, die manchmal Aufträge ausführten, die geleugnet werden konnten. Sie bezogen ein festes Gehalt, statt freiberuflich zu arbeiten, wie ich’s immer getan hatte, aber sie mussten trotzdem all die beschissenen Aufträge ausführen, die sonst niemand übernehmen wollte.
»Nach diesem Einsatz gehöre ich dazu. Mach also keinen Scheiß,
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