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Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone 06 - Feind ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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Kleiderschrank trat. Sie hatte noch immer ihre Bikinifigur aus Penang.
    »Glaub bloß nicht, dass ich nicht sehe, was du tust, du trauriger kleiner Mann. Sieh lieber zu, dass der Tee fertig wird!«
    Ich wandte mich wieder dem Kessel zu. »Warst du im Sonnenstudio?«
    Ihr Lachen schallte auf den Flur hinaus. »Wie kommst du darauf, Kumpel? Alles echte Bräune, alles echt!«
    Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, kaute ich ein Salamisandwich, von dem Krümel auf meine Jeans und den Teppich fielen. Ihr Haar war zurückgekämmt, und sie trug wie zuvor Jeans und Laufschuhe, jetzt jedoch mit weißem T-Shirt und blauer Vliesjacke. Sie beugte sich neben mir zum Couchtisch hinunter, um sich ihren Becher zu nehmen. Der Duft ihres Apfelshampoos erinnerte mich daran, dass ich wirklich darauf achten musste, kein Waffenöl auf meine Boxershorts zu bekommen. Ich hatte nur dieses eine Paar.
    Sie ließ sich in einen Sessel fallen, und ich warf ihr eine Packung Doxycycline zu. Aus meiner eigenen hatte ich weitere Kapseln herausgedrückt. »Wie viele von diesen Dingern sollen wir eigentlich pro Tag nehmen?« Ich spülte die beiden mit einem Schluck Tee hinunter.
    Suzy wusste es ebenfalls nicht genau. »Ich nehme meine erst ein, wenn ich etwas esse. Sonst bekomme ich noch Magenschmerzen.«
    »Willst du was davon?« Ich hielt ihr die Hälfte meines Sandwichs hin, aber sie winkte mit ihrer Blisterpackung ab und verzog dabei angewidert das Gesicht.
    »Warum bist du bei dem Dealer fast ausgerastet? Das hat ziemlich persönlich gewirkt .«
    »Ich hasse diese Scheißkerle einfach.« Ich versuchte, mir ein Lächeln abzuringen. »Ich kann’s wahrscheinlich nicht ertragen, dass sie mehr verdienen als ich.«
    »Hey, Nick, ich bin nicht der Feind. Von mir erfährt niemand etwas - ich helfe dir morgen sogar, deine Abwesenheit zu tarnen, hast du das vergessen?«
    Ich schob einen an meiner Unterlippe klebenden Weißbrotkrümel in den Mund und drückte zwei weitere Kapseln aus der Packung. »Ja, okay. Die Kleine hat Probleme, und ich dachte, ich könnte es hier in Ordnung bringen, aber dann ist der Anruf gekommen, und ich .«
    »Schon gut, Nick, mehr will ich gar nicht wissen. Keine persönlichen Dinge, stimmt’s?« Sie stand auf und verschwand im Flur. Kurz bevor sie die Schlafzimmertür zumachte, sagte sie noch: »Alles Gute für morgen, Nick. Sorg nur dafür, dass dein verdammtes Handy eingeschaltet bleibt.«
    Später in dieser Nacht lag ich unter ein paar Decken auf dem Sofa im Wohnzimmer, konnte aber nicht schlafen. Der Gedanke an den Alptraum, den der kommende Morgen bringen würde, ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Kelly würde am Boden zerstört sein, wenn sie erfuhr, dass ich sie nach Hause schickte, obwohl Hughes’ Therapie gerade zu wirken begann - und in einem Augenblick, in dem wir dabei waren, wieder eine Art Beziehung aufzubauen. Aber scheiß drauf, sie würde zumindest am Leben bleiben. Ich mochte gar nicht daran denken, welche Folgen es für uns alle haben konnte, wenn dieses ASU tatsächlich aktiv wurde.

 
25
Samstag, 10. Mai, 8.55 Uhr
    Ich kam bis zur Wohnungstür, als Suzy aus der Küche rief: »Denk daran, was ich gesagt habe - lass dein Handy eingeschaltet, okay?« Als ich die Tür halb geöffnet hatte, erschien sie eifrig kauend und mit einer Müslischale in der Hand auf dem Flur. »Ich drücke dir die Daumen, dass alles klappt .« Auf dem Weg die Treppe hinunter griff ich in die Innentasche meiner Lederjacke. Meine Finger ertasteten die dünne Tragetasche, in der wir gestern Abend die beiden Tiefkühlmenüs transportiert hatten; jetzt enthielt sie zehn Packungen Doxycycline.
    Ich hatte beschlossen, den Mondeo in der Tiefgarage zu lassen. In Großbritannien waren weltweit die meisten Überwachungskameras im Einsatz. In London waren so viele Kameras installiert, die automatisch Autokennzeichen auswerteten, dass der Jasager sofort wissen würde, wohin ich unterwegs war, und mich vielleicht schon erwarten würde, wenn ich dort ankam. Die zur Überwachung der Citymaut installierten zusätzlichen achthundert Kameras gaben den Ausschlag. Oberbürgermeister Ken Livingstone behauptete, alle Informationen würden noch am selben Tag gelöscht, und vielleicht stimmte das sogar - aber erst nachdem die Firma, die Special Branch und alle anderen, die sich für unser Leben interessierten, sie ausgewertet hatten. Selbst wenn man zu Fuß unterwegs war, hielten die Scheißdinger einen durchschnittlich alle fünf Minuten einmal auf Film fest.

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