Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
geringste Ahnung, und davon jede Menge, Mann.« Er trank einen Schluck von dem Bier, das wie Katzenpisse schmeckte. »Dies ist nicht ein Krieg, sondern hunderte.«
    Ich sah ihn an und gab mich überrascht. »Sie meinen, es geht um mehr als Serben gegen Muslime?«
    Für einen Amerikaner begriff er schnell. Seine Miene hellte sich auf. »Nur ein bisschen. Ich habe gehört, dass sich auch zwischen Muslimen und Kroaten was tut, und zwischen den Kroaten und Serben. Und was Mostar betrifft .« Er sprach den Satz nicht zu Ende. Offenbar stellte er mich auf die Probe.
    Ich lächelte. »Gegen den Rest des Südens. Tuzla?«
    »Gegen den Rest des Nordens, Mann. Wie ich sagte, hunderte.« Er streckte die Hand aus. »Ich bin Jeral. Arbeiten Sie fürs Fernsehen?«
    Wir schüttelten uns die Hände. »Nick Collins. Ich arbeite für jeden mit einem Scheckbuch.«
    Während der nächsten beiden schlechten Biere erfuhr ich, dass er zwar wie Omar Sharifs Bruder aussah, aber in den Staaten geboren und aufgewachsen war - er hätte gar nicht amerikanischer sein können. Zum ersten Mal begeg- nete ich jemandem, der fließend Arabisch sprach und nie auch nur in der Nähe des Nahen Ostens gewesen war. Den Staat New York hatte er zum ersten Mal mit neunzehn Jahren verlassen. Arabisch sprach er zu Hause mit seinen jemenitischen Eltern und am Samstag in der Moschee, aber Englisch dominierte in der Schule und im Rest der Welt.
    Jerry beugte sich jetzt näher und fragte leise: »Warum bist du hier? Was ist deine Story?«
    »Ich bin nur vorbeigekommen und habe die Plakate gesehen .«
    Eine kurze Pause folgte. Wir wussten beide nicht, was wir als Nächstes sagen sollten. Neun Jahre waren vergangen. Ich hätte diesem Ort am liebsten sofort den Rücken gekehrt und hoffte, dass er ebenso empfand, aber er stand einfach nur da, sah mich an und lächelte. »Was machst du heute so? Knipst du noch immer?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das hat sich geändert, Kumpel. Bis vor kurzem habe ich in der Werbung gearbeitet. Langweiliger Kram, aber er half mir, über die Runden zu kommen. Was ist mit dir? Hast du einige dieser Aufnahmen gemacht?«
    »Sie sind gut, aber nicht so gut. Bis auf das Bild dort.« Jerry zeigte über meine Schulter hinweg auf Zina. »Und das.«
    Einige Frauen aus der Donna-Karan-Gang standen hinter uns und warteten darauf, dass wir weitergingen, damit sie Zina in ihrem Katalog abhaken konnten. Sie musterten uns von oben bis unten, und eine von ihnen schniefte demonstrativ in ihr Taschentuch.
    Jerrys Verachtung ihnen gegenüber war so groß, dass er sie nur teilweise verbergen konnte. »Sieh dir das hier an, Nick.«
    »Ich muss gehen, Kumpel. Einige Dinge, die darauf warten, erledigt zu werden.«
    Ich musste fort von ihm. Er gehörte zu Nick Collins, nicht zu Nick Stone. Aber er gab nicht nach. »Komm schon, nur einige Sekunden. Dies ist das andere Bild, von dem ich wünschte, es würde von mir stammen. Eines Tages wird es sehr berühmt sein.«
    Wir kehrten zur »Tschetnik-Mama« zurück. Jerry betrachtete das Bild voller Bewunderung.
    »Ein tolles Foto. Aber es wird nicht deshalb berühmt, sondern wegen ihm.« Er deutete auf die Stelle, wo im Hintergrund der Mann den Frauen half. »Weißt du, wer das ist? Nur zu, sieh ihn dir aus der Nähe an.«
    Ich trat näher und erkannte den Bärtigen. Kein Zweifel. Ich beugte mich vor und betrachtete sein Gesicht, meine Augen nur wenige Zentimeter von seinen entfernt. Die blasse Haut war glatt und spannte sich über hohen Wangenknochen. Die Augen lagen tief in den Höhlen, und er wirkte ein wenig zu mager. Was mir besonders auffiel: Zwar umgaben ihn Tod und Zerstörung, aber seine Fingernägel waren perfekt geschnitten, der lange dunkle Bart gut gepflegt.
    »Nein.« Ich wich zurück. »Ich habe keine Ahnung, wer das ist.«
    »Genau. Aber eines Tages wirst du ihn kennen. Sein Gesicht wird auf ebenso vielen T-Shirts erscheinen wie das von Che Guevara. Sie wollten einen Teil von meinen Sachen hier, aber scheiß drauf. Ich hatte zwei eigene Ausstellungen. Ich werde ihnen das geben, was ich für wichtig halte, nicht irgendwelches Zeug, um diese oder jene Wand zu füllen.«
    Jemand vom Personal trat auf uns zu, eine Blondine mit schwarzer Polobluse. »Könnten Sie bitte leise sein? Bilder dieser Art verlangen Respekt, verstehen Sie?«
    Jerry schüttelte langsam und ungläubig den Kopf. »Komm, Nick, ich glaube, wir brauchen frische Luft.«
    Wir gingen nach draußen in die Sonne. Jerry setzte eine

Weitere Kostenlose Bücher