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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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freiberufliche Bildredakteurin und hatte bis vor kurzem in ihrem kleinen Apartment gewohnt, weil er immer unterwegs war. Doch kurz nach ihrer Heirat war Chloe zur Welt gekommen, und daraufhin wurde es Zeit für den Umzug. Er sagte nicht, warum sie sich für Washington entschieden hatten.
    Sein letzter Job hatte darin bestanden, über die regierungsfeindliche Gewalt in Venezuela zu berichten. »Ich habe einige tolle Aufnahmen von Demonstranten gemacht, die sich mit der Nationalgarde anlegen. Hast du sie in Newsweek gesehen?«
    Wir bogen nach links ab. fuhren an einem Apartmentgebäude entlang und über eine Rampe in die Tiefgarage. Dort stellte Jerry den Motor ab und sah mich an.
    »Möchtest du jetzt nicht zu Hause bleiben, Jerry? Ich meine, wenn ich ein Kind hätte, würde ich mich nicht dauernd dort herumtreiben, wo’s heiß hergeht.«
    Er antwortete nicht und holte mehrere Schlüssel hervor, als wir zum Lift gingen. »Sicherheit«, sagte er. »Hier muss man ein Schloss aufschließen, um ans Schloss zu gelangen.« Er fand nicht sofort den richtigen Schlüssel für den Lift, aber schließlich waren wir auf dem Weg nach oben.
    »Nur eine Etage.« Jerry strahlte wie ein Zeuge Jehovas, dem es gelungen war, seiner Gemeinde ein neues Mitglied hinzuzufügen. »Hoffentlich ist sie da. Normalerweise bringen wir Chloe um diese Zeit in den Park.« Er wandte sich mir zu. »Nick .« Seine Stimme wurde leiser.
    »Nach unserer Rückkehr nach Sarajevo habe ich nie wirklich Gelegenheit gefunden, dir zu danken. Im Kopf habe ich es oft durchgespielt. Ich möchte dir sagen -«
    Ich hob die Hand und unterbrach ihn. »Schon gut. Es ist lange her. Denk nicht mehr dran.« Ich wollte mich nicht erneut mit diesen Dingen beschäftigen müssen; sie blieben besser in ihrem Kasten.
    Jerry war ein wenig enttäuscht, nickte aber. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich dankbar bin, das ist alles.«
    Der Lift hielt an, und Jerry spielte mit den Schlüsseln, als wir zum Apartment gingen.
    Der Flur hatte weiße Wände, und ein grauer Teppich bedeckte den Boden. Alles war makellos sauber. Wahrscheinlich arbeiteten die meisten Bewohner in den Botschaften, an denen wir vorbeigefahren waren.
    Als Jerry den Schlüssel ins Schloss von Nummer 107 schob, nahm ich den Geruch frischer Farbe wahr. Er deutete in den Korridor. »Kein Kinderwagen. Kaffee? Wir gehen ins Wohnzimmer. In den anderen Räumen ist der Geruch zu stark. Entschuldige das Durcheinander. Du weißt ja, wie das bei einem Umzug ist.«
    Eigentlich wusste ich es nicht. Ich hatte George nicht belogen: Mein ganzes Leben passte tatsächlich in zwei Reisetaschen.
    Rechts standen die Türen von zwei Schlafzimmern offen. In jedem sah ich eine Matratze auf dem Boden und jede Menge Kartons und Kleidung.
    Das Wohnzimmer war weiß gestrichen. Noch keine Gardinen an den Fenstern, aber ein Fernseher, ein Videorekorder und eine Stereoanlage mit rot glühenden LEDs.
    Den alten Teppich wollten sie offenbar nicht behalten: Farbflecken zeigten sich darauf. Alles andere war Babykram, Wickelmatten, Windeln und Talkumgeruch. In der Ecke sah ich eine blaue Tragetasche auf einem Ständer und darüber ein Plastikmobile mit Sternen und Teddybären.
    Familienbilder schmückten die Kamineinfassung, und einige Polaroidaufnahmen zeigten allein Chloe, die sehr blau und verschrumpelt aussah. Ganz normal für stolze Eltern, dachte ich. Die Bilder hatten sie vermutlich als Erstes ausgepackt.
    Jerry öffnete einen Karton mit zahlreichen Fotos, alle in Schutzhüllen.
    »Du bist fleißig gewesen.«
    »Kann man wohl sagen. Sieh sie dir an. Mich würde interessieren, was du davon hältst.«
    Er ging in die Küche und überließ mich den Bildern.
    Jerry hatte es wirklich weit gebracht seit dem Tag, als er mit dem Geschenk seiner Mutter am Hals herumgelaufen war. Seine Bilder zeigten den Krieg in Äthiopien, Flüchtlingslager in Gaza und den Papst, wie er in einem südamerikanischen Slum weinte.
    Jerry machte sich in der Küche zu schaffen, während ich ein Bild nach dem anderen betrachtete.
    Als sich die Servierluke öffnete und ein Tablett mit Kaffee und Bechern erschien, hob ich eine Titelseite der New York Times. »Ist dieses Sudan-Bild von dir?«
    Ein kleines, hungerndes Mädchen, nicht mehr als Haut und Knochen, hockte nackt im Dreck. Hinter ihm beobachtete ein Geier alle seine Bewegungen. Nicht allein das
    Bild war grässlich. Daneben warb eine Anzeige für eine mehrere tausend Dollar teure Cartier-Uhr.
    Jerry beugte sich durch

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