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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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behandelt zu werden. So schlimm es auch war, immer wieder an Kelly zu denken - es befreite mich auch. Sie konnten sie nicht mehr als Druckmittel benutzen. Ein anderes Leben stand mir jetzt bevor. Ich hatte mir Wiederholungen von Easy Rider angesehen.
    Nur noch einige Stationen bis Dupont Circle. Wusste Ezra, dass ich ihm in Hinsicht auf Bang Bang Bosnien nicht die Wahrheit gesagt hatte? Es gab viele Dinge, bei denen ich auf die eine oder andere Art gelogen oder die ich ganz verschwiegen hatte. Wie meine Entscheidung, den Job an den Nagel zu hängen, oder dass die heutige Sitzung die letzte für mich war.
    Ich fragte mich, ob Seelenklempner wie Ezra einfach nur zuhörten, während man irgendeinen Schwachsinn von sich gab, um anschließend hinter dem Rücken des Patienten über seine Selbsttäuschung zu lachen. Oder vielleicht lachten sie bei Kaffee und Kuchen in Wien, bei irgendwelchen Psychiatertagungen.
    Und dann dachte ich: Warum nicht? Ich hatte nichts anderes zu tun und konnte mir die Zeit vertreiben bis zu Lost Dinosaurs of Egypt.
    Der Wagen war etwa zu einem Viertel besetzt, hauptsächlich Familien mit Straßenkarten und Digitalkameras. Die Kinder wirkten aufgeregt, ihre Eltern zufrieden. Mann, das hatte mir gerade noch gefehlt. George hatte Recht. Ich fühlte mich einsam. Aber was er und Ezra nicht wussten: Ich hatte mich immer einsam gefühlt, bis Kelly gekommen war. Arbeit - erst in der Infanterie, dann beim SAS, dann dieser Mist - hatte immer den An- schein erweckt, das Loch zu füllen, aber in Wirklichkeit war das nie der Fall gewesen. Sie half mir nur dabei, das Gefühl des Ausgeschlossenseins zu verdrängen, das ich als Kind so gehasst hatte.
    Und jetzt? Ich empfand wieder wie damals als Kind. Ich hatte stets dieses Gefühl, wenn ich früh am Morgen auf dem Sofa lag und im Fernsehen Menschen sah, die Beziehungen hatten, oder Familien, die sich mit Familiendingen befassten. Selbst die Simpsons hatten etwas, das mir fehlte.
    Ich fühlte mich jetzt genauso wie damals als Zehnjähriger, als ich den ganzen Tag mit der U-Bahn unterwegs gewesen war, um nicht im Regen zu sein. Ich hatte mich davor gedrückt, nach Hause zurückzukehren, wo mich eine Tracht Prügel von meinem Stiefvater erwartete. Einen Grund brauchte er nicht; dem verdammten Mistkerl machte es einfach Spaß, mich zu schlagen. Ich kam nicht einmal besser weg, wenn meine Mutter sah, wie er mich verdrosch. Sie leugnete einfach, dass es geschehen war, und kaufte mir ein Mars.
    Am meisten schmerzte, dass ich keine anderen Kinder hatte, mit denen ich spielen konnte. Ich war der Kosten- loses-Essen-in-der-Schule- und Komisch-angezogene- Junge. Meistens verbrachte ich die Tage allein, wanderte umher, sah in der Geldrückgabe der öffentlichen Telefone nach und wartete darauf, alt genug zu werden, dass nicht mehr die Leute vom Jugendamt kamen, wenn ich die Schule schwänzte.
    Jetzt stand ich wieder ganz am Anfang. Keine Arbeit, keine Kelly, und ich hatte mich von der einzigen Person abgewandt, mit der ich reden konnte, einem alten Psychiater, dessen graues Haar wie ein Helm aussah. Jene Leute, die vielleicht zu Freunden hätten werden können, hatten mich entweder ausgenutzt oder waren tot. Ich sah auf die Baby-G und ließ den Breakdancer tanzen. Jetzt hatte mein Tag wenigstens ein Lächeln bekommen.
    Bei Dupont Circle stieg ich aus und machte mich auf die Suche nach der Ausstellung. Dies war angeblich das Schwulenviertel von Washington, aber ich sah nur Gruppen von Somaliern und Studenten von der Universität. Schließlich entdeckte ich sie. Art Works war einmal ein exklusiver Laden gewesen. Poster an den Schaufenstern wiesen auf die Ausstellung hin. Durch die Lücken zwischen ihnen sah ich helles Licht und sehr bedrückt wirkende Besucher, die hunderte von Fotos an den Wänden betrachteten.
    Ich öffnete die Tür und trat ein. Ein oder zwei Köpfe drehten sich und sahen kurz in meine Richtung. Bald würden die Studenten in Dupont Circle über einen starken Margarinegeruch reden.
    Ich zählte etwa fünfzehn Personen, und alle sahen aus, als würden sie ihre Kleidung nur bei Donna Karan oder Ralph Lauren kaufen. Jeder hielt einen teuer aussehenden Katalog in der Hand. Ich beschloss, darauf zu verzichten. Ich hatte gerade genug Geld für Teebeutel und einige Branston-Gläser dabei.
    Niemand sprach. Das lauteste Geräusch kam von der Klimaanlage, die heiße Luft auf mich herabblies, als ich hereinkam. An einem Ladentisch rechts von mir stand eine ganz in

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