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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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blickte auf die Baby-G.
    Ich wollte es nicht, konnte aber nicht anders und blickte noch einmal in ihre Augen. Als ich sie zum letzten Mal gesehen hatte, waren sie so trüb und glasig gewesen wie die eines toten Fisches, ihr blutiger Körper voller Schlamm. Tränen stiegen in mir empor.
    Es lag neun Jahre zurück. Was zum Teufel war mit mir los? Ich wollte weitergehen, aber etwas hielt mich an Ort und Stelle. Ich stand einfach nur da und starrte auf das Bild, dachte an Zinas Leben und dann an Kellys. Wie hätten sich die Dinge für sie beide entwickelt? Hätten sie geheiratet und Kinder bekommen?
    Ich hätte etwas tun sollen. Sie wären jetzt beide noch am Leben, wenn ich etwas getan hätte ...
    Was? Was hätte ich tun können?
    Ich fühlte eine Hand auf meinem Arm.
    »Es überrascht mich nicht, dass du den Blick nicht davon losreißen kannst«, erklang eine Stimme hinter mir. »Sie ist wunderschön, nicht wahr?« Ein Seufzen folgte diesen Worten. »Was würde ich dafür geben, eine solche Aufnahme gemacht zu haben . Meinst du nicht auch, Nick Collins?«

 
15
    Ich drehte mich um und sah einen lächelnden, sauber rasierten Araber, der die weißesten Zähne abseits der Oscar-Verleihung hatte.
    »Jeral!« Ich schüttelte überrascht den Kopf und hoffte, dass ich auch ein wenig erfreut wirkte. Es war zwecklos zu behaupten, jemand anders zu sein - wir hatten zu viel Zeit zusammen in Bosnien verbracht.
    Wir gaben uns die Hand. In seinem Gesicht zeigte sich nach wie vor ein großes Lächeln. »Es sind einige Jahre vergangen, was?«
    Jeral hatte noch immer etwas von Omar Sharif, auch mit einigen Pfund mehr auf den Rippen. Farbflecken zeigten sich in seinem Haar und auf der Armbanduhr, als hätte er mit einem Maler gerungen. »Du hast dich überhaupt nicht verändert, Kumpel.« Ich sah die Löcher in seiner ausgewaschenen Jeans, und das schwarze Hemd schien mit kaltem Kochgeschirr gebügelt worden zu sein. »Und das gilt auch für deine Ausstattung .«
    Er strich sich kummervoll mit der Hand über sein dünner werdendes Haar, bevor er mich musterte. Allem Anschein nach hätte er gern behauptet, dass ich ebenso aussah wie damals, aber er brachte es nicht fertig, derart zu lügen. Schließlich strich er sich noch einmal übers Haar und wurde ernster. »Übrigens heiße ich jetzt Jerry. Seit dem elften September kommen arabische Namen hier nicht mehr so gut an. Und die Dinge in Lackawanna helfen nicht gerade .«
    Er kam aus einer Stahlstadt im Norden von New York, die Teil des so genannten Rust Belt geworden war. Seine Eltern hatten zu den hunderten gehört, die aus dem Jemen ausgewandert waren, um in den Fabriken zu arbeiten, und jetzt lebten sie vermutlich von der Stütze. Lackawanna wurde seit einigen Wochen recht oft in den Nachrichten erwähnt. Sechs Jemen-Amerikaner, die wegen Ausbildung in einem Lager der al-Qaida im Jahr 2001 verhaftet worden waren, stammten von dort - die ersten islamischen Extremisten made in the USA. An seiner Stelle hätte ich ebenfalls meinen Namen geändert.
    Jerry war mir sofort sympathisch gewesen. Etwas hatte ihn von den beiden Journalisten-Arten unterschieden, denen ich in Sarajevo begegnet war - den manisch Übereifrigen, die aus allen Teilen der Welt kamen, in der Hoffnung, sich einen Namen zu machen, und den Establishment-Typen, die es kaum jemals riskierten, den Keller des Hotels zu verlassen.
    An jenem Abend, als ich ihn in Sarajevo kennen lernte, genehmigte ich mir ein ruhiges Bier in der Bar des Holiday Inn, während ich auf einen weiteren Job wartete. Es war das einzige Hotel, das während der Belagerung noch geöffnet hatte. Ich wohnte dort, weil es als Hauptquartier für die Reporter diente, und ich musste meiner Tarniden- tität als Journalist gerecht werden.
    Jerry stritt sich mit einigen Leuten. Er war gerade aus dem serbisch besetzten Gebiet zurückgekehrt, während einige der Personen, die ihn umgaben, es nicht weiter als bis zur Hoteltür geschafft hatten. Sie gingen jeden Morgen ins Untergeschoss, stiegen in einen UN-APC und fuhren zur Einsatzzentrale. Dort nahmen sie eine Presseverlautbarung entgegen, kehrten damit zurück zum Hotel, fügten ein paar Zitate hinzu, für gewöhnlich von anderen Journalisten, und fertig war der Bericht von der Front. Jerry gehörte zu den wenigen, die unterwegs gewesen waren, auf der Suche nach echten Geschichten.
    Schließlich wandte er sich von den anderen ab, kam näher und nahm neben mir an der Theke Platz.
    »Die Typen haben nicht die

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