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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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verabschiedet hatte, aber inzwischen war es fast dunkel. Das Licht der Straßenlampen fiel auf die langsam dahinrollenden Wagen. Washingtons Arbeitsbienen hielten den Kopf entschlossen gesenkt, als sie heimkehrten. Die meisten von ihnen wollten nur die Eingangstür hinter sich schließen, die Glotze einschalten und was in die Mikrowelle schieben. Es stand in ihren Gesichtern geschrieben.
    Jerrys Apartmentblock war leicht zu finden. Kurz bevor ich ihn erreichte, nahm ich eine Abzweigung nach links, die mich hinter das Gebäude brachte, in den Gemeinschaftsgarten. Dort nahm ich auf einer Sitzbank Platz, als gehörte ich zu den Bewohnern und wollte nur ein wenig frische Luft schnappen, bevor die Mikrowelle klingelte. Mein Blick glitt über die Fenster im ersten Stock. Bei zweien fehlten Jalousien und Gardinen, und ich sah sehr weiße Wände und eine Glühbirne an einer Decke. Ich konnte sogar Chloes Mobile erkennen, das sich dicht über dem Fensterbrett drehte.
    Die Flurtür stand offen, und nichts rührte sich. Ich wanderte hinter dem Gebäude herum und fand den unbeleuchteten Verwaltungsbereich, wo alle Abfälle des Apartmentblocks in großen Behältern auf Abholung warteten.
    Ich streifte die Gummihandschuhe über und schaltete die Taschenlampe ein. Mein letztes Müllschwimmen lag Jahre zurück. Immer roch ich danach wie Scheiße, manchmal aus gutem Grund, aber es war die Sache wert, denn man konnte viel über jemanden herausfinden, wenn man in einem Durcheinander aus Bananenschalen, Kaffeesatz und gelegentlichen toten Katzen wühlte. Die meisten Leute denken kaum an die Briefe, Telefonrechnungen, Kreditkarten-Quittungen, Arzneifläschchen und sogar Arbeitsplatz-Notizen, die sie wegwerfen.
    Ich begann mit der Suche nach Pappkartons, zog sie aus dem anderen Zeug und stellte sie beiseite. Wenn jemand eine Erklärung von mir verlangte, würde ich sagen, dass ein Freund von mir umzog und ich nach Kartons suchte, um ihm beim Packen zu helfen. Wenn ich damit nicht durchkam, würde ich behaupten, im Eifer des Gefechts meinen Ehering in den Müll geworfen zu haben; doch jetzt war der Streit beigelegt und ich wollte das Ding zurück, bevor meine Frau etwas merkte. Mit ein wenig Glück half man mir sogar bei der Suche danach.
    Leute wie ich waren nicht die Einzigen, die ihren Kopf in Mülltonnen steckten. Überall im Land suchten Polizisten regelmäßig im Müll, und alle Arten Verbrecher, von Mafiabossen bis hin zu kleinen Veruntreuern, gründeten ihre Überzeugungen zum Teil auf Anhaltspunkte, die aus Abfällen stammten. Geheimdienste nahmen solche Untersuchungen schon seit Jahren vor. Nach der iranischen Revolution 1979 setzte die neue Regierung zahlreiche Studenten ein, um all die Dokumente zusammenzukleben, die die vorherige mit Shreddern vernichtet hatte. Es dauerte vier Jahre.
    Ich nahm mir die durchsichtigen Müllbeutel vor und suchte nach Windeln oder anderen Babydingen. Dann ging ich zu den schwarzen über und öffnete sie nacheinander. Eine Stunde später fand ich einen Beutel, der aus Jerrys und Renees Apartment stammte. Er enthielt einen Brief von einem Krankenhaus, und darin hieß es, die ganze Familie wäre nun registriert und die Medical Cards befänden sich in der Anlage.
    Mit Milchflecken und Zwiebelschalen an den Knien kehrte ich zur Sitzbank zurück. Im Apartment rührte sich noch immer nichts. Es war halb zehn. Ich holte das Handy und Jerrys Visitenkarte hervor.
    In dem Augenblick erschienen beide am Fenster. Renee beugte sich vor und lächelte, als sie auf ihre Tochter hinabsah. Als sie sich zu Jerry umdrehte, verschwand das Lächeln. Die beiden schienen gerade einen Streit zu haben. Vielleicht hatte Renee Jerry von unserem Treffen erzählt. Ich drückte die Ruftaste.
    Es klingelte dreimal, dann nahm Renee ab.
    »Ich bin’s, Nick. Ist Jerry da?«
    Sie wirkte überrascht. »Ich hole ihn.«
    Sie überließ ihm das Telefon.
    »Hey ...« Es war seine freudige Stimme.
    »Ich wollte nur sagen, dass es schön war, dich heute wiederzusehen und deine Familie kennen zu lernen. Ich denke über die Reise nach, in Ordnung?«
    »Das ist großartig. Treffen wir uns in London?«
    »Langsam, langsam. Ich habe noch nicht gesagt, dass ich mitkomme. Ich rufe dich morgen früh an. Muss noch ein oder zwei Dinge klären.«
    »Kein Problem. Ich bin morgen den ganzen Tag da und warte auf deinen Anruf. Ich freue mich, Nick, ich freue mich wirklich.«
    »Eine Frage.«
    »Klar, Nick. Schieß los.«
    »Weshalb bist du so sicher,

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