Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
grinst ihn an.
„Josy ist nett“, sagt er im Wagen.
„Stimmt, ist er.“
Jan
„Wollt ihr sehen, wo ich wohne?“, fragt er, als wir zurückfahren. Christoph will. Und ich sowieso.
Er wohnt auch in so 'ner Altbauwohnung. Ein langer schmaler Flur voller Poster und anderer Dinge an den Wänden. Von Rockfestivals bis zum St-Pauli-T-Shirt ist alles da, was man sich vorstellen kann.
Eine Tür steht auf. Im Zimmer herrscht ziemliches Durcheinander. 'Ne Menge Pflanzen stehen auch da. „Josys Zimmer“, sagt Nick und öffnet eine andere Tür. „Und hier wohne ich!“
„Irre!“, staunt Christoph und starrt die Wände an. Riesige Szenen aus Comics. Etwas verfremdet.
Z.B. Batman, der Robin eng umschlungen hält oder Spiderman, der Hand in Hand mit dem grünen Kobold auf einen riesigen Sonnenuntergang zugeht ... Spirou und Fantasio nebeneinander im Bett, eine rauchend ...
Ich lache. „Na, das passt ja“, sage ich. Er grinst mich an.
„Gefällt's dir?“, fragt er. „Spitze!“, sage ich.
„Hast du das alles gemalt?“, fragt Christoph nahezu ehrfürchtig. „Ja! Willst du auch so was in deinem Zimmer haben?“ „Au ja - meine Freunde drehen dann ab! Aber ich will dann richtige Szenen haben“, sagt er und windet sich etwas verlegen. „Du meinst, wie's im Heft steht - nicht so'nschwulen Kram“, sagt Nick ganz locker zu ihm. Christoph errötet ein bisschen, aber er grinst. „Genau“, sagt er.
Ich stehe an seinem großen Schreibtisch. Alles voller Zeichnungen. Von mir. Am Strand. Vorm Zelt. Von hinten. Von vorn. Einfach unglaublich.
Er sieht mich an und schiebt sie schnell zusammen, als Christoph kommt und legt eine Mappe drauf. Öffnet sie. Wir sehen uns die ganze Zeit an dabei.
„Das bin ja ich!“, ruft Christoph begeistert, „guck' mal, Papa, boah , Nick, du bist ja richtig klasse!“
Er hat auch Katharina und Lily gezeichnet.
„Das ist ja Wahnsinn“, sage ich bewundernd, „Chris hat recht ... Du bist richtig klasse!“ Ich sehe ihn an und er errötet.
Christoph
Nick
„Kann ich euch noch was anbieten?“, frage ich, nachdem ich mich von seinen Augen losgerissen habe.
„Nein ... wir sind bei Renate zum Kaffee eingeladen“, sagt Jan bedauernd. „Die Mädchen sind gerade bei ihr.“ Also gleich wieder ein Abschied.
Ich gebe Christoph mein Versprechen, ihm auch so was ins Zimmer zu malen.
„Wir machen einen Termin aus“, sage ich ihm und er springt gutgelaunt die Treppen runter. Jan steht noch da und sieht mich verzweifelt an.
Mir schießt ein Einfall durch's Hirn.
„Lass' was hier“, raune ich ihm zu, „deinen Schlüssel oder so ... den holst du dann gleich ab ...“
Seine Augen leuchten auf und er drückt mir schnell seine Autoschlüssel in die Hand.
„Tschüss!“, ruft er laut und läuft die Treppen runter.
Jan
Darauf hätte ich auch kommen können ...
Wir biegen in Renates Straße (echt, so ein glücklicher Zufall, dass sie ausgerechnet hier wohnt!), da bleibe ich stehen und krame umständlich in meinen Hosentaschen.
„Mist!“, sage ich. „Ich hab' den Autoschlüssel bei Nick liegen lassen!“
„Soll ich eben zurücklaufen?“, bietet sich Christoph an. Sonst ist er nicht so gefällig.
„Nee, lauf du schon vor zu Mama und sag' Bescheid, ich will sowieso noch mal nachsehen, ob ich die Handbremse richtig angezogen habe“, lüge ich frech.
Ich gehe mäßig schnell zurück. Als ich um die Ecke biege, sprinte ich los.
Atemlos klingele ich. Er öffnet sofort und wir fallen uns in die Arme.
„Jan ... Jan“, flüstert er und ich bin auch so froh, ihn wieder berühren zu dürfen.
„Nick“, murmele ich in sein frisch gewaschenes Haar, „ich darf aber nicht lange bleiben.“
Er zieht mich eilig in sein Zimmer. „Komm' schon“, sagt er und zieht sich schnell sein T-Shirt aus, „nur einmal! Geht doch schnell, so wie wir drauf sind!“ Ich hatte ehrlich gesagt gehofft, dass er so reagiert!
Ich liege noch im Bett. Jan ist gerade gegangen.
'Wird das jetzt immer so sein?', denke ich, 'so hastig und im Geheimen?'
Ich stehe auf und gehe duschen.
Kurz entschlossen rufe ich danach bei Franziska an.
„Nick! Schön, dass du dich meldest ... ich mache mir gerade Gemüselasagne, komm' doch vorbei!“
Ich schwinge mich auf's Rad und fahre hin.
„Tag, mein Sohn! Gut siehst du aus - du bist ja richtig braun geworden!“, sagt sie mir. Dann kneift sie die Augen zusammen (sie ist ein bisschen kurzsichtig, aber zu eitel, um
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