Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
schon fix und fertig da mit klappender Sohle und warte ungeduldig. „Ich wollt' noch'n Happen essen“, sagt er.
„Dann mach' aber hin, ich will los!“, treibe ich ihn an.
„ Schmier ' dir 'n paar Stullen, die kannst du unterwegs essen!“
„Bist ja'n richtiger Sklaventreiber heute. Ich beeil mich ja schon“, sagt er, als ich ihm genervt zusehe.
„Kannst es wohl gar nicht abwarten, ihn wiederzusehen, was?“
Ich sehe ihn nur an. „Schon gut, schon gut“, beschwichtigt er und verschwindet eilig in seinem Zimmer, um seine Sporttasche zu packen.
„Wie geht das jetzt eigentlich mit euch weiter?“, murmelt er undeutlich mit vollem Mund im Auto, während ich fahre.
„Hey, pass doch auf!“ Ich habe mich blitzschnell vor den Jetta - Fahrer - mit Hut natürlich! - gesetzt (stirbt diese Spezies nicht endlich mal aus?) und Josy fällt fast das Brot aus der Hand bei meinem rasanten Fahrstil.
Er fegt sich die Krümel von der Hose.
„Hat er sich nicht von seiner Frau getrennt?“
„Ja ... das heißt, die Frau hat sich von ihm getrennt... das mit uns weiß aber absolut keiner - mach' also auch keinen Spruch bei den Jungs, ja?“
Dass ich schwul bin, wissen alle und die Freundschaft mit Josy bewahrt mich in der Hinsicht vor Anmache der derben Art.
„Du bist schwul?“
Fünfzehn Augenpaare und offene Mäuler starrten mich an. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag.
Das übliche Palaver in der Kabine nach dem Duschen, u.a. über Frauen.
„Also , ich steh' auf große Titten!“ Bernie tönte laut rum und sah mich dabei an.
Dem Neuen mal auf den Zahn fühlen.
„Klar! Kompensation nennt man das ... wenn man selbst schon nichts zu bieten hat!“ Pit kann manchmal richtig geistreich sein. „Was soll das denn?“ Bernie reckte sich.
„Ich bin vielleicht nur 1,70 m, aber mein Kollege hier“, er zeigte auf seine Körpermitte, die er uns schamlos nackt und hüftschwenkend präsentierte, „der kann sich doch sehen lassen, oder?“ Wieder sah er mich dabei an.
„Na ja, geht so“, sagte ich, weil ich ihn nicht frustrieren wollte, „ich hab' allerdings schon Größere gesehen!“
„So? Wo denn?“, fragte er, „mal von Josy abgesehen.“
Josy ist echt der Größte. In jeder Hinsicht. Manchmal frag' ich mich, 'ob er deshalb keine Freundin hat?' Weil bestimmt jedes Mädchen schreiend davonläuft, wenn er seine Hose öffnet!
„Bei mir im Bett ... ich bin schwul, weißt du. Ich kenn' mich da aus.“
Manchmal bin ich eben für Schocktherapie. Kurz und schmerzlos.
Es war plötzlich so still in der Kabine, dass man die berühmte Nadel hätte fallen hören. Bloß Josy und ich zogen uns weiter an, als wäre nichts gewesen.
„Du bist schwul?“, fragte Bernie ganz verdattert, „aber ... du siehst gar nicht so aus ...“
„Na, wenn ich zum Training erscheine, zieh' ich mir mal nicht den Minirock und die Stöckelschuhe an!“, sagte ich genervt.
„Was glotzt ihr so?“, fragte Josy da, „soll Nick jetzt etwa bei den Mädchen duschen oder was? Menschenskind, ich wohn' mit ihm schon seit zwei Jahren zusammen und er hat mich noch nicht angesteckt.“ Sie fingen an zu grinsen und damit war die Sache durch.
„Ich sag' nichts“, sagt Josy, „ich bin doch keine Tratschtante wie Uli.“
Eigentlich komisch, dass Josy es mit zwei Schwulen in der WG aushält.
Okay, ich bin ja in seinen Augen total normal, weil ich Fußball spiele, aber Uli? Der ist echt schrill.
Er studiert schon seit ewigen Zeiten Philosophie (wird er nicht dieses Jahr 30?) und hält seine kleinen literarischen Zirkel ab. Ich glaube, er macht ein bisschen auf Oscar Wilde. Mit längeren Haaren und so.
Und wie der wilde Oscar ist er auch ein wenig schwammig um die Mitte.
Er starrt Josy und mich immer fasziniert an, wenn wir mal halbnackt durch die Bude rennen.
„Hach, diese flachen festen Bäuche! Haarlos und straff! Kein Gramm Fett! Durchtrainiert! Nur Muskeln und ...“ „Reg' dich nicht so auf, Uli, du kriegst sonst wieder Krämpfe“, riet ich ihm und tätschelte sein Bäuchlein.
„Hast 'ne ganz schöne Plautze gekriegt ... hat Muttern gut gekocht?“
Das war kurz nach Ostern.
„Pasteten, Trüffel, Champagner ... und Rehrücken, Lammkoteletts und Nierchen “, zählte er schwärmerisch auf. Ich schüttelte mich. „Ist ja alles braun“, sagte ich angeekelt.
„Ach, du! Immer bloß Buntes!“
Ich steh' eben auf Obst und Gemüse. Kann ich total viel von essen.
Hab' ich schon immer jeder Tüte Pommes oder
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