Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit

Titel: Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Zachries
Vom Netzwerk:
Kopfkissen dient und der vom jahrelangen Draufliegen schon ganz platt ist.
    „Oh“, sagt er nur und ich weiß, dass er verstanden hat.
    „Dieser Hase da ist übrigens klasse“, sage ich ihm, „man liegt echt bequem drauf.“ Ich hatte ihn im Zelt auch versehentlich als Kissen benutzt.
    „Ja, ne?“, sagt er erleichtert.
    „Ja, wirklich ... äh ... ist Papa da?“
    „Der bringt gerade Lily ins Bett. Ich rufe ihn!“
     
    „Nick.“
    „Jan ... ich vermisse dich so“, sage ich voller Sehnsucht, als ich seine Stimme höre. Er klingt so fremd am Telefon. Wir haben ja auch noch nie miteinander telefoniert.
    „Warte ... ich geh' mal mit dem Telefon ins Gästezimmer“, sagt er leise. Höre kurz darauf, wie eine Tür geschlossen wird.
    „Ich vermiss dich auch“, sagt er seufzend und dann - „Renate und ich trennen uns.“
    Mein Herz fängt wie wild an zu klopfen.
    „Ja? Und ... wie geht's dir damit?“, frage ich ihn.
    „Nick ... du kannst vielleicht Fragen stellen ... für die Kinder tut es mir natürlich wahnsinnig leid, sie waren total geschockt, aber für uns beide sehe ich zum ersten Mal einen Funken Hoffnung.“
    Mein Gott!
    „Hast du ihr von uns erzählt?“, frage ich ihn.
    „Nein, ich konnte noch nicht. Sie hat übrigens einen Freund. Und sie war ziemlich überrascht, dass ich alles so gefasst aufnahm.“
    „Wieso? Bist du sonst so'n Brüller und Schläger?“ Er lacht.
    „Nein! ...Ach, Nick, wann seh' ich dich wieder?“ Ich hab' eine verwegene Idee.
    „Kommt doch morgen zum Fußballspielen. Christoph kann auch mitmachen, ist einfach nur so - just for fun , für die, die schon aus dem Urlaub zurück sind. Na, wie isses ?“
     
     
Jan
     
    Natürlich fahren wir. Mit Renate telefoniert, die ist ganz begeistert, dass Katharina und Lily sie besuchen kommen. Sie will Kuchen backen für hinterher.
    „Katharina ist ja ganz schön verliebt in diesen Nick“, sagt Renate.
    „Was?“ Ich bin überrascht.
    „Hast du das etwa nicht bemerkt?“, fragt sie.
    Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, ihr zu sagen, dass Nick schwul ist.
    „Nein“, sage ich zögernd. Der Moment ist vorüber. Ich habe gekniffen.
    Sie lacht. „Typisch Mann!“
     
     
Nick
     
    Ich bin höllisch aufgeregt. Hoffentlich verrate ich mich nicht. Josy ist hellauf begeistert.
    „Das ist der richtige Mann“, sagt er gutgelaunt, als wir losfahren, „nicht diese Weicheier, die du sonst immer abgeschleppt hast!“
     
    Tobias hat gesurft.
    Bastian hat Squash gespielt. Benni machte Triathlon.
    Laurent spielt übrigens Tennis, aber das geht mir so was am Arsch vorbei.
     
     
Jan
     
    Christoph und ich sind schon da. 'Ne Viertelstunde zu früh.
     
    Ein paar Typen steigen aus ihren Autos und mit Erleichterung stelle ich fest, dass es einige in meinem Alter gibt. Ich hatte erst gedacht, die wären alle so jung wie Nick. Sie sehen neugierig zu uns rüber.
    Ein paar Jungs in Christophs Alter sind auch dabei. Er sieht mich an. „Ich bin doch nicht der Jüngste“, sagt er froh. Ihn haben also die gleichen Gedanken gequält.
     
    Wir sind gleich nach dem Frühstück heute Morgen losgefahren, weil wir erst auch noch Christophs Meerschweinchen abholen mussten.
    Marlene bot mir wieder einen Kaffee an, den ich erneut ausschlagen musste; ich denke, ich sollte sie mal zu uns einladen. Danach sind wir zu Renate.
    Sie wohnt im zweiten Stock einer Altbauwohnung mit zwei jungen Frauen. Ich bin erleichtert, dass ihr Freund da nicht wohnt. Ihr Zimmer geht nach hinten raus, auf dem Hinterhof steht eine Linde, dadurch wirkt bei ihr alles schattig grün. Irgendwie sieht's bei ihr wie in 'nem Kinderzimmer aus. Oder eben wie bei 'nem Jugendlichen.
    Ein Schreibtisch, ordentlich aufgeräumt (neu, von IKEA), zwei Bücherregale (aus unserem Wohnzimmer), ein Kleiderschrank (auch von IKEA), ein Schaukelstuhl („vom Flohmarkt“) und ein ziemlich breites, flaches Bett („aus der Avis“). Auf kleinen flachen Tischchen stehen 'ne Menge Dinge rum, die Frauen so mögen. Kerzen, Dosen, Schalen in allen möglichen Größen, Farben und Formen. An der Wand über ihrem Schreibtisch hängen gerahmte Fotografien der Kinder.
    Ich entdecke den Teppich von Renates Mutter auf dem Holzdielenfußboden. (Sie kam ständig mit irgendwelchen Sachen an, von denen sie glaubte, dass wir sie unbedingt brauchten) Bei uns hatte er keinen Platz gefunden. Wahrscheinlich hätt' ich ihn sowieso nicht ertragen können ... meine Schwiegermutter ist schon immer ein rotes Tuch für mich

Weitere Kostenlose Bücher