Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
machen!“ Aha. Das ist es also.
„Weißt du, Christoph“, beginne ich, „wir versuchen doch immer, tolerant zu sein, nicht? Und zur Toleranz gehört auch, dass man Dinge bei anderen Leuten akzeptiert, die man selbst vielleicht nicht tun möchte ... das wirst du selbst einmal feststellen. Besonders beim Sex ist es oft schwierig, die eigenen Vorstellungen und Wünsche mit denen des Partners in Einklang zu bringen. Jeder kennt eben nur sich selbst und seine Gefühle. Aber entscheidend ist doch, dass ein Paar – egal was für ein Paar, also Mann und Frau oder zwei Frauen oder eben auch zwei Männer - das Recht haben sollte, alles miteinander machen zu können, solange es beiden gefällt. In meinem Fall ist es so, dass ich Nick ungeheuer gern habe und er mich auch, ich kann mir deshalb auch überhaupt nicht vorstellen, dass wir Dinge tun würden, die den anderen verletzen oder kränken könnten ...“ Sie schweigen.
'Habe ich sie irgendwo erreicht? Oder war meine Rede vielleicht zu aufgesetzt?'
„Ich hatte Streit mit ihm, weil ich so verzweifelt und unglücklich war, dass wir beide uns heimlich treffen mussten.
Ich habe mir zuerst nicht vorstellen können, es euch zu sagen ... ich hatte Angst davor. Also sagte ich ihm, dass es keinen Zweck hätte mit uns und er war so traurig deswegen, dass er gefahren ist. Aber er bedeutet mir so viel! Die letzten Tage habe ich ständig an ihn gedacht und musste feststellen, dass er mir ungeheuer fehlt! Ich will nicht mehr ohne ihn leben ... Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist für euch, weil's so ungewohnt ist, aber ... Könntet ihr nicht versuchen, es vielleicht erst einmal nur zu ... tolerieren?“
Nick
Josy kommt nach Hause.
,,'N Abend“, sagt er, „ach nee ... was will der denn hier?“
„Der verschwindet jetzt hoffentlich“, sage ich zu Laurent und sehe den giftig an.
Uli plustert sich auf. „Warum denn? Seid doch nicht so unfreundlich! Magst du Baileys?“, fragt er Laurent, der natürlich eifrig nickt. Falsche Schlange.
Sie verschwinden in Ulis Zimmer. Mir kann's egal sein. Laurent kratzt mich nicht mehr. Ich werde Uli beizeiten mal einen Tipp geben müssen, falls er sich mit dem hübschen Franzosen verzetteln sollte ...
Josy guckt in den Kühlschrank.
„Bleibst du jetzt wieder hier?“, fragt er.
„Ja. Franziska ist ja total nett, aber ...“
„Mutter!“ Josy nickt verständnisvoll.
Er hat sich einen Halbkreis von Aufschnitt, Käse und sauren Gurken um seinen Teller gruppiert, jetzt schneidet er von einem Brot, das er mitgebracht hat, acht Scheiben ab. Acht.
Ich bin schon satt vom bloßen Zusehen, stehe auf.
„Äh ... ich geh' dann in mein Zimmer. Du brauchst übrigens heute nicht mehr für mich ans Telefon gehen. Ich erledige das ab sofort wieder selber.“
Josy sieht mich kauend an.
„Habt ihr euch wiedergetroffen?“ Ich bleibe an der Tür stehen.
„Nein“, sage ich, „und ich weiß auch nicht, ob er's überhaupt noch will!“
„Und du?“, fragt er.
„Oh Mann, Josy! Guck' mich an! Ich bin völlig fertig! Aber nicht mit ihm ... ich liebe ihn doch.“
Josy öffnet eine Bierflasche an der Tischkante („Das kann jeder Pauli-Fan!“).
Nimmt einen Schluck. Ich will gerade raus, da sagt er: „Dann isses ja gut ... er liebt dich nämlich auch und das hat er lautstark in der Umkleide verkündet, bevor er zu deiner Mutter fuhr ... ach ja, und er drehte sich noch an der Tür um und sagte: 'Übrigens, ich bin schwul!'“
Jan
„Wird er dann hier einziehen?“, fragt Christoph.
„Das hoffe ich“, sage ich.
„Weiß es Oma schon?“, fragt Katharina.
„Nein“, seufze ich, „das wollte ich ihr auch heute sagen. Sagt mal, wollen wir heute mal richtig blau machen? Z.B. in den Heidepark fahren? Da ist doch um diese Zeit keiner!“
„Au ja!“ Christoph ist begeistert und Katharina sieht mich kopfschüttelnd an, aber sie lächelt dabei.
Sie ist schon ganz schön erwachsen.
Nick
„Was?“
Ich bin wie elektrisiert zurück in die Küche und muss mich schnell hinsetzen, weil meine Knie plötzlich zittern.
„Aber du hast mir doch gesagt, dass er gar nicht beim Training war!“
„War er doch auch nicht! Er ging doch vorher schon!“ Josy freut sich über seinen kleinen Witz. Ich flippe fast aus!
„Er hat's laut gesagt? Vor der ganzen Mannschaft? Sag' das noch mal!“
Josy muss es haarklein in allen Einzelheiten berichten und er ist geduldig mit mir wie mit einem kleinen Kind, weil
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