Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
her?“
„Ja“, sage ich.
Sie stellt sich auf die Zehenspitzen und gibt mir einen Kuss.
„Viel Spaß“, sagt sie.
Als ich meine Jeansjacke anziehe, kommt Christoph die Treppe runter.
„Cool, Papa“, sagt er, „setz' noch deine Sonnenbrille auf!“
Nick
Geduscht, gestylt.
'Gut, dass der Ansatz wieder gefärbt ist', denke ich. Schwarze enge Lederhose, schwarzes Shirt. Fummele mir auch den kleinen Ohrring ins Ohr. Wenn schon, dann aber auch richtig. Davidoff - cool water .
Mir ist alles andere als cool zumute.
Laurent rennt im String-Tanga über den Flur ins Bad - 'ob Uli jetzt ohnmächtig in seinem Bett liegt?', denke ich. Er sieht mich und sein Mund klappt auf. Zu spät, Cherie.
Es klingelt. Ich hole tief Luft, nehme meine Jeansjacke, hänge sie mir lässig über die Schulter, gehe zur Tür und öffne. „Hi, Russell!“, sage ich zu dem coolen Typen, der da steht, „ woll'n wir tanzen gehen?“
„Klar doch, Timo“, antwortet er grinsend, „mit dir immer!“ Ich glaube, es wird ein ganz netter Abend.
Teil 2
Die erste Zeit
Katerstimmung - Nächtlicher Besuch einer jungen Dame - Ein verständnisloser Vater
Nick
Beim Bäcker Anstehen lohnt immer.
Vor mir ein älterer Herr im braun-orange-karierten Jackett (70er Jahre, aber trotzdem scheußlich), davor zwei Damenrücken in Windjacken mit Kapuzen. Einer blau, der andere quietschgelb. „... und er ist ganz allein in Urlaub gefahren - mit allen drei Kindern!“ (also doch nicht allein, oder?), tuschelt der blaue Rücken.
„Nein! Und sie?“, fragt das quietschgelbe Outfit.
„Sie ist nach Hamburg gezogen ... und ein neuen Freund soll sie auch schon haben!“ Blau.
„Was Sie nicht sagen - so schnell?“ Gelb.
„Ja, aber das Tollste kommt ja noch“, sagt Blau und ich denke 'jetzt komme ich ins Spiel, na endlich!' aber da ist der blaue Rücken dran und kauft zehn gemischte Brötchen und ein 'Angeschobenes'. Was auch immer das ist.
Blau wartet noch auf Gelb („wie immer!“) und einträchtig gehen sie raus, um draußen weiter zu tratschen. Schade! Ich hätte so gerne mitgekriegt, wie's weitergegangen wäre. Ich sehe sie draußen stehen. Der ältere Herr ist schon fertig.
„Na, junger Mann, Sie haben wohl Hitze?“, fragt mich die mollige Bedienung.
Ich stehe in kurzen Hosen und T-Shirt da. Komm' ja auch gerade vom Laufen.
„Jo“, sage ich und äußere meine Wünsche. Bezahle und gehe eilig raus.
„... ein Junge?“, höre ich die quietschgelbe Jacke gerade fragen. „Frau Melzer meint, so für die Kinder ... machen ja mehr junge Mädchen, wohl so'n Au-pair-Junge, meint sie.“ Wer, ich?
Frau Melzer wohnt schräg gegenüber, ist Witwe, hat einen kleinen Dackel und Langeweile.
Sie ist natürlich immer emsig beschäftigt, wenn ich komme oder gehe.
Entweder kniet sie in ihrem Vorgarten („was macht die da bloß? Den Rasen mit der Nagelschere schneiden?“) oder sie wienert ihre Fenster, deren Scheiben von der ganzen Putzerei bestimmt schon ganz dünn sind. Manchmal fegt sie auch mit Vehemenz ihren kleinen Weg von der Pforte bis zur Haustür. Ihr dicker Dackel knurrt immer jeden giftig an, der vorbeigeht. Ich grüße immer locker rüber.
Vielleicht sollte ich ja ab und zu mal französische Brocken hinwerfen, damit die Au-pair-Geschichte ein bisschen glaubhafter wird?
Ich laufe mit der Brötchentüte zurück.
Frau Melzer verlässt das Haus mit Eimer und Wischlappen. Heute trägt sie ihre blauen Gummihandschuhe. Ach ja, ich vergaß: Sie putzt auch immer die Mülltonne, wenn sie geleert wurde!
„Vielleicht sollten wir ihr auch mal unsere hinstellen?“, hat Jan neulich gesagt, „die hätte es echt mal nötig!“
Sie sieht mich kommen.
„Bon jour!“, rufe ich und winke. Franzosen sind halt immer gut drauf.
Ich gehe gleich unter die Dusche, es ist doch schon ganz schön frisch draußen. 'Morgen zieh' ich mir noch 'ne Jacke drüber', beschließe ich.
Christoph ist schon im Wohnzimmer. Er hat heute ein wichtiges Fußballspiel und ist nervös.
„Na, schon ausgeschlafen?“, begrüße ich ihn.
„Ich bin schon seit sechs Uhr wach“, sagt er, „und wenn nun doch Kevin spielt?“
Die beiden sind Rivalen und buhlen um die Mittelstürmerposition.
Ich weiß gar nicht, warum Christoph so scharf darauf ist, ich persönlich halte ihn für einen sehr viel besseren Verteidiger.
„Immer dieses Gewese um die Stürmer“, hatte ich ihm vor kurzem erst gesagt. „Echt, wenn ich Josy nicht
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