Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
Wochenende“, sagte Nick leicht genervt, als ich gestern Abend mit ihm telefonierte, „was sollte ich denn machen? Ihn rausschmeißen?“ Martin hat kein Gespür für solche Situationen. „Wie liegen deine Veranstaltungen?“, fragte ich ihn. Seit Montag geht er wieder zur Uni.
„Och, ganz gut“, sagte er, „ich hab' bloß einmal vormittags was, ansonsten alles am Nachmittag bis abends.“
Er wird dann also Lily vom Kindergarten abholen können, mit den Großen essen und die Kleine dann nach Hamburg zu Renate bringen, wenn er zur Uni fährt. So hatten wir's uns gedacht.
Und abends mit Lily wieder zurückkommen.
„Zweimal hab' ich allerdings bis nach einundzwanzig Uhr Seminar“, sagte er, „wie machen wir's dann mit Lily?“
Ich werde mit Renate darüber sprechen müssen. Es wird schon eine Lösung geben.
Mir brannte eine Frage auf der Seele, aber ich traute mich nicht...
„Ich vermiss' dich“, sagte ich ihm stattdessen.
„Ich dich auch“, sagte er, „ganz doli ... und übrigens ... ich war dir treu.“
Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Nick
Am Montagmorgen fahre ich mit Mats und Mathilde nach Hamburg, nachdem wir Lily in den Kindergarten gebracht haben. Ich glaube, die Kindergärtnerin wundert sich bald über nichts mehr.
Mats und ich bringen Lily in ihre Gruppe. Sie geht zwischen uns, hält sich an unseren Händen fest und lässt sich alle paar Schritte von uns hochreißen.
Ich registriere die überraschten Gesichter und zähle insgesamt sieben offene Mutter-Münder (geiles Wortspiel!). Von den verstohlenen Blicken mal ganz abgesehen.
Mats hat echt Chancen. Ich stelle mir vor, welche Auswirkungen sein Anblick bei einigen hat und wie's in der Mittagspause rundgeht, wenn der Gemahl vom Trecker steigt und seine Gattin ihn anstelle des deftigen Mittagessens mit dem Negligé erschreckt (bei Hennes und Mauritz erstanden beim letzten Einkaufsbummel in Hamburg - für nur 29,90!), weil ihr Appetit durch den hübschen Mats angeregt wurde.
„Sollen wir sie schocken?“, fragt er, als wir wieder zum Auto zurückgehen. „Komm', wir halten Händchen!“
„Untersteh' dich“, fauche ich ihn an, „die wissen doch sowieso schon nicht, was bei uns abläuft!“
Er lacht und dann tätschelt er mir doch den Hintern, dieser freche Kerl!
Gestern Abend hatte ich echt Mühe, ihn mir vom Hals zu halten.
Um zwölf Uhr nachts startete er seinen Überraschungsangriff. Ich war gerade am Eindösen, da stand er plötzlich vorm Bett.
„Ich kann nicht schlafen“, sagte er und setzte sich auf die Bettkante.
„Guck' dir das an!“
Er zog seine Shorts runter, um mich zu beeindrucken.
Als wenn so was ohne Zutun entsteht...! Er hatte sich gut vorbereitet nebenan.
Innerlich musste ich ihm Beifall zollen ... Donnerwetter! Ein starkes Stück! Der war ja so gebaut wie Josy! Gut, dass er damals noch nicht ausgewachsen war! Ich hätte sonst Komplexe für's Leben gekriegt!
„Mats, pack' deinen aufrechten Gesellen wieder ein“, sagte ich und versuchte meiner Stimme einen unbeteiligten und gleichgültigen Ton zu geben, damit er nicht merkte, wie's wirklich in mir aussah, „dann gehst du nach nebenan und tust das, was anständige kleine Jungs dann auch machen ... Tempos sind in der Küche ... versau' nicht die Ledercouch!“
Ich nahm mir übrigens vor, dasselbe zu tun, sobald er mich von seiner erregenden Präsenz erlöst haben würde. An unschuldigen Schlaf war jetzt sowieso nicht mehr zu denken.
„Ich bin nicht mehr klein“, schmollte er.
„Ich seh's ... Und anständig sowieso nicht“, sagte ich.
Er packte seinen Zauberstab wieder ein und verzog schmerzhaft das Gesicht. Die Shorts drückte wahrscheinlich unangenehm.
„Nick ... was ist bloß mit dir los? Früher ...“ Ich fiel ihm ins Wort.
„Hör' auf, Mats, gib's auf! Ich bin quasi verheiratet!“ „Du bist noch viel zu jung!“
„Na und? Jung gefreit hat nie gereut ... Mats, nimm' deine Hand da weg, sonst schreie ich!“
„Nur einmal.“ Hatte er schon immer so treue Dackelaugen?
„Einmal ist keinmal... is nich ... ab auf's Sofa!“ Er seufzte.
„Okay, aber 'n Gutenachtkuss krieg' ich noch“, beschloss er und begann mich lang und ausgiebig abzuküssen.
Schon lag er neben mir.
„Mats, ich warne dich!“
„Nick...“
Auf mir drauf.
„Raus!“
Er ist mindestens 1,95 m, der elende Schwede.
Damals war er zwar auch schon größer als ich, aber eindeutig schmächtiger. So wie ich. Allerdings bin ich's immer noch.
Ich
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