Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
einmal dieses kleine Mädchen da, guckt mich an und schielt auf meine Kirschen.
„Na? Wülste auch welche?“, frage ich sie und sie kommt sofort an.
Ich gebe ihr eine Handvoll. Sie will los. „Warte“, sage ich, „wir machen dich noch fein!“, und hänge ihr jeweils ein Kirschenpärchen über die Ohren. Sie kichert. „ Tres chique , Mademoiselle “, sage ich, „pass auf, dass die Ohrringe nicht runterfallen!“ Sie geht hocherhobenen Hauptes zu ihren Leuten zurück.
Der Vater sieht sie erstaunt an. „Lily!“, sagt er, „sag' mal, woher hast du die denn?“ Sie zeigt auf mich, ich grinse ihn an. Er lacht und schüttelt den Kopf.
'Himmel, was für ein Lachen', denke ich.
Bin ich bescheuert? Das ist der totale Hetero!
'Vergiss' es, Nick.'
Irgendwas ist mit Laurent. Er sieht ständig auf die Uhr und wirkt nervös.
Er will auch nicht mit zum Strand.
„Geh' ruhig, kannst auch den Wagen nehmen, wenn du willst. Ich brauch' mal ein Tag Ruhe.“
Na gut, ich hab schon kapiert, dass er mit der Sprache nicht rausrücken will. Also geh' ich tatsächlich los. Aber zu Fuß. Rucksack mit Krimi, was zu trinken, ein paar Äpfel, zwei Handtücher, ein T-Shirt und die Sonnenmilch. Die Badeshorts habe ich schon an.
Ich bin vielleicht einen Kilometer gegangen, direkt neben der Straße ist noch ein schmaler Fußweg (der Jogging-Weg durch den Wald erschien mir in seinen Schlangenlinien zu lang), da hält neben mir der rote VW-Bus.
Das große Mädchen kurbelt die Scheibe runter. Der Vater beugt sich vor.
„Willst du mit?“, fragt er mich. Du? Na gut, brauch ich ihn auch nicht mehr siezen.
„Gern!“, sage ich und steige ein. Die Kleine grinst mich an.
„Wo sind deine Ohrringe?“, frage ich . „Aufgegessen“, sagt sie.
Jan
Er heißt Nick.
Wir haben ihn auf dem Weg zum Meer getroffen und mitgenommen. Lily war so dreist gewesen und hatte ihn heute
morgen um Kirschen angebettelt.
Er ist mit 'nem Freund unterwegs, aber der hatte wohl keine Lust, an den Strand zu gehen.
Wir packen unsere Sachen gemeinsam hin.
„Ich heiße Jan“, sage ich und er sagt: „ Ach, ehrlich? Soll ich dir was gestehen? Du könntest echt als Russell- Crowe -Double
durchgehen! Äh ... ich heiße übrigens Nick!“
Ich muss lachen und zwinkere Katharina zu, die mich groß ansieht.
'Halt bloß den Mund!' bedeutet ihr Blick. Beim Frühstück hatte sie sich zu mir rübergelehnt und gesagt: „Der Typ von nebenan, mit dem du vom Waschhaus gekommen bist... findste nicht auch, dass der so 'n bisschen wie Timo Hildebrand aussieht?“ Katharina ist Fußball-Fan. Und steht auf den Keeper vom VFB Stuttgart.
Ich hatte sie angegrinst. „Ja, das dachte ich auch sofort ... schade, dass er's nicht ist, was?“ Sie gab' mir einen Klaps auf den Arm. „Wehe, du machst 'ne Bemerkung“, drohte sie mir noch.
Lily zieht mit Eimerchen und Schaufel los. „Warte, erst die Schwimmflügel!“, rufe ich sie zurück…
Christoph hat seinen Fußball mitgenommen und wirft Nick verstohlene Blicke zu. Der packt seine Sonnenbrille weg und steht auf. „Na? Ein bisschen kicken?“, fragt er ihn und Christoph strahlt.
Katharina sieht uns zu. „Ey, mach' doch auch mit!“ ruft Nick, „dann sind wir schon vier! Los - komm!“
Ich fass' es nicht, sie kommt tatsächlich! Hätte ich das gewagt, sie hätte mir'n Vogel gezeigt...!
Wir jagen uns gegenseitig den Ball ab, es macht unglaublichen Spaß!
„Du spielst Fußball“, stelle ich ziemlich außer Atem fest, als wir uns auf die Decken fallen lassen und was trinken. Er lacht.
„Ja, jetzt wieder, nach 'ner längeren Pause ... ich steh' im Tor!“ Katharina wird rot und sieht weg.
„Nimm' mir das nicht übel“, sage ich, „aber bist du nicht ein bisschen klein als Torwart?“
Er grinst mich an - verlegen, wie mir scheint.
„Soll ich euch was verraten?“ Er sieht in die Runde. „Ich hasse Kopfbälle.“
Wir lachen, bis uns fast die Tränen kommen.
Nick
Das war ein netter Vormittag!
Die Große heißt Katharina, sie wird sechzehn, Christoph ist vierzehn und Lily vier. Und Jan?
Ist verdammt nett. Und sieht echt aus wie Russell Crowe . Vielleicht sogar noch ein bisschen besser ...
Wie Rüssel Crowe , oder?
Wir haben Fußball gespielt und anschließend waren wir schwimmen.
Also Jan und ich. Die Großen waren vorn am Strand, wo sich die Wellen brechen. Ich wollte schwimmen. Jan kam mit.
„Ich liebe das Meer“, rief ich
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