Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
...“
„Laurent?“
„Ja ... ist er dein Freund?“, frage ich ihn. Er zuckt mit den Schultern.
„Wohl mehr 'ne Urlaubsbekanntschaft“, seufzt er, „nee, wir sind zusammen losgefahren ... kennen uns noch nicht lange ... aber jetzt hat er einen Bekannten wieder getroffen ...“
Er sieht plötzlich traurig aus und ich stelle fest, dass er mir Leid tut.
Ich sehe Christoph und Katharina wiederkommen und verspüre auf einmal das Bedürfnis, ihm noch irgendetwas zu sagen ... etwas Tröstendes.
„Tut mir Leid für dich“, sage ich. Er lächelt mich an. „Schon okay“, sagt er.
Nick
Jan ist total nett.
Er hat's einfach so akzeptiert und ist danach genauso gewesen wie vorher, oh Wunder!
Nicht dieses „Ach, wie interessant!“ - Getue, als wäre ich ein exotisches Tierchen. Manche wissen echt nicht, wie sie damit umgehen sollen. Jan ist in Ordnung.
„ Soll'n wir dich wieder mit zurücknehmen?“, fragt er mich am Abend. Ich habe auf meinem Handtuch gedöst. „Au ja“, sage ich und gähne, „ das wäre nett ... ich glaub', ich muss erst mal duschen, ich bin voller Sand. Sogar in den Ohren.“ Katharina lacht. „Ich auch“, sagt sie, „ eklig, was?“
Auf dem Platz begebe ich mich gleich ins Waschhaus. Als ich zurückgehe, kommt Christoph mir entgegen. „Willst du mit uns essen?“, fragt er, „Papa macht Spaghetti!“
Jan kommt aus dem Zelt und sieht mich fragend an. „Gibt aber nur Ketchup“, sagt er entschuldigend.
Ich grinse. „Ich kann 'ne tolle Tomatensoße“, sage ich, „soll ich?“ Er hat alles da, was ich dazu brauche. Oregano leih' ich mir von den Stuttgartern aus, die auf der anderen Wegseite campieren. Wir essen.
„Schmeckt echt gut, deine Soße“, sagt Katharina und Christoph nickt begeistert.
Jan schenkt uns Wein nach. „Ja, toll ... und äußerst geschickt von mir: Ich lade dich zum Essen ein und du kochst!“ Er lacht.
Ich auch.
Wir trinken die Flasche beim Essen aus. Jan steckt sich danach 'ne Zigarette an.
„Willst du auch eine?“, fragt er und hält mir die Schachtel hin.
Ich bediene mich.
„Rauchst du?“, frage ich ihn.
„Er war Raucher“, sagt Katharina, „war, nicht wahr?“ Jan seufzt. „Nur in diesem Urlaub, Kitty“, sagt er.
„Katharina bitte, ja?“, sagt sie und steht auf. „Rauch nicht so viel!“
„Sei nicht so streng mit mir ... äh, könntet ihr heute mal den Abwasch machen?“ Ein schneller Blick in meine Richtung,
„ich hab' gekocht!“ Er lacht mich verschwörerisch an und zwinkert. Dieses Lachen!
Ich spüre eine erhöhte Herzschlagsfrequenz . 'Lass' es', ermahne ich mich.
Murrend ziehen sie ab. „Ich komm' gleich nach“, ruft Jan. Vergisst er aber. Weil er mir von sich und Renate erzählt.
„Wie das nach dem Urlaub laufen soll, kann ich mir noch gar nicht vorstellen...“
„Habt ihr keine Oma in der Nähe?“, frage ich ihn. Er rümpft die Nase.
„Damit würd' ich den Kindern keinen Gefallen tun“, meint er, „und mir auch nicht.“
Jan
Hab' ich vorher schon mal was mit Schwulen zu tun gehabt? Eigentlich nicht.
Blöde Sprüche von irgendwelchen Sportskameraden fallen mir bloß in dem Zusammenhang ein.
„Diese verdammte Schwuchtel kann doch nichts ab!“
„Schwule Sau!“
„Warmduscher!“
Allesamt abfällige Redensarten, im Grunde nur Abwertendes. Ich dachte immer: 'Was für Idioten!' Aber gesagt habe ich
auch nichts.
Oliver fällt mir ein, unser kleiner schüchterner Linksaußen.
Nach dem Duschen war er immer gleich verschwunden. Zu Vereinsfeiern kam er nie. Einmal hab' ich gesehen, dass ihn so'n Typ abgeholt hat. Ob Oliver schwul war?
Bin ich jetzt anders zu Nick, seit ich es weiß? Ich mochte ihn von Anfang an. Er hat so eine offene, sympathische Art und manchmal können wir uns gemeinsam ausschütten vor Lachen. Er bemerkt auch die komischen Dinge, die mir manchmal so auffallen.
Wie der Typ am Strand, der versuchte, sich unauffällig die Badehose auszuziehen.
„Guck' mal“, sagte er zu mir, als wir nach dem Schwimmen nebeneinander saßen und den verzweifelten Bemühungen des prüden Herrns zusahen. Es war halb so schlimm gewesen, wenn er sich die nasse Hose einfach runtergezogen hätte, so wie wir es immer machen - was ist schon dabei?
Aber seine verklemmten Versuche, sie unter dem (wegen seiner Körperfülle) viel zu kleinem Handtuch abzustreifen, schlugen alle fehl. Nick und ich kicherten wie zwei Schüler.
Es kam natürlich, wie es kommen musste, alles
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