Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
rutschte runter und er stand schließlich nackt da. (Was im Übrigen niemand weiter tangierte!)
Nick ließ sich rückwärts in den Sand fallen vor Lachen.
„Und für das bisschen hat er sich so abgemüht?“ Wir lachten noch auf dem Weg zurück zum Auto.
Nach dem Essen sitzen wir den ganzen Abend zusammen. Die Soße, die er gekocht hat, schmeckte wirklich fantastisch. Katharina und Christoph spielen Federball, es ist absolut windstill und warm. Lily hat einen kleinen Verehrer gefunden aus der Stuttgarter Familie, mit dem sie kichernd um die Zelte läuft.
Nick und ich sitzen lang ausgestreckt in den Stühlen und nippen ab und zu an unserem Wein. Die zweite Flasche.
„Was machst du, wenn du nicht gerade mit deinen drei Kindern im Urlaub bist?“, fragt er mich.
„Ich leite einen Baumarkt“, sage ich.
„Bohrmaschinen und so'n Kram?“
„Genau. Und Winkelschleifer und Schrauben und Nägel ... und du?“
„Ich studiere Grafik-Design ... mit Ausfällen, weil ich mir mein Geld selbst verdienen muss ... nein, will“, korrigiert er sich, „meine Mutter verdient gerade genug für sich selbst. Ich will ihr nicht auch noch auf der Tasche liegen.“ „Wie alt bist'n eigentlich?“ frage ich ihn. „Fünfundzwanzig“, sagt er.
„Schon?“ sage ich überrascht, „siehst jünger aus. Ich hab' erst gedacht, du wärst Abiturient.“Er setzt sich auf. „Hab' ich mich echt so gut gehalten?“, fragt er kokett und plinkert mit den Wimpern. Ich muss lachen. Nick ist wirklich'n witziger Typ!
Nick
Als es dunkel ist, bringt Jan die Kleine ins Bett. Katharina sitzt am Tisch, trinkt auch ein Glas Wein („ich werde sechzehn, Papa!“).
'Ob sie ihrer Mutter ähnelt?', frage ich mich. Christoph sieht aus wie Jan. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass Jan als Jugendlicher so ausgesehen haben könnte.
„ Woll'n wir noch mal über'n Platz gehen?“, fragt er sie. Katharina schüttelt den Kopf. „Och, warum nicht? Los, komm'
doch!“, drängelt er.
„Lass' mich ... ich will nicht“, sagt sie genervt und sieht mich an. Ich hebe die Schultern. „Tja, ich weiß auch nicht, was man da tut ... ich hatte keine Geschwister ... aber wenn, dann wären wir meiner Mutter bestimmt tierisch auf den Keks gegangen ... ich glaube, ich habe ihr schon gereicht!“ Christoph lacht, Katharina lächelt.
„Und dein Vater?“, fragt sie.
„Der ist abgehauen, als ich noch gar nicht geboren war“, sage ich, „den kenn' ich nur vom Foto!“
Sie schweigen beide betreten. 'Scheiße', denk' ich, 'das war wohl voll der Fettnapf.'
Jan kommt aus dem Zelt.
„Na? Was ist los?“, fragt er seine beiden Großen, „hattet ihr Streit?“ Er setzt sich.
„Wollt ihr euch noch ein Eis kaufen?“, fragt er dann ziemlich unvermittelt.
Christoph grinst. „Kriegen wir in Zukunft immer eins, wenn wir uns streiten?“, und guckt Katharina an. Die grinst jetzt auch. „Dann werde ich tierisch fett“, sagt sie und erhebt sich, hält dabei die Hand auf.
„Na, dann rück' mal die Knete raus, Dad!“ Jan pult ächzend sein Portemonnaie aus der hinteren rechten Gesäßtasche. Einträchtig ziehen sie ab.
„War das jetzt pädagogisch wertvoll?“, frage ich ihn. Er streckt sich aus.
„Bestimmt nicht, aber Balsam für meine Nerven!“
Jan
Seltsam ist das mit Nick. Wir kennen ihn erst seit drei Tagen, aber die Kinder benehmen sich, als wäre er schon immer Teil unserer Urlaubsgesellschaft. Mir geht's übrigens genauso. Ich finde seine Gegenwart außerordentlich bereichernd und bin gern mit ihm zusammen.
Heute ist sein Freund wiedergekommen.
Wir kamen gerade vom Strand zurück und Nick wollte zum Waschhaus gehen, da fuhr der kleine Opel Corsa vor.
Nick sah mich groß an. „Na, denn“, sagte er und ging zu dem großen Dunkelhaarigen, der Ausstieg und ihn anlachte.
Nick sagte irgendwas zu ihm, der Dunkle lachte und nahm ihn in den Arm.
Und dann küssten sie sich ganz ungeniert.
Katharina, die sich gerade ihre Kulturtasche aus dem Zelt geholt hat, erstarrt förmlich neben mir. Ich rufe nach Lily.
„Hast du das gerade gesehen?“ fragt mich Katharina aufgeregt auf dem Weg zum Waschhaus. „Was?“, stelle ich mich dumm. Sie druckst herum. „Na, eben! Nick ... und ... sein Freund“, stammelt sie.
„Ach so, das! Ja, Nick ist schwul“, sage ich und wundere mich selbst, dass mir das so leicht über die Lippen kommt.
„Das weißt du? Hat er ... habt ihr ...?“
„Wir haben darüber geredet... er hat's
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