Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
mit ihren großen Augen an, dann zittern ihre Lippen und sie versucht noch, sich zu beherrschen, aber dann bricht es aus ihr hervor.
„Das will ich aber nicht!", weint sie, „dass mein Benni so einer wird ... damit macht er sich doch alles kaputt ... was die Leute reden werden ... und ich krieg' bestimmt die Schuld ... und mein Mann! Oh Gott, das darf er nie erfahren! Der schlägt Benni tot! Das darf nicht sein ... niemals ..." Ich habe innerlich mitgezählt. Fehlt ein Klischee? Die Aidsgeschichte. Aber so weit geht sie noch nicht ... daran zu denken, hieße ja, sich bildlich vorzustellen, was die beiden miteinander treiben...
Sie schnäuzt sich und sieht mich plötzlich wütend an. „Sie haben Schuld! Sie verbieten so was ja nicht, Sie sind ja selbst einer von denen ... hier hat er das wahrscheinlich erst mit- gekriegt!"
In der Tat, das hatte ich vergessen. Den Verführungsaspekt. Jetzt schlägt sie sich entsetzt die Hand vor den Mund, weil ihr da aufgeht, was und zu wem sie das gerade gesagt hat. Ich kann förmlich ihre Gedanken lesen: Mein Gott, das ist ja mein Chef! Sie sinkt in sich zusammen und vergräbt das Gesicht in den Händen. Die arme Frau ist mit ihren Nerven völlig am Ende. Und ich bin unter Garantie der Letzte, der sie da trösten kann. Ein verwegener Gedanke springt mir urplötzlich in den Kopf. „Ich komm' gleich wieder", sage ich, so ruhig ich kann, „einen Augenblick."
Erst schnell ins Schlafzimmer, Strümpfe anziehen, ich hab' eiskalte Füße.
Nick scheint oben zu duschen, ich höre ihn mit Lily lachen. Schnell noch 'nen Pulli, ach, da ist meine Unterhose, stelle ich fest, als ich in die Turnschuhe fahre und sie am Bettpfosten entdecke, nun gut, keine Zeit, heute eben unten ohne. Und schon bin ich draußen und springe beherzt über Oppermanns Jägerzaun.
Wie spät? Kurz vor elf.
Eine verschlafene Doris öffnet nach einer kleinen Weile.
„Ich brauche eure Hilfe", sage ich flehend, „als Mann habe ich jetzt keine Chance!"
N I C K
Echt, mein Jan ist genial!
Der hat genau das Richtige gemacht.
Anja und Doris haben es doch wirklich geschafft, die aufgelöste Frau Fricke (sie sagen bereits „Annegret") zu beruhigen und Ben wird von ihr nicht mit Vorwürfen empfangen, sondern in die Arme gezogen und gedrückt.
Der arme kleine Kerl! Der hat vielleicht Blut und Wasser geschwitzt, als ich reinkam und von unserem Besuch erzählte. ,, 'Ne Fußballmappe? Ach du Kacke - mein Tagebuch! Da hab' ich alles reingeschrieben ... alles!" Er sieht Chris entsetzt an. „In allen Einzelheiten!"
„Echt? Darf ich's auch mal lesen?", fragt sein jugendlicher Liebhaber ganz interessiert und zweifellos lüstern. „Chris!" Ben ist empört und reckt sich zu seinen 1,72 m hoch, Christoph versucht sich klein zu machen, das misslingt. „Nur kein Stress", beruhige ich, „ wartet's noch ab - ich sage euch Bescheid, wenn ihr runterkommen könnt!" Klopfe auch gleich bei Katharina und Patrick. Die können jetzt ebenso gut aufstehen, wenn wir anderen auch alle wach sind. Keine falsche Rücksichtnahme. „Komm' rein!", rufen sie.
Sie sitzen im Bett und essen Salzstangen und Flips. „Äh", mache ich angewidert. Mir steht der Sinn nach Obst. „So was vorm Frühstück?", kritisiere ich denn auch, „Katharina! Ich dachte, du isst jetzt auch Obst?"
„Und deshalb wollteste wohl Äpfel klauen, was?", fragt Patrick grinsend, „als Flitzer?"
„Frau Melzer hat ja ganz schön gestarrt", kichert Katharina, „sag' mal, hättest du dir nicht wenigstens deine Hände vor den Schniedel packen können? Ich meine, als du dich zu ihr umgedreht hast!"
Hab' ich nicht? Wahrscheinlich fand ich's albern und verklemmt. „Wieso?", frage ich, „ich hatte doch keinen stehen, oder? Außerdem hat sie mir ins Gesicht geguckt!" Grölendes Gelächter. „Klar!"
„Natürlich!"
Ich winke ab und gehe raus.
J A N
Was für eine große Frühstücksrunde! Dreizehn bei Tisch! Guter Titel! Den gibt's bloß schon. Bei Agatha Christie.
Na, ich hoffe, hier bei uns bleiben Mord und Totschlag aus. Die Wogen der Erregung haben sich zumindest geglättet. Schade eigentlich, es hätte so schön sein können heute Morgen...
Alle sind auf ihre Kosten gekommen, da bin ich mir sicher, nur Nick und ich nicht. Andreas ist nach dem Duschen flink beim Bäcker gewesen und kommt offiziell als „Überraschungsgast"!
„Oh, Frau Fricke, wie nett, Sie hier zu sehen ... ja, ich kenne Herrn Grewe ... äh, vom Sport!"
Logisch.
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