Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
mädchenhaft aussieht? Er ist wirklich ein Hübscher. Ganz blaue Augen hat er und eine kleine Stupsnase mit Sommersprossen.
Eine schöne Haut hat er auch - genau wie Christoph. Katharina hatte 'ne Zeitlang hin und wieder einen Pickel, was sie natürlich ätzend fand („Ich seh' total unmöglich aus, ich geh' nicht mehr aus dem Haus!!!")
Chris ist bisher verschont geblieben von diesen Auswirkungen des hormonellen Chaos, welches die Pubertät mit sich bringt. Er ist in vieler Hinsicht wie ich früher und ich kann mich nicht daran erinnern, jemals an Pickeln gelitten zu haben. „Ich geh' dann mal hoch", sagt Ben.
Was für einen süßen Mund er hat, stelle ich fest, Chris küsst ihn bestimmt gern ... und ich freue mich für ihn. Verrückt, dass ich so was denke!
„Mach' das", sage ich freundlich, „ach ... ich geh' noch mal raus mit Arnie - wir essen dann in ungefähr einer Stunde, okay?" Sie wollen heute noch zusammen ins Kino.
Er nickt und geht nach oben. Was da wohl gleich passiert? Und Frau Fricke hat von nichts 'ne Ahnung ... die macht sich nur Sorgen, ob er anständig isst. Nun, an Eiweißmangel wird er zurzeit zumindest nicht leiden...!
Himmel, Jan, was ist bloß aus dir geworden? Schande über mein Haupt!
Aber was sollen wir jetzt schon die Pferde scheu machen? Warten wir 's erst mal ab und gönnen den Jungs so lange ihren Spaß.
Er ist kein Kind mehr: Chris
N I C K
Heute möchte Ole schon früher anfangen und ich habe bereits um zweiundzwanzig Uhr Feierabend. Rein theoretisch hätte ich ja jetzt noch Zeit für Jens, aber ich will nur noch nach Hause zu Jan.
Mein rosa Paket mit dem muffigen Inhalt steht neben mir. Die sind doch echt verrückt, denke ich und bin immer noch richtig fassungslos, 500 Ocken haben sie gesammelt! Da muss jeder fast 50 in den Topf getan haben!
Ich wusste gar nicht, dass ich mich solcher Beliebtheit erfreue!
Das Paket ist unhandlich groß und ich hantiere ungeschickt mit dem Schlüssel herum, bis mir einfällt, dass Lily ja nicht da ist und ich klingeln kann.
„Nanu? Die Post? So spät?", fragt Jan grinsend, als ich reinkomme. „Was hast 'n da?"
Seufzend stelle ich den Karton ab.
„Du ahnst es nicht", sage ich und nachdem ich schnell die Jacke ausgezogen habe, bücke ich mich, um ihn zu öffnen. „Halt dir besser die Nase zu", warne ich ihn, der mit den Händen in den Hosentaschen dasteht und mir neugierig zusieht. Arnie, der sonst immer furchtbar aufdringlich ist, scheint auch nicht auf Mottenpulver zu stehen und sitzt mit skeptischem Blick an der Wohnzimmertür, wohl bloß aus Höflichkeit macht er noch nicht kehrt. Ich nehme mit spitzen Fingern das Kleid heraus. Es hat überall so 'n schmieriges Pulver - fasst sich an wie ein feuchter Schmetterling.
Arnie hat sich mit eingekniffenem Schwanz ins Wohnzimmer verzogen.
„Na?", frage ich, „meinst du, es passt? Oder sollten wir 's kürzen lassen?" Jan lacht.
„Was um Himmels Willen ist das?"
„Ein Brautkleid natürlich, du Trottel", sage ich liebevoll.
Wider Erwarten lacht er sich nicht krank, als ich zur Pointe mit dem Scheck komme. Wir sitzen im Wohnzimmer auf dem Sofa, nachdem wir den rosa Karton mit dem stinkenden Inhalt hastig in den Schuppen verfrachtet haben.
Ich habe das alles absichtlich so im lockeren Plauderton erzählt und bin fast enttäuscht, dass er nicht pausenlos lacht, aber insgeheim bin ich doch angespannt. Warum?
Na, erstens, weil ich 's total rührend fand von meinen Kollegen und zweitens...
„Was ist?", frage ich ihn, als er nach Beenden meiner Schilderung schweigt.
„In zwei Wochen ist meine Scheidung ," sagt er leise. Ach so, deshalb.
Hoffentlich war's kein Fettnapf, diese lustige Hochzeitskiste, denke ich bestürzt, wahrscheinlich wird ihm jetzt erst richtig bewusst, auf was er sich mit mir eingelassen hat und er hat noch mal resümiert ... die ganzen Jahre mit Renate ... die Kinder, die gemeinsam erlebten Jahre ... was alles in die Binsen gegangen ist, seitdem er mit mir rummacht...
Er steht auf und kommt zu mir rüber. Wir hatten uns über Eck hingesetzt. Er legt den Arm um mich. Unwillkürlich atme ich flacher.
„Nick", beginnt er und ich schrecke unwillkürlich zusammen, weil er so nachdenklich aussieht, „ich möchte, dass du jetzt keinen Spruch machst ..." Er sieht mich an, als suche er etwas in meinem Gesicht - was? Ich kann ihn nur ausdruckslos anstarren, weil ich urplötzlich ein ungutes Gefühl im Bauch habe ... „Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher