Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
sagte nicht, was ich noch dachte: »Aber dann wird es zu spät sein.« Es war wahrscheinlich jetzt schon zu spät. Mit jeder Sekunde, die verging, schloss sich das Zeitfenster, in dem ich Shelby lebend finden konnte, ein Stückchen mehr.
    »Ich weiß. Aber es kotzt mich an.«
    »Ich muss Schluss machen.«
    »Okay. Danke, Nic…«
    Ich legte auf und stöpselte das Telefon aus. Ging in die Küche, holte einen Teller und eine Gabel aus dem Schrank. Verteilte Reis auf dem Teller, legte eine Frühlingsrolle darauf. Bedeckte den Reis mit grünem Curry und löffelte einen Haufen Phat Thai daneben. Es roch köstlich. Ich nahm mein Essen mit an den Computer.
    Ich stellte den Teller auf den Schreibtisch und öffnete ein neues Browserfenster. Ging zu Facebook und fand Veronicas Sohn Jeff in etwa zehn Sekunden. Er hatte sein Profil auf privatgesetzt, daher legte ich mir ein neues Profil an. Nannte mich Amber Tease – ein hübsch billiger Name, von wegen kleinster gemeinsamer Nenner und so. Suchte bei Google nach einem Foto für Amber; gab »heißes Mädchen« ein und ging auf Seite fünfzehn. Versuchte es noch einmal, diesmal mit dem SafeSearch-Filter. Damit bekam ich etwas Brauchbares. Suchte mir aufs Geratewohl eine Blondine heraus und nahm sie als meinen Avatar. Recherchierte ein bisschen über das Mädchen; sie hatte noch ein paar Fotos da draußen, aber keines war unzüchtig. Sie sah eher nach College als nach Pornostar aus. Ich dachte mir ein kurzes Profil für sie aus und meldete den Account an. Loggte mich ein und fügte ein paar Bilder hinzu.
    Als meine Facebook-Seite so war, wie ich sie haben wollte – ditsy girl 3.0 –, suchte ich nach Grand Rapids, Michigan. Ich schickte Freundesanfragen an alle, die aussahen, als wären sie unter fünfundzwanzig, einschließlich Jeff. In nicht einmal fünf Minuten hatte ich ein paar Dutzend Freunde, aber Jeff war nicht dabei. Ich machte eine Pause, legte die Füße hoch. Ich aß eine Frühlingsrolle, machte mich über das Phat Thai her und probierte das Curry. Sogar halb kalt schmeckte es toll. Checkte Facebook. Ich hatte einen neuen Freund – genau genommen hatte ich über hundert neue Freunde, aber das geht in Ordnung. Ich habe das Gefühl, Amber feiert gern.
    Jeffs Account war genau so, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Peinliche Fotos von einem Jungen, der auf Mann macht und mit Gleichgesinnten auf Partys herumhängt. Die meisten Fotos zeigten Jeff entweder betrunken oder bei dem Versuch, knallhart auszusehen. Betrunken gelang ihm besser. Falls es hart auf hart käme, würde Jeff vermutlich circa vier Sekundenlang knallhart aussehen. Beziehungsstatus stand auf Single. Offensichtlich war Veronica nicht so auf dem Laufenden, wie sie dachte. Ich aß einen Löffel Curry, Reis und Jakobsmuschel. Schrieb eine Nachricht.
    »Was geht ab, Süßer? Bin gerade erst aus D-Town hergezogen und suche nach einer Location, wo ich absaufen kann!!! Geht irgendwas ab dieses Wochenende, was ich nicht verpassen sollte? ;-)«
    Es dauerte buchstäblich keine zwei Minuten, bis diese Flachzange sich bei mir meldete.
    »Hi Kleine. Ja, beim alten Drive-in an der Knapp Street geht am Freitag was ab. Brauchst du ’ne Mitfahrgelegenheit?«
    Sollten die Cops mal nach diesen Jugendlichen suchen, dann gnade ihnen Gott. Ich aß noch ein wenig Phat Thai und wartete eine Weile, damit ich nicht allzu verzweifelt wirkte. »Für den Hinweg brauche ich keine Mitfahrgelegenheit, aber hinterher vielleicht. Wir sehen uns da. XXOOXXOO ;-)«
    Umgehende Antwort von Jeff: »Oh, oki, du findest mich. Ich werde bei den Bierfässern sein. Freu mich auf dich!«
    Damit stand fest: Wenn er bereit war, sich in aller Öffentlichkeit mit irgendeinem dahergelaufenen Mädchen zusammenzutun, dann war es zwischen ihm und diesem anderen Mädchen deutlich weniger ernst, als Veronica dachte. Womöglich gab sie ja bloß einen hübschen Armreifen ab, passte vielleicht zu einigen seiner T-Shirts. Ich loggte mich aus und wandte mich wieder meiner Stiefelrecherche zu. Ich arbeitete etwa eine Stunde daran, dann stand ich auf und stellte das Essen in den Kühlschrank. Ich überlegte, ob ich noch ein bisschen chatten sollte, ging aber dann lieber ins Bett.

Kapitel 6
    Am nächsten Morgen duschte ich und aß thailändisches Essen zum Frühstück.
    Sogar eiskalt schmeckte es fantastisch. Ich ging nach draußen und wässerte den Garten. Bald würde ich wieder ernten müssen. Dem Himmel nach zu urteilen zog ein Unwetter auf; ich hoffte, dass es

Weitere Kostenlose Bücher