Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
geht in zwei Minuten raus. Deine Frau bekommt in fünf Minuten eine. Danach – sieht so aus, als hätten Tyler und Adam E-Mail-Accounts, und Leslie hat eines Tages bestimmt auch einen. Ich könnte das hier durchaus auch an sie schicken.«
    Ich wartete, langweilte mich irgendwann und unternahm eine weitere Google-Suche zu Stiefelprofilen. Ron meldete sich wieder. Er war zerknirscht, und ich hielt das für eine durchaus vernünftige Haltung – verlegen, aber sich dessen bewusst, dasssein Leben nicht zerstört werden musste. Natürlich wusste er nicht, dass alle meine Mitschriften an ein FBI-Büro in Detroit gehen – sobald der Scheck eingelöst ist, versteht sich. Wobei ich hoffe, dass die sich da so über das freuen, was ich ihnen schicke, dass sie nicht nach demjenigen suchen, der ihnen die Info liefert. Ich verlangte zweitausend, und er fragte, woher er wissen würde, dass ich ihn in Ruhe lassen würde. Ich schrieb ihm, das könne er nicht wissen, er solle einfach hoffen, dass ich eine neue Einkommensquelle finden würde. Er schrieb, er werde das Geld gleich morgen schicken, und ich dankte ihm für die prompte Bearbeitung. Darauf antwortete er nicht mehr.
    Ich hatte Hunger und ging zum ersten Mal seit Monaten in ein Lokal. Ich wollte nachdenken, ich wollte mich entspannen, und verdammt, ich wollte thailändisches Essen. Ich setzte den Rucksack auf und stieg aufs Fahrrad. Es war nicht weit bis zum Restaurant und mein Rad war schnell. In zehn Minuten war ich da.
    Die ältere Dame, die dort arbeitete, erkannte mich nicht wieder, also war ich lange genug nicht mehr hier gewesen. Ich bestellte Frühlingsrollen, Phat Thai und grünes Curry mit Garnelen und Jakobsmuscheln. Ich bestellte alles zum Mitnehmen und setzte mich auf einen der Plastikstühle, auf denen die Kunden warten konnten. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass man mindestens zwei Vorspeisen bestellen muss, um keine misstrauischen Blicke zu ernten. Dann dachten sie nämlich einfach, man würde Essen für sich und Vater oder Mutter holen. Ich verbrachte die Wartezeit mit der Lektüre eines
People
-Hefts. Die Leute aus dem Titel der Zeitschrift waren offenbar ein Menschenschlag, von dem ich wenig verstand. Warumsollte es jemanden interessieren, mit wem irgendwelche Stars ausgingen? Die Mysterien der Erwachsenen gingen weit über meinen Horizont, und ich habe das Gefühl, ich werde sie auch niemals ganz verstehen. Ehrlich gesagt kann ich damit leben. Mein Essen kam, ich bezahlte und verstaute die Plastiktüten in meinem Rucksack. Ich hoffte, es würde nichts auslaufen, dabei wusste ich genau, dass es unvermeidlich war.
    Das Wetter wurde allmählich kälter und jeden Abend wurde es früher dunkel. Mein Pager summte. Ich radelte einhändig weiter und sah nach, wer es war. Arrow. Ich steckte den Pager wieder in die Tasche und nahm mir vor, sie noch vor dem Essen zurückzurufen. Die Luft strich mir durch die Haare; ich musste bald zum Friseur. Und der Rasen musste auch gemäht werden. So viel Scheiß, an den man denken muss; selbst nach fast zwei Jahren fühlte ich mich davon immer noch ein bisschen überfordert.
    Ich schob das Fahrrad in die Garage und schloss das Tor hinter mir. Im Haus nahm ich schon an der Tür den Rucksack ab und stellte ihn auf den Boden. Der Essensgeruch war penetrant, und das bedeutete, es war etwas ausgelaufen. Da brauchte ich mir keine Hoffnungen zu machen. Das wäre, als würde man darum beten, dass es aufhörte zu schneien – man könnte beten bis zum Abwinken und der Schnee um einen herum würde sich trotzdem immer höher auftürmen. Ich holte mein Essen aus dem Rucksack und stellte es auf den Tisch. Dann stöpselte ich das Telefon mit der Wählscheibe in Leitung sieben ein. Rief Arrow an. Sie meldete sich beim ersten Läuten. Sie wusste, dass ich es war.
    »Warum hat das so lange gedauert?«
    »Ich war unterwegs.«
    »Ich hab das Haarband der Kriminalpolizei gegeben. Die haben es behalten, und der eine, der bei uns zu Hause war, hat gesagt, sie würden ein paar Tests machen, aber ich habe ihm angesehen, dass er mich für bescheuert hielt.«
    Sie hatte geweint; ich hörte es an ihrer Stimme. Wenn ich mutig gewesen wäre, hätte ich sie zu mir zum Essen eingeladen. Stattdessen sagte ich: »Typisch Polizei. Du hast getan, was du konntest.«
    »Mein Dad glaubt immer noch, dass sie weggelaufen ist, aber meine Mom hält es jetzt zumindest für möglich, dass sie vielleicht entführt wurde.«
    »Die kapieren es schon noch.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher