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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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kaiserlichen Merkmale trägst. Aber du weißt nicht, dass es der kaiserlichen Familie gelungen ist, Primus zu meistern. Nur jemand von reinem kaiserlichen Geblüt kann diese Urtexte lesen und schreiben. Also hat das Herrscherhaus, damit diese Gabe bewahrt bleibt, sorgfältig darauf geachtet, sich nur untereinander fortzupflanzen. Als die Menschheit über den Ozean floh, wurde deine Familie in alle Winde zerstreut. Das Blut wurde ausgedünnt und die Gabe ging verloren.«
    Fellwroths Stiefel kamen wieder in Sicht, als er mühsam aufs Pferd zustolperte. »Seither hat es nur ein paar wenige gegeben, die wie du Primus beherrschen. Seit Taifon und ich vor zweihundert Jahren über den Ozean gekommen sind, hat er kaiserliche Nachfahren herangezogen. Du bist einer davon.«
    Fellwroth geriet ins Wanken und der Gaul trat beiseite. »Warum ziehen Dämonen Primus-Zauberschreiber heran? Weil Taifon entdeckt hat, wie man mit Primus einen Drachen erschaffen kann. Zweifellos hast du gehört, was der erste Drache in Trillinon angerichtet hat. Taifon und ich haben dieses Wesen geschrieben, indem wir uns mittels des Smaragds deiner Gabe bedient haben. Zehn Jahre haben wir dafür gebraucht.«
    Fellwroth scharrte mit den Füßen, offenbar fiel es ihm schwer, das Gleichgewicht zu halten. »Doch dieser Drache war mein erster Versuch, und er war fehlerhaft. Deshalb habe ich ihn auf Trillinon gehetzt, um die Menschheit zu schwächen. Nun muss ich den Smaragd wieder aufladen, damit ich einen neuen, einen stärkeren und intelligenteren Drachen schaffen kann. Mit dem werde ich dann in die Alte Welt zurückkehren. Dort werde ich Los wieder zum Leben erwecken und ihm helfen, den Krieg der Sprachen zu entfesseln.«
    In der Ferne erklang der Schrei einer Eule.
    »Wenn die Dämonen die Menschheit versklaven, werden sie Anführer unter den Menschen brauchen. Diene mir, Nicodemus, und du wirst den fehlenden Teil deiner selbst zurückerhalten. Du wirst vollkommen sein. Macht, Reichtum und Glück werden dir in einem Maße beschert sein, wie du es dir nicht vorzustellen vermagst.«
    Als der Golem von Neuem sprach, stieß er die Worte seltsam abgehackthervor, wie unter Schmerzen. »Das sind also deine Möglichkeiten. Entweder du dienst mir und wirst dafür reich belohnt, oder du läufst davon. Wenn ich dich erwische, werde ich dich nicht töten. Deinen Tod wollte ich nie. Denn wenn du umkommst, kann ich den Smaragd nie wieder aufladen.«
    Die Eule schrie erneut.
    »Ich werde deinen Geist noch mehr verwirren, als Taifon es bei diesem Riesenrindvieh getan hat. Du wirst nur noch sabbernd in der Ecke sitzen. Zwar wird sich der Samaragd dann langsamer regenerieren, aber zumindest muss ich mir keine Sorgen machen, dass du mir durch die Finger schlüpfst.«
    Pfeifend holte Fellwroth Luft, er schien abzuwarten, als ob er jeden Moment damit rechnete, dass Nicodemus ihm sein Einverständnis zurufen würde.
    »Keine Antwort? Trübt die Prophezeiung etwa dein Denken? Vielleicht bildest du dir ein, das Schicksal werde dir zu Hilfe eilen. Da muss ich dir leider mitteilen, dass die Weissagungen der Menschen dummes Zeug sind. Nach dem Exodus war ihre Sehnsucht nach einem neuen Kaiser so groß, dass sie sich diese Prophezeiungen ausgedacht haben. Dabei haben sie die Tatsachen mit Mythen und Legenden vermischt.«
    Fellwroth hustete und es hörte sich an, als würde jemand mit einem Metalllöffel gegen einen Kochtopf schlagen.
    »In einigen Weissagungen heißt es, ein einzelner direkter Nachfahre der Kaiserfamilie werde kommen und die Welt retten. Nimm zum Beispiel die blödsinnige Prophezeiung der Druidin mit ihrem Peregrin. Genau so warten die Hohenschmiede auf die Oriflamme und die Oberpriester auf die Ankunft des Cynosure. Andere magische Völker glauben hingegen, dass zwei kaiserliche Nachfahren kommen werden: ein Retter und ein Zerstörer. Die Zauberer glauben diesen Unsinn, der Halkyon gegen den Unglücksboten. Nichts als dummes Geschwätz, diese Prophezeiungen sind alle gleichermaßen falsch.«
    Wieder hustete Fellwroth klirrend.
    »In Wirklichkeit seid ihr, die direkten Nachkommen, nur ein Werkzeug.Ein Werkzeug, mit dem man den Krieg der Sprachen entweder vorantreiben oder behindern kann. Und du, Nicodemus, bist das Werkzeug der Dämonen.«
    Nicodemus kniff die Augen zusammen, er fühlte sich benommen. Auch wenn er die Worte des Ungeheuers verstand, kamen sie ihm seltsam unwirklich vor.
    Fellwroth stieß ein blechernes Knurren aus. »Wenn du jetzt vor mir fliehst,

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