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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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überflüssig, uns Kakographen Theologie zu lehren. Also kenne ich es nur aus Büchern.«
    Deidre nickte verständnisvoll. »Manchmal verleihen Gottheiten würdigen Anhängern einen Teil ihrer Seele. Wie ein Golem, der die Seele seines Verfassers in sich birgt, tragen wir die Seele unserer Götter. Sollten wir sterben, bevor die göttliche Seele unseren Körper verlassen hat, dann stirbt dieser Teil mit uns. Und die, die die Seelen unserer hohen Götter und Göttinnen tragen, werden zu den Helden unserer Legenden – Krieger mit unverwundbarer Haut, Sänger mit hypnotischen Stimmen und so etwas in der Art.«
    Traurig lächelte sie. »Boann ist nicht so mächtig. Meine Talente sind einfacher Natur: Ich altere nicht, meine Verletzungen heilen außergewöhnlich schnell, und für eine kurze Zeit verfüge ich über die Kraft von zehn oder elf Männern.«
    Nicodemus wusste nicht, wie er das alles verstehen sollte. »Warum habt Ihr dann nach mir gesucht?«
    »Was ich dir damals gesagt habe, stimmt. Letzten Frühling hat mir Boann den Auftrag erteilt, dem Konzil in Starhaven beizuwohnen, wo ich einen ›in Schwarz gehüllten Schatz‹ finden würde. Du hast mich gefragt, ob sie von Taifon gewusst hat. Vielleicht hat sie es und hat es mir verschwiegen. Wenn ich so darüber nachdenke, muss sie wohl gewusst haben, dass dich der Dämon hier versteckt gehalten hat. Warum sonst hätte sie mich hierher schicken sollen?«
    Nicodemus schaute sich um, nur um sicherzugehen, dass der Index noch hinter ihm lag. »Deidre, ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt.« Er erzählt ihr haarklein alles, was er über Primus wusste und auch, was Fellwroth über die beiden feindlichen Lager gesagt hatte.
    Deirde lehnte beim Zuhören den Kopf gegen die Wand. Nach einer kurzen Stille sagte sie mit tonloser Stimme: »Wenn es sie tatsächlich gibt, ist die Allianz göttlicher Ketzer gut benannt. Der Glaube, dass es keinen Retter gibt – keinen Halkyon für die Zauberer, keinen Peregrin für die Druiden, keinen Cynosure für die Oberpriester –, ist auf geradezu gefährliche Weise ketzerisch. Sämtliche Prophezeiungen, auf denen letztendlich die Macht unserer großen Götter beruht, sind damit hinfällig. Den ketzerischen Gottheiten bleibt demnach nichts anderes übrig, als ihren Krieg gegen die Separatisten im Verborgenen zu führen.«
    Abermals schloss sie die Lider. »Ich kann dir weder sagen, was davon wahr ist, noch, ob Boann zu dieser Allianz gehört.« Sie hielt inne. »Obwohl es schon sein könnte, denn schließlich hat sie mich hergeschickt, um dich zu retten.«
    »Aber wenn Ihr Boanns Avatara seid, müsstet Ihr dann nicht Ihre Absichten kennen?«
    Deidre seufzte. »Ich bin Boanns Avatara, und zwar ihre einzige. Doch … vor einem Jahr habe ich ihre Liebe verloren.«
    Nicodemus schlang die Arme um die Knie und schwieg.
    Sie holte tief Luft. »Der grausame König von Lornien hält unser Hochland besetzt. Viele von uns kämpfen darum, aus unserer Heimat wieder die friedlichen Wälder von Dral zu machen. Als Folge dieses Ringens bin ich vor knapp vierzig Jahren Boanns Avatara geworden.«
    Ihre Atmung beschleunigte sich und ihre Wangen waren gerötet. »Als mich ihr Ruf ereilte, war ich verheiratet. Ich hatte zwei Söhne, die ich von Herzen liebte. Doch als mir die Göttin den Befehl gab, ihr zu folgen, habe ich keinen Moment gezögert. Jahre später starb mein Mann, er hatte nur noch Hass für mich übrig. Aber du musst begreifen, wie rein und vollkommen Boanns Liebe ist.«
    Deidres Gesicht wurde hart. In ihren Augen brannte ein Feuer, das Nicodemus schon einmal irrtümlich als Eifer gedeutet hatte.
    Sie nahm das Langschwert vom Rücken und legte es ab. »Von Zeit zu Zeit schleichen sich dralische Druiden ins Hochland, um für unsere Unabhängigkeit zu kämpfen. Kyran kam vor zwei Jahren zu mir. Sein Neffe war ein berühmter Räuber, der die Lornier unermüdlich angriff. Die Hochländer nannten ihn den Weißen Fuchs. In den Niederungen wurde er noch mit weitaus schlimmeren Namen bedacht; seine Frau und seine Söhne wurden für vogelfrei erklärt. Also überquerte Kyran die Grenze, um die Familie seines Neffen nach Dral zu schleusen. Meine Göttin, die die lornische Herrschaft verabscheut, war ihm nur zu gerne dabei behilflich.«
    Deidres Blick wanderte wieder die Stufen hinauf. »Doch der Paladin von Garwyn hat uns an der Grenze zu Dral angegriffen. Mir ist es gelungen, Kyran und seinen Neffen zu retten, doch die Übrigen hat der Paladin

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