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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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abgeschlachtet.«
    Deidre schüttelte den Kopf. »Zunächst habe ich Kyran und den Fuchs in einem abgelegenen Landgut meines Clans versteckt. Später schmuggelte ich den Fuchs über die dralische Grenze, doch Kyran war zu stark verwundet. Er blieb ein ganzes Jahr bei uns. Boann hat davon gewusst, aber …« Sie schluckte schwer. »Boann hatte mir einen Liebhaber verboten und …«
    Nicodemus gab ein leises Geräusch von sich.
    »Sie hat meine Untreue entdeckt. Daraufhin hat sie mir einen großen Teil ihrer Seele entzogen. Und auf bedrückende Weise war ich eine ganze Weile wieder sterblich. Obgleich Kyran und ich unser Liebesverhältnis abbrachen, blieb Boann fern. Danach haben Kyran und ich uns geschworen, alles zu tun, um Boanns Vergebung zu erlangen.«
    Mit der Hand berührte er leicht ihr Knie. »Aber er, er hat Boann nicht geliebt, sondern Euch.«
    Deidre lachte freudlos. »War das denn so offensichtlich? Ja, er hat mir geholfen, Boanns Zuneigung zurückzugewinnen, auch wenn er es mir damit gleichzeitig leichter machte, meine Liebe zu ihm zu vergessen. Es war dumm und selbstlos von ihm, und auf eine gewisse Art habe ich auch ihn betrogen. Ich habe versucht, ihm deutlich zu machen, dass unsere Liebe unvollkommen war, menschlich eben.«
    Mit dem Zipfel ihres Ärmels wischte sie sich die Augen. »Wie wir uns immer gestritten haben. Unsere Argumente haben sich im Kreis gedreht, es war die reinste Folter. Kyran hat behauptet, dass er mich im Gegensatz zu Boann nie bestrafen würde. Dieser Narr. Wahrscheinlich stimmte es sogar. Es war beinahe beängstigend, wie sehr er mich geliebt hat. Aber … er wollte einfach nicht begreifen, dass die vollkommene Liebe existiert.«
    Nicodemus zog die Hand zurück, er dachte daran, wie der Druide gestorben war. Quälender Schmerz hatte in seinen Augen gestanden, und Nicodemus hatte es auf seine Bauchwunde zurückgeführt. Nun kannte er den wahren Grund für Kyrans Qualen. »Sei nur nicht so wie ich, Junge«, hatte Kyran gebrummt. »Sei wie du willst: wild, fromm, ruchlos. Liebe sie alle oder liebe keine, nur sei nicht so wie ich.«
    Deidre konnte gar nicht aufhören zu reden. »Nachdem Kyran und ich gebetet und gefastet hatten, rief Boann mich schließlich wieder zu sich und gab fast ihre ganze Seele in mich. Doch es wurde nie wieder so wie am Anfang. Sie vertraute mir nicht mehr. Und wenn unsere Meinungen auseinandergingen, dann … hat sie sich mit Hilfe von Krämpfen meines Körpers bemächtigt.«
    Wieder trocknete sie sich die Augen. »Eigentlich sollte ich ihrdankbar sein. In Starhaven hatte mich der Golem einmal in der Falle. Er hätte mich getötet, wenn Boann sich nicht durch einen Anfall meines Körpers bemächtigt hätte. Dafür bin ich ihr dankbar … aber mitunter weiß ich nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Manchmal fühlt es sich an, als gehörte mein Herz nicht mehr mir, als wäre ich nur noch ein Werkzeug für die Wünsche anderer.«
    Nicodemus beugte sich zu ihr. »Und du glaubst, wenn du mich zu ihrem Schrein bringst, wird sie dir wieder vertrauen?«
    Deidres Gesichtszüge glätteten sich. »Ja.«
    In ihren Augen sah Nicodemus ein Verlangen, das schon fast einer Leere glich. Deidre hatte einen Teil ihrer selbst verloren, war von der Liebe gezeichnet. Und in demselben Maße, wie er zur Vollkommenheit seine Fähigkeit, richtig zu schreiben, wiedererlangen musste, musste sie ihre vollkommene Liebe zurückhaben.
    »Und so sind Kyran und ich nach Starhaven gekommen. Wir wollten unseren Fehler wieder gutmachen«, sagte sie. »Im Frühjahr war eine druidische Gesandtschaft durch unser Hochland gezogen, und Boann befahl uns, sie zu begleiten. Wir haben viele von Boanns Anhängern und auch ihren Schrein mitgenommen. Die übrigen Druiden sind die wirklichen Gesandten, die sich für die Belange des Stummen Sterbens einsetzen. Sie misstrauen uns und dulden uns nur, weil sie sich dem Wunsch einer Göttin nicht widersetzen können.«
    Sie ballte die Fäuste. »Wir müssen so schnell wie möglich zu Boann.«
    Nicodemus runzelte die Stirn. »Aber ich möchte die Chthonen noch einiges fragen. Vielleicht kann ich mehr über Primus erfahren. Außerdem hat Fellwroth bestimmt ein Auge auf Gray’s Crossing. Wir müssen noch abwarten.«
    »Nein!« Deidres Entgegnung fiel so scharf aus, dass John sich im Schlaf regte.
    »Nein«, fuhr sie mit gesenkter Stimme fort. »Wenn du nicht mitkommst, schickt sie mir womöglich wieder einen dieser Anfälle. Dann könnte sie mich zwingen Dinge zu

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