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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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heraus.
    Sie zuckte die Achseln. »Ich brauche jedenfalls keine weiteren Beweise mehr. Du sitzt hier vor mir, genau wie es meine Göttin vorhergesagt hat – in Schwarz gehüllt und in Gefahr. In großer Gefahr. Irgendjemand hat dich hierher nach Starhaven gelotst, an eine Stätte neuer Magie, die fast nie von Druiden besucht wird. Unsere erste Aufgabe ist es, dich aus Starhaven zu befreien.«
    »Aber ich bin doch gar nicht gefangen.«
    »Nicodemus Weal, denk einmal darüber nach, was dein Keloid und der Fluch zu bedeuten haben. Irgendjemand hat verhindert, dass du der Peregrin wirst. Hier bist du nicht sicher.«
    »Aber ich bin von Zauberern umgeben. Wer kann mir hier schon etwas antun?«
    »Wer? Natürlich der, der dich verflucht hat.« Sie schüttelte ungläubig den Kopf. »Nicodemus, du solltest gar kein Kakograph sein.«
    Ihm wurde ganz schwindelig bei ihren Worten. Was, wenn sie recht hätte? Was, wenn seine Kakographie nur ein Irrtum wäre? Das würde alles ändern. Ihn würde es ändern.
    Mit leuchtenden Augen sah Deidre ihn an. »Im Grunde deines Herzens weißt du, dass ich recht habe. Hör mir gut zu. Weißt du, was ein Schrein ist?«
    Nicodemus wich ihrem Blick aus. »Kakographen werden nicht in Theologie unterwiesen.«
    »Ein Schrein ist ein Gefäß, das die Seele einer Göttin und einengroßen Teil ihrer Macht enthält. Zusammen mit Kyran und einem Dutzend Anhängern habe ich den Schrein meiner Göttin hierher gebracht. Wenn es uns gelingt, dich zum Schrein zu bringen, könnte meine Göttin dich vielleicht von deinem Fluch befreien.«
    Nicodemus schürzte die Lippen. War das wirklich möglich?
    Aufgeregt fuhr Deidre fort. »Wir konnten den Schrein nicht bis nach Starhaven bringen. Dieser Ort ist erfüllt von alter chthonischer Magie, das würde das Artefakt beschädigen. Also haben wir den Schrein stattdessen bewacht in diesem Dorf zurückgelassen …, das da unten an der Westernmost Road. An den Ortsnamen kann ich mich nicht mehr erinnern.«
    »Gray’s Crossing.«
    Die Druidin lächelte. »Ganz genau. Meine Gefolgsleute haben Quartier in dem dortigen Wirtshaus bezogen. Nun bewachen sie den Schrein, zwei von ihnen sind ebenfalls Druiden. Wir brauchen dich bloß aus Starhaven loszueisen und dich nach Gray’s Crossing bringen, wo meine Göttin dich beschützen kann. Von dort aus werden wir dann zu den friedlichen Wäldern von Dral reiten und mit deiner Druidenausbildung beginnen.«
    Es muss an dem Ton gelegen haben, in dem die Druidin mit ihm sprach – oder vielleicht war es auch der Feuereifer in ihren Augen oder die Dringlichkeit in ihrer Stimme –, jedenfalls legte sich Nicodemus’ Euphorie. »Aber warum sollte Eure Göttin mich von meiner Kakographie heilen?«
    »Weil du der Peregrin bist!«, rief sie aus und beugte sich vor. »Du bist unser Retter.«
    Deidres glänzende Augen schienen frei von jeglicher Hinterlist, und doch traute Nicodemus ihr nicht. »Ich kann nicht mit Euch gehen.« Zitternd legte er die Hände in den Schoß.
    Das Lächeln erstarb ihr auf den Lippen. Sie fuhr auf, als sei sie abrupt aus einem Traum gerissen geworden. »Ja«, sagte sie, alle Begeisterung war aus ihrem Gesicht gewischt. »Der Zopf und der Krumme Ast. Ich hatte nichts anderes erwartet.«
    »Selbst wenn ich Euch voll und ganz vertrauen würde, könnte ich aus Starhaven nicht weg. Zauberschreiber, die Numinus und Magnusbeherrschen, dürfen den Orden nicht verlassen. Wenn ich aus Starhaven wegginge, würde man die Wächter nach mir ausschicken, damit sie mich mit einem Zensorzauber belegen, der meine Fähigkeit zu lesen und zu schreiben auslöscht.«
    Die Druidin schob die Unterlippe vor und tippte mit dem Zeigefinger dagegen. »Mir scheint, dein Aufseher hat alles wohl durchdacht. Du sitzt in der Falle. Wir müssen davon ausgehen, dass ein solch gerissener Feind Verbündete unter den Zauberern hat.«
    »Verbündete?«, brachte er lachend heraus. »Hört, der Schöpfer weiß, wie sehr ich Euren Worten Glauben schenken möchte, doch Ihr habt keine Beweise.« Er stand auf und ging zum Fenster hinüber.
    »Nicodemus, wenn du mir jetzt nicht vertraust, wird es zu Gewalt kommen«, sagte Deidre mit plötzlicher Leidenschaft in der Stimme. »Der, der dich verflucht hat, wird meine Gegenwart und auch die meiner Göttin spüren. In Starhaven wird Blut fließen.«
    Trotz der Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinfielen, erschauderte Nicodemus. Jede ihrer Gefühlsregungen zeigte ihm, dass Deidre aufrichtig an das

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