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Nicodemus

Nicodemus

Titel: Nicodemus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Charlton
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in Nicodemus’ Hand. Eine Wurzel rankte sich um sie.
    »Es ist ein Findesamen«, sagte sie leise. »Wenn du mich brauchst, brich einfach die Wurzel entzwei, und ich werde kommen. Ich besitze ein zweites Artefakt, das es mir ermöglicht, dich zu finden, solange du nur den Findesamen berührst.«
    Deidre nahm seine Hand in die ihren und kniete nieder. »Bei der Liebe Bridgets«, sagte sie und ihre grüne Augen waren auf ihn geheftet, »gelobe ich Nicodemus Weal, unseren geliebten Peregrin, mit meinem Leben zu schützen.«

Kapitel 12
    Nicodemus starrte auf die Holzkugel in seiner Hand. Noch nie hatte er einen derartigen Samen gesehen. Ein warmes Kribbeln breitete sich in seinen Fingern aus. »Die Magie ist schnell«, flüsterte er.
    Deidre ließ seine Hand los. »Verwahre den Samen gut. So mancher Zauberer würde sein Gewicht in Gold für diesen Zauber geben.«
    Ihre Blicke trafen sich. »Wenn ich diesen Findesamen einem Zauberer gäbe, so dass er die druidischen Sprachen darin erforschen könnte, und andere Druiden erführen, dass Ihr ihn mir gegeben habt …«
    »… würden sie mich vor dem Altar unserer Göttin erdrosseln. Genau wie die Zauberer eifersüchtig über Numinus und Magnus wachen, hüten die Druiden sorgfältig ihre höheren Sprachen.« Sie erhob sich. »Du siehst also, was ich für dich aufs Spiel setze.«
    Quietschend wurde die Türklinke heruntergedrückt. Nicodemus stand auf und stopfte das druidische Artefakt in seine Geldkatze.
    Deidre rückte von ihm ab, und in dem Moment ging die Tür auf und herein trat ein erschöpft wirkender Shannon. Azure saß auf seiner rechten Hand und bewegte das Köpfchen rasch auf und ab.
    »Meine verehrte Druidin«, polterte der Zaubermeister, »was ich gerade gehört habe, wird Euch in der Seele wehtun. Könnte ich ein paar Worte allein mit meinem Lehrling wechseln?«
    »Selbstverständlich«, sagte Deidre mit einer Verbeugung.
    Nicodemus folgte dem Zaubermeister hinaus auf den Gang.
    Als sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, hielt Shannon seinen knorrigen Zeigefinger an die Lippen und sandte einen winzigen Numinusstrom zu Azure. Der Vogel sah über die Schulter des altenZauberers hinweg in den dunklen Gang. Ein Antwortsatz schoss von Vogel zu Zauberer.
    Erst dann bemerkte Nicodemus, dass die Wächterin Magistra Amadi Okeke ein Stückchen weiter entfernt stand. Sie hatte sich ihnen halb zugewandt und sprach mit einem Wächter, dessen langes, schwarzes Haar in einen ixonischen Knoten geschlungen war.
    Wie aus heiterem Himmel begann Azure zu krähen und mit den Flügeln zu schlagen. »Hilf mir, sie zu beruhigen. Meine Besorgnis über die Nachrichten ist auf sie übergegangen.«
    Nicodemus strich Azure übers Gefieder. Obwohl sie sich das Streicheln gern gefallen ließ, kreischte sie unablässig weiter. Shannon begann beschwichtigend auf den Schutzgeist einzuflüstern. »Ohhh, Azure, meine Beste, Azzzure … ist ja gut … Azzzure.«
    Nicodemus runzelte verwundert die Stirn, normalerweise verstummte Azure immer sofort, wenn sie so viel Aufmerksamkeit bekam.
    Unversehens wurde Nicodemus klar, dass Shannon gar nicht versuchte, die Vogeldame zu beruhigen, sondern seine Darbietung als Vogelmutter nur nutzte, um ihm etwas mitzuteilen. »Azure, ohhh … Amadi lauscht womöglich. Nein, sieh nicht zu mir … Azure, ist ja gut … das ist ihr Sekretarius, mit dem sie da gerade spricht; ein Ixonier namens Kale.«
    Azure war gar nicht verstört, sie veranstaltete dieses Spektakel mit Absicht, um ihre Unterhaltung zu übertönen.
    »Schaffst du es, dir nichts anmerken zu lassen, wenn ich dir jetzt eine erschreckende Mitteilung mache?«, murmelte Shannon.
    Nicodemus nickte kaum merklich.
    »Ja, ja meine Beste. Hast du Magistra Nora Finn gekannt?«
    »Ja, aber ich habe nur ein paarmal mit ihr gesprochen«, raunte Nicodemus.
    »Sie ist gestern Abend umgebracht worden.«
    Ihm war es, als würde alle Luft gewaltsam aus seinen Lungen gesogen.
    »Guter Vogel, Azure. Schau nicht so überrascht drein. Gut. Oh, Azzzzure. Mach ein unbewegtes Gesicht, es kommt noch schlimmer.Die Wächter verdächtigen sowohl dich als auch mich des Mordes an Nora. Noch ärger ist, dass ich gestern Nacht dem wahren Mörder begegnet bin. Ich bin mir fast ganz sicher, dass er dich sucht. Oh, Azzzzure. Ohhhh … atme nicht so hektisch, sonst wirst du mir noch ohnmächtig.«
    Der Boden unter seinen Stiefeln schien sich zu neigen. Nur mit Mühe gelang es Nicodemus, wieder ruhig zu atmen.
    Shannon fuhr fort:

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