Nie mehr ohne deine Küsse
dem konfrontiert, was er gehört hatte, aber das würde ihr nur noch mehr Zündstoff für ihren Angriff geben, wie auch immer er aussehen mochte.
„Bis später, Ray. Ich muss kurz mit Großvater sprechen.“
Der Stallmeister warf ihm einen seltsamen Blick zu, nickte aber.
Verdammt, er würde seinen Großvater einweihen müssen. Danach wäre dieser sicher nicht mehr so nachsichtig, was Lilys Vergangenheit anging. Eigentlich sollten sie Lily auf der Stelle hinauswerfen. Aber da sie hinter ihrem Geld her war, würde eine Kündigung ihr nur noch mehr Stoff für eine Klage liefern.
Ihnen waren also mehr oder weniger die Hände gebunden. Alles, was er tun konnte, war Brady in Alarmbereitschaft versetzen, damit sein Bruder alles vorbereiten konnte für den Fall der Fälle.
Die Anwälte der Marshall-Familie würden in den Startlöchern sitzen, dachte er grimmig.
Lilys Hände zitterten so stark, dass ihre Kosmetikartikel ihr immer wieder aus den Händen glitten. Sie besaß nicht viel, das Packen dauerte also nicht lange. Die drei Schubladen mit ihrer Kleidung waren schnell ausgeräumt. Sie schnappte sich ihre Stiefel aus dem Schrank, ließ die beiden hübschen Kleider von Ethan jedoch hängen.
Ihr war immer noch übel, und sie biss die Zähne fest zusammen, um das Gefühl zu unterdrücken. Sie hatte jetzt keine Zeit, sich hängen zu lassen. Sie musste auf der Stelle hier weg. Sofort.
Wie ihr Vater sie gefunden hatte, darüber würde sie sich morgen den Kopf zerbrechen. Alles, was zählte, war, dass er sie gefunden hatte. Lily fühlte sich wieder wie das ängstliche, siebzehnjährige Mädchen, das sie einmal gewesen war.
Dabei hatte sie sich geschworen, sich nie wieder so zu fühlen.
In nächsten Moment hätte sie sich am liebsten für ihre eigene Dummheit geohrfeigt. Denn plötzlich begriff sie. Sicher, das Marshall-Anwesen wäre ein großartiges Versteck gewesen. Es war eine grandiose Idee von ihr gewesen. Aber sich mit einem der berühmt-berüchtigten Enkel einzulassen war wohl so ziemlich das Dümmste, was sie hätte tun können. Nur eine einzige Person hätte sie auf einem der Fotos mit Ethan erkennen müssen und ihrem Vater … Warum hatte sie nur nicht daran gedacht?
Vielleicht, weil sie zu sehr mit Ethan beschäftigt gewesen war.
Wie auch immer, sie hatte jetzt keine Zeit, sich selbst Vorwürfe zu machen. Dass ihr Vater wusste, wo sie war, machte sie fast wahnsinnig. Und dass er von ihr erwartete, ihre Beziehung zu Ethan zu benutzen, um Geld herauszuschlagen, ließ sie umso schneller packen.
Sie hätte ihrem Vater alles versprochen und allem zugestimmt, nur um ihn loszuwerden. Aber er würde erwarten, dass sie ihr Versprechen in die Tat umsetzte. Die Dollarzeichen, die in seinen Augen aufblinkten, als er sich auf dem Anwesen umgesehen hatte, waren ihr nicht entgangen. Er hatte mit einem Blick gesehen, was für eine einmalige Gelegenheit sich ihm hier bot. Und er würde diese Gelegenheit beim Schopfe packen.
Was bedeutete, dass ihr Vater sie von jetzt an nicht mehr in Ruhe lassen würde. Es ging nicht mehr um sie. Und es ging auch nicht mehr um das Geld, das sie ihm gestohlen hatte. Es würde ihm nicht reichen. Nicht, nachdem ihm klar geworden war, dass seine Tochter in einer Goldmine saß.
Und Ethan hatte womöglich ihr Gespräch belauscht. Sein Gesichtsausdruck hatte jedenfalls Bände gesprochen … Verdammt noch mal!
Aber sie konnte jetzt nicht auch noch an Ethan denken. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, und es ging auch gar nicht mehr um ihn.
Sie konnte nicht hierbleiben. Nicht jetzt.
Lily sah sich um. Sie hatte alles. Schnell schrieb sie noch eine Nachricht an Ray, dankte ihm für alles und teilte ihm mit, dass sie ihren Job kündigte. Tränen rannen ihr über die Wangen, als sie den Schlüssel zu ihrem Apartment aus ihrem Schlüsselring zog und zusammen mit den Stallschlüsseln auf den Tisch legte.
Warum hatten sie ihren Vater nicht einfach im Gefängnis behalten?
Mit einer Hand griff sie unter die Matratze, um den Umschlag hervorzuziehen, der ihre gesamten Ersparnisse enthielt. Es war nicht viel, aber es würde reichen, um Virginia zu verlassen. Ein Ziel würde sie sich später überlegen.
Mit einem letzten Blick durch den Raum schwang sie ihre Tasche über die Schulter. Sie war hier so glücklich gewesen.
Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spalt. Es war niemand zu sehen. Natürlich wäre es sicherer, bis heute Abend zu warten, aber dafür hatte sie keine Nerven mehr. Eilig lief sie
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